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Deutschland im Juni 1967 Der Schah von Persien auf Deutschlandreise

Fotos: Peter Timm/Ullstein Bild, J. Henschel

Bahman Nirumand bei seiner Rede im Audimax der Freien Universität Berlin am 1. Juni 1967: Der heutige Publizist Nirumand musste 1965 aus Teheran flüchten. Am Vorabend des Schah-Besuchs in Berlin ist er als Vertreter der iranischen Auslandopposition Hauptredner einen Schah-kritischen Versammlung an der FU und ruft zu Protesten auf

Der Schah während seine Deutschlandreise bei einer Rede vor Deutschen und Iranern in Bonn: Der Schah von Persien reist vom 27. Mai bis zum 4. Juni Ende 1967 auf Einladung des Bundespräsidenten Heinrich Lübke durch Deutschland. Der seit 1941 regierende Schah steht wegen Menschenrechtsverletzungen, Folter und Unterdrückung Oppositioneller in der Kritik

Polizeiabsperrung am 2. Juni 1967 vor dem Schloss Bellevue im Berliner Tiergarten: Für die Regenbogenpresse und große Teile der deutschen Gesellschaft ist der Besuch des Schahs und seiner Ehefrau Farah Diba vor allem ein Glamour-Ereignis

Die Studentin Friederike Hausmann bemüht sich um den von einer Polizeikugel getroffenen Benno Ohnesorg: Während der Schah in der Deutschen Oper eine Aufführung der „Zauberflöte“ besucht, ­attackiert draußen die Polizei Gegendemonstranten. Ohnesorg, der mit anderen auf einen Hinterhof geflohen war, wird dort von dem Polizisten Karl-Heinz Kurras von hinten erschossen

Studenten demonstrieren vor dem Rathaus Schöneberg: Am Nachmittag des 2. Juni besucht der Schah den damaligen Sitz des Westberliner Senats. Draußen protestieren Hunderte gegen den Empfang

Jubelperser vor dem Rathaus Schöneberg: Aber auch Anhänger des persischen Herrschers sind zahlreich vertreten. Der Begriff „Jubelperser“ geht in die Geschichte ein

Ein Sommer in Berlin: Am Rande des Schah-Besuchs kommt es am 2. Juni an vielen Orten zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten

Ein Sommer am Wasser: Die meisten Deutschen machen sich ein Bild von den Ereignissen nur durch Zeitungslektüre

Anhänger des Schah schlagen in Berlin vor dem Rathaus Schöneberg mit Stöcken auf Demonstranten ein: Am Nachmittag des 2. Juni eskaliert die Lage. Schah-Anhänger prügeln ungehindert von der Polizei auf Schah-Gegner ein, später gehen auch Polizisten auf Pferden und mit Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor

Gäste im Berliner Restaurant „Arosa“, 1967: Im Nachkriegsberlin hatte sich Ende der 60er Jahre eine gehobene Mittelklasse gebildet, weitab aller studentischen Proteste.

Arbeiterinnen bei der Herstellung von Messgeräten der Firma Hartmann & Braun in Frankfurt am Main, 1967: Wegen einer Wirtschaftsflaute geht die Zahl der Beschäftigten erstmals in den 60er Jahren zurück. Die Arbeitslosenquote verdreifacht sich binnen einem Jahr von 0,7 auf 2,1 Prozent – was aber immer noch deutlich unter heutigen Werten liegt. Allerdings sind auch die Löhne gering. Eine Industriearbeiterin verdient 1967 im Schnitt knapp 600 D-Mark pro Monat.

Schah Reza Pahlevi mit dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Heinz Kühn, beim Besuch des Kernforschungszentrums Jülich am 30. Mai 1967: Schon in den 60er Jahren zeigt sich das damalige Regime in Teheran interessiert an den Möglichkeiten der Atomkraft. 1967 lieferten die USA einen Forschungsreaktor in den Iran.

Attentatsversuch: Kriminalbeamte untersuchen einen Pkw, der am 3. Juni ferngesteuert die Kolonne des Schahs auf dem Weg zum ­Berliner Flughafen Tempelhof rammen sollte

Fahndungsaufruf: Unbekannte haben am 1. Juni 1967 an einer Wartehalle der BVG ein Protestflugblatt aufgehängt, auf dem dem Schah Mord vorgeworfen wird

Demonstration auf dem Kurfürstendamm in Berlin, 21. Oktober 1967: Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) protestiere 1967 vor allem gegen den US-Krieg in Vietnam. Aktionen gegen den Schah-Besuch, so hieß es, würden davon nur ablenken.

Deutsche Urlauberin in Italien: Ferien im Süden, davon träumten 1967 die Deutschen. 880.000 buchten in dem Jahr eine Pauschalflugreise. Italien war nach Österreich das beliebteste Ziel. Aber Spanien war schwer im kommen – obwohl dort das faschistische Regime von General Francisco Franco an der Macht war.

Links: In einem Autokorso wird der Leichnam von Benno Ohnesorg am 8. Juni von Westberlin über die Transitstrecke durch die DDR in seine Heimatstadt Hannover überführt: Tausende Trauernde verabschieden Ohnesorg trotz eines Demonstrationsverbots am Grenzübergang Dreilinden

Oben: Bei Offenbach treffen sich im Jahr 1967 Autobesitzer, um ihre Fahrzeuge am Ufer des Main zu waschen

Trauerzug von Berliner Studenten für Benno Ohnesorg am 8. Juni 1967 in der Garystraße, unweit der Freien Universität in Berlin-Dahlem.

Daheim ist es doch am schönsten: typische Einrichtung eines Wohnzimmers

Mit einem Autokorso protestieren Studenten nach dem Tod von Benno Ohnesorg am 4. Juni in der Joachimsthaler Straße, Ecke Kurfürstendamm

Büroeinrichtung im Jahr 1967

Behinderung eines Teams des US-Fernsehens durch die Berliner Polizei während der Proteste vor der Deutschen Oper am 2. Juni 1967.

Protest von Studenten am Berliner Messegelände am 13. Juni 1967: Weil die Bild und andere Blätter des Springer-Verlages gegen die Studenten gehetzt haben, ist die Forderung nach einer Enteignung des Verlages allgegenwärtig.

Hausbar in einem Keller mit Holzverkleidung und einer modernen Gas­zentralheizung: Der Partykeller gilt seit den 60er Jahren als Statussymbol

Happening von Mitgliedern der Kommune 1 auf dem Kurfüstendamm nach der Entlassung ihres Mitbewohners Fritz Teufel us der Untersuchungshaft: Spontis feiern eher auf der Straße als im Keller

Zu Beginn der Bundesliga­saison galt Eintracht Braunschweig noch als Abstiegskandidat. Am 3. Juni aber, dem letzten Spieltag, schlägt die Eintracht den 1. FC Nürnberg 4:1 und wird mit zwei Punkten Vorsprung vor dem TSV München 1860 Deutscher Fußballmeister. 50 Jahre später scheitert Braunschweig in den Relegationsspielen um den Wiederaufstieg in die Bundesliga. Benno Ohnesorg hatte 1963 in Braunschweig sein Abitur nachgeholt.

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