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Deutsches Rüstungsgeschäft mit ÄgyptenAls Gastgeschenk gab's 330 Raketen

Zwei Wochen nach Merkels Besuch in Kairo informiert die Bundesregierung: Ägypten darf hunderte Lenkflugkörper vom Bodensee kaufen.

Handshake: Merkel und al-Sisi während ihres Treffens in Kairo am 2. März Foto: reuters

Berlin taz | Anfang März besuchte Angela Merkel den ägyptischen Machthaber Abdel Fattah el-Sisi. Nun wird bekannt, welches Gastgeschenk die Kanzlerin mit nach Kairo brachte: Unter ihrer Leitung hat der Bundessicherheitsrat jüngst den Export von 330 Sidewinder-Raketen an die ägyptische Luftwaffe genehmigt. Das geht aus einem Schreiben von Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) an den Bundestag hervor, das der taz vorliegt.

Hersteller und Verkäufer der Lenkflugkörper ist die Firma Diehl Defence mit Sitz in Überlingen am Bodensee. Die Sidewinder sind sogenannte Luft-Luft-Raketen, also für Angriffe durch Kampfjets auf andere Flugzeuge konstruiert. Über den Preis der Waffen gibt die Bundesregierung keine Auskunft. Im Vorjahr war Ägypten mit einem Genehmigungsvolumen von 400 Millionen Euro der viertbeste Kunde der deutschen Rüstungsindustrie.

Der Bundestagsabgeordnete Jan van Aken (Linkspartei) kritisiert die Genehmigung. „Das ist alles nur noch eine Farce. Merkel reist nach Ägypten, verspricht einen 500-Millionen-Euro-Kredit und das Sisi-Regime kauft im Gegenzug hunderte deutsche Raketen. Da ist jeder moralische Kompass verloren gegangen“, sagte er der taz. Merkel hatte der ägyptischen Regierung während ihres Besuchs einen entsprechenden Kredit zugesagt.

Deals mit Saudis und den Emiraten

Weitere Exportgenehmigungen erteilte die Bundesregierung für Rüstungsgeschäfte mit zwei anderen Nahostländern. Rheinmetall darf Teile eines Gefechtsübungszentrums an die Vereinigten Arabischen Emirate liefern. Eine erste Teillieferung im Wert von 8,4 Millionen Euro hatte der Bundessicherheitsrat schon im Herbst 2016 genehmigt, nun folgen weitere Komponenten im Wert von 34,7 Euro.

Die Lürssen-Werft aus Bremen darf erneut zwei Patrouillenboote an Saudi-Arabien liefern. Insgesamt hat Riad 48 der Schiffe bestellt, die seit vergangenem Jahr Stück für Stück ausgeliefert werden. Eine erste Exportgenehmigung hatte die Bundesregierung im Sommer 2016 erteilt. Nach offiziellen Angaben sind die Boote für den saudischen Küstenschutz vorgesehen; das Geschäft ist jedoch besonders umstritten, da Saudi-Arabien im Jemen-Krieg unter anderem Schiffe für eine Seeblockade einsetzt. Auch Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligen sich an dem Krieg.

Eine weitere Lieferung erhält Saudi-Arabien von Airbus. Hier geht es um ein Radarsystem vom Typ Spexer, das zur Grenzsicherung eingesetzt werden kann. Für dieses Geschäft hat die Bundesregierung eine Genehmigung zur „vorübergehenden, wiederholten Ausfuhr“ erteilt. Damit könnte es sich um eine Lieferung im Rahmen von Test- oder Wartungsmaßnahmen handeln.

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10 Kommentare

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  • Irgendwann fliegen die Dinger noch in Richtung Europa...

  • Und Rheinmetall baut eine Panzerfabrik in der Türkei. Damit wird die Sache RUND...........

  • Sehr gut.

     

    Schließlich geht es auch um deutsche Arbeitsplätze und wenn Deutschland die Lenkflugkörper nicht liefert tut es eben ein anderer.

  • aber die arbeitsplätz'

    aber die arbeitsplätz'

    aber die arbeitsplätz'

    aber die arbeitsplätz'

    aber die arbeitsplätz'

    aber die arbeitsplätz'

  • Wo sind jetzt eigentlich die Kommentatoren, die sonst immer betonen, es gäbe eine "Westliche Wertegemeinschaft", die D. besonders verteidigt?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Diese Wertegemeinschaft wird in besonderer Weise von unserem Bundenfinanz proklamiert.

      Wobei ich derzeit lese "Der Grexit und die linken Geisterfahrer" in LM diplomatique März 2017.

  • Konsequenter Rechtsbruch dieser GroKo. Und niemand greift ein.

    Herr Maas, wenn Sie noch Herr Ihrer Sinne sind, treten Sie aus der SPD aus. Eine Schande für die alte Tante SPD ! Das AWG wird konsequent gebrochen.

  • Ah,daher weht der Wind.Gabriel hat das doch sonst immer so schön eingefädelt.Aber sie kann das natürlich auch.Die alte Despotenschmeichlerin.Ja,Flüchtlinge können in dem Fall auch für Umsatz sorgen,also die nichtgeflüchteten Flüchtlinge natürlich.

    • @Markus Müller:

      Die CDU ist schon seit sehr langer Zeit und über viele Skandale mit den Rüstungslobbyisten verbandelt. Es wäre nicht das erste Ereignis, bei dem in Regierungsfliegern Rüstungslobbyisten an Ort und Stelle geflogen würden. Konservative aus Union und SPD sowie Erzkonservative aus der AfD verkaufen doch all zu gerne die deutschen Waffen. Für die Folgen (Flüchtlinge) wollen die nur nicht aufkommen.

       

      Für die Waffenexporte sollten weltweit 200 % Aufschlag auf die Verkaufspreise für die Versorgung von Flüchtlingen erhoben werden.

       

      Und wieder werden diejenigen, die es nicht einmal fordern wollen, dan auch noch krähen, dass das nicht weltweit durchsetzbar sei und - oh wie schrecklich - einen weltweiten Rüstungsrückgang zur Folge hätte.

      • @Celsus:

        Ja,da hams recht!