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Deutsche U-Boote auf dem Weg nach Zypern?

■ Unterseeboote für die Türkei beeinflussen das fragile Gleichgewicht mit der Mittelmeerinsel

Berlin (taz) – Mit U-Booten kann die Türkei keine protestierenden Kurden beschießen – diese Weisheit mag eine Rolle gespielt haben, als der Bundessicherheitsrat dem Export der deutschen Unterwasserfahrzeuge zustimmte. Auf den ersten Blick erscheint der Export von Waffen, die zur Bekämpfung der eigenen Bevölkerung denkbar ungeeignet sind, an einen Nato-Partner unbedenklich zu sein. Tatsächlich sind jedoch auch die außenpolitischen Beziehungen der Türkei mit Griechenland und Zypern schwer belastet.

Seit 1974 halten türkische Truppen den Norden der Insel Zypern besetzt, eine dort 1983 begründete „Türkische Republik Nordzypern“ ist lediglich von Ankara anerkannt worden. Gleichwohl sind deutsche Militärfahrzeuge bei der türkischen Armee auf Nordzypern im Einsatz, ebenso wie die Technologie anderer Nato-Partner.

Ein bewaffneter Konflikt zwischen Zypern, Griechenland und der Türkei gilt als Alptraum-Szenario der Nato. Zypern und die Türkei unterhalten keinerlei diplomatische Beziehungen. In jüngster Zeit kam es zwischen beiden Staaten wegen der geplanten Stationierung russischer Raketen auf der Insel zu schweren Spannungen, die bis zu einer Kriegsdrohung durch Ankara gingen. Zypern verzichtete schließlich angesichts internationalen Drucks auf die Raketen.

Deutsche U-Boote für die Türkei werden keine neuen Spannungen zwischen den Staaten hervorrufen – dafür ist das internationale Gewicht Zyperns zu gering und das der Türkei zu groß. Doch sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, daß es in Zukunft zu einem neuen bewaffneten Konflikt kommt, könnten die deutschen U-Boote zum Einsatz kommen. klh

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