Die 11,7 Prozent Opposition: Sie versuchen den Spagat
Die Linke setzt in der Opposition auf Arbeitsteilung: Fraktionschef Udo Wolf soll für Kontinuität sorgen, Landeschef Klaus Lederer politisch angreifen.
Das war so ein Moment, den sich Klaus Lederer öfter wünscht: Der Landeschef der Linken forderte als einer der ersten den Rücktritt von Michael Braun als CDU-Justizsenator. Dann stellte er für die Opposition den Antrag, dem Zwölf-Tage-Senator kein Übergangsgeld zu gewähren. Nur zähneknirschend lehnte die SPD ab - aus Koalitionstreue mit der CDU. So stellt sich Lederer die Arbeit der Linken als Oppositionspartei vor: Den Senat immer wieder vor sich hertreiben.
Lederer sitzt im ersten Stock des Karl-Liebknecht-Hauses und lüftet. Trotzdem hängt Zigarettenrauch im leicht provisorischen Arbeitszimmer des Linkenchefs. Den 37-Jährigen stört es nicht. Für die Abteilung Attacke braucht es kein Designerbüro, sondern Ideen. Die Initiative Sexuelle Vielfalt ist so eine Idee. "Jahrelang habe ich mit Initiativen gesprochen, wir haben uns vernetzt, und nun steht im Koalitionsvertrag: Berlin ist eine Stadt der sexuellen Vielfalt." Für Lederer ein Erfolg. Sein Anspruch: Die Meinungsführerschaft in der Opposition.
Mit 11,7 Prozent blieb die Linke weit hinter ihren Erwartungen zurück, nun liegt sie in Umfragen sogar hinter den Piraten. Lederer weiß, dass die Linke ein Problem hat: "Wir sind noch immer die ehemalige Regierungspartei." Grüne und Piraten hätten es da leichter. "Die werden nicht sofort gefragt: Und was habt ihr in der Regierung dazu gesagt?"
Mit Piratenthemen will die Linke ihr Image aber nicht aufpeppen. "Das nimmt uns sowieso keiner ab." Allein auf soziale Gerechtigkeit will der Reformer Lederer aber auch nicht setzen. "Unser Markenkern ist der soziale Zusammenhalt, aber modern verstanden."
Arbeitsteilung geplant
Schall schluckender Teppichboden, großer Flachbildfernseher, schicke Sessel. Das Büro von Kathi Seefeld ist der Gegenentwurf zum Arbeitszimmer von Klaus Lederer. Auch politisch soll es künftig eine Arbeitsteilung geben. "Die Fraktion hält den Kontakt zu den anderen Parteien im Abgeordnetenhaus, der Landesverband organisiert die Debatte über eine neue linke Politik", sagt Seefeld, die Fraktions-Pressesprecherin. Man kann auch sagen: Fraktionschef Udo Wolf steht für Kontuinuität, Lederer für Angriff. Die Ex-Senatoren hat die Partei vorsichtshalber gleich in die zweite Reihe gestellt.
Eine schöne Strategie, gäbe es nicht den linken Parteiflügel. Für die Fundis steht Landeschef Lederer ebenso für den Schmusekurs gegenüber der SPD wie die Senatoren oder der Fraktionschef. Auch deshalb gibt es in einigen Kreisverbänden die Forderung nach einer Doppelspitze.
Die aber lehnt Lederer kategorisch ab. Der Ehrgeiz, die Linke aus dem derzeitigen Umfragetief zu holen, ist ihm anzumerken. Leicht wird der Spagat aber nicht. Und nicht immer wird ihm die CDU wie mit der Schrottimmobilienaffäre eine Steilvorlage geben.
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