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afghanistan-konferenzDezenter Druck mit Dollars

Die Gespräche über die politische Zukunft Afghanistans auf dem Petersberg bei Bonn sind zunächst schon dadurch ein Erfolg, dass sie stattfinden. Denn zum ersten Mal seit Jahren reden die zerstrittenen afghanischen Fraktionen überhaupt miteinander – und erstaunlich ist, dass noch keine der Gruppen mit öffentlichen Forderungen vorgeprescht ist, die nicht auch Bestandteil irgendeiner Verhandlungslösung sein könnten.

Kommentarvon SVEN HANSEN

Möglich wurde dies durch ein großes Interesse der internationalen Gemeinschaft. Sie hat offenbar ihre Lektion von 1989, als die Russen abzogen, gelernt: dass Afghanistan nicht sich selbst überlassen werden darf. Speziell der Druck der USA hat die Fraktionen nun dazu bewegt, ihre Delegationen nach Bonn zu schicken und sich nicht allein darauf zu konzentrieren, weitere Geländegewinne zu erzielen. Nach der Einnahme der letzten von den Taliban gehaltenen Städte könnte sich sonst der verheerende Machtkampf der Warlords wiederholen, der den Erfolg der Taliban Mitte der 90er-Jahre erst ermöglicht hat.

Noch ist die Gefahr nicht ausgeräumt, dass die Sieger von heute bald wieder aufeinander schießen. Denn weder sind die Kräfte der Nordallianz geeint noch die Paschtunenstämme. Dies zeigte sich vor der Bonner Konferenz, als sich die Gruppen bis zuletzt nicht auf ihre Delegationen einigen konnten. Die Auswahl der Verhandler gilt zu Recht als nicht repräsentativ.

Für den Erfolg der Bonner Konferenz und des nachfolgenden Friedensprozesses wird entscheidend sein, ob die politischen Führer der Afghanen aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und die Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung akzeptieren. Die internationale Gemeinschaft hat nicht nur ihre Bereitschaft zu erkennen gegeben, massive Aufbauhilfe bereitzustellen, sondern auch, sie notfalls als Druckmittel einzusetzen. Das soll die afghanischen Fraktionen zu Kompromissen zwingen, die selbst eine bewaffnete Friedenstruppe mit UN-Mandat vor Ort einschließen. Der Optimismus, den die Teilnehmer in Bonn verströmen, dient dabei vor allem dem diplomatischen Zweck, diesen Druck zu verbergen: Schließlich müssen alle Verhandler ihr Gesicht wahren. Ohnehin zeichnet sich bereits jetzt ab, dass eine grundsätzliche Einigung möglich sein wird. Die eigentlichen Schwierigkeiten werden hingegen bei der Umsetzung der Petersberger Beschlüsse auftreten. Das aber heißt auch: Als erster Schritt scheint die Petersberger Konferenz ein Erfolg zu werden.

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