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Dialekt im deutschen FernsehkrimiKommissar Mundart

Während jüngst die Falschmeldung die Runde machte, die EU wolle fremdländische TV-Ware nur untertitelt zulassen, leistet sich der deutsche Krimi Heimatklänge.

Ohne Rrrr: Wirt Höcki in "Lutter" . Bild: michael boehme/zdf

Es sieht in Krimis ja immer ganz lässig aus, wenn Ermittler ihre Pinnwände mit Crime-Scene-Close-Ups tapezieren. Manch einer der Cops streut sie gar nach Feierabend auf seinem Bett aus und pennt darauf ein. Anders Hauptkommissar Tauber (Edgar Selge): Der schläft schon lange nicht mehr ein, und statt Tatort-Fotos hat er Karteikarten aufgehängt, die minutiös den Ort des Verbrechens beschreiben. Er kann das Blut nicht mehr sehen.

Der aktuelle Fall war ein amtliches Massaker: Ein Ehepaar und ihr Sohn wurden zerlegt, die Tochter (Nadja Bobyleva) war über Nacht bei Freunden, und Tauber hat den Fehler begangen, ihr zu versprechen, den Fall aufzuklären. Also kippt er Koffeingetränke in sich hinein und wird immer dünnhäutiger. Professionalität sucht man beim Choleriker Tauber vergeblich, jeder Fall wird zu einer Zumutung, Kollegin Obermaier (Michaela May) versucht ihn gar aus dem Polizeidienst entfernen zu lassen.

Wunderbar, wie den Laborverwaltern und Alles-Checkern des "CSI"-Zeitalters im Münchner "Polizeiruf" immer wieder eine Art geballte Überforderung entgegengesetzt wird. Der Ermittler wird in die moderne Arbeitswelt geworfen, jetzt muss er sich alleine durchschlagen.

Der Bayerische Rundfunk ist ja sowieso sehr gut darin, in seinen Krimis dem Zeitgeist zu trotzen, ohne rückwärts gewandt zu wirken. Ist zum Beispiel auch das Mundartliche im deutschen TV-Krimi auf dem Rückzug - in Bayern pflegt man das örtliche Idiom. So werden regionale Eigenarten gewahrt, während die jeweiligen Ermittler doch auf höchst aktuelle Weise als Player einer globalisierten Welt in Szene gesetzt werden. Das lässt sich vortrefflich an den Wurstsemmelermittlern des Münchner "Tatorts" studieren - und jetzt auch an einer neuen Reihe mit Heimatkrimis. Zum Auftakt, am Samstag in "Freiwild", agiert recht überzeugend Thomas Schmauser mit fränkischem Dialekt als Hauptkommissar Haller in Würzburg. Im ersten Fall geht es um den Mord an einem Au-Pair-Mädchen aus der Dritten Welt, das im katholischen Milieu nicht nur auf Nächstenliebe gestoßen ist. Bald soll es in andere wenig medienaffine Regionen gehen.

Mundartlich und doch modern, ortsbezogen und doch variabel: Der BR macht vor, wie man geschickt das pseudomodernistische Profiler-Einerlei durchbricht. Bleibt zu hoffen, dass uns die Ermittler vom Münchner "Polizeiruf" noch erhalten bleiben. Mit der aktuellen Folge, vom "Rose"-Team Alain Gsponer (Regie) und Alex Buresch (Buch) als Psychokrimi über die Verwüstungen des Ermittleralltags in Szene gesetzt, schwindet indes die Hoffnung, dass Tauber noch lange durchhält. Am Ende malt der Einarmige im Sanatorium am See Landschaftsbilder.

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