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Deutsche Türkei-BerichterstattungErdogan-Berater droht den Medien

Ein Berater des türkischen Ministerpräsidenten fühlt sich und sein Land verunglimpft. Ein Teil der deutschen Medien berichte regierungsfeindlich, schreibt er in einer Kolumne.

Steht nicht gern in schlechtem Licht: Recep Tayyip Erdogan. Bild: dpa

ISTANBUL dpa | Ein Berater des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan droht deutschen Medien wegen der aus seiner Sicht zu kritischen Berichterstattung. Man habe zur Kenntnis genommen, dass „ein Teil der deutschen Medien“ regierungsfeindlich berichte, schrieb Erdogan-Berater Yigit Bulut in seiner am Montag in der regierungsnahen Zeitung „Star“ veröffentlichten Kolumne.

Diese Medien würden noch lernen, dass niemand „den türkischen Staat, die Regierung, den Ministerpräsidenten so schamlos angreifen“ dürfe. Namentlich nannte Bulut keine Medien.

Mitte Mai war der Türkei-Korrespondent des Magazins Der Spiegel, Hasnain Kazim, nach Berichterstattung über das Grubenunglück in Soma in die Kritik geraten. Auch andere westliche Medien wurden in der Vergangenheit von der Regierung kritisiert. Am Samstag war der Korrespondent des US-Senders CNN, Ivan Watson, vorübergehend festgenommen worden, während er bei einer Live-Schalte vom Istanbuler Taksim-Platz berichtete.

Bulut fiel in der Vergangenheit häufiger mit scharfzüngigen Thesen auf. Im April forderte er, die Türkei solle die Beziehungen zu Europa „schleunigst beenden“. Bulut warnte zuvor, fremde Mächte wollten Erdogan durch Telekinese, also durch übersinnliche Methoden, töten.

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4 Kommentare

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  • Was ist eigentlich ein "Erdogan-Berater"?

    Man liest von diesem Spinner Yigit Bulut ja ofter in den Medien, was der wieder verzapft hat, aber hat der wirklich Einfluss auf Erdogan?

    Nicht, dass ich Erdogan irgendwie verteidigen wolle, aber ich denke schon, dass man den Begriff des Beraters hier erstmal definieren muss, um irgendeine Aussage über Erdogan zu bekommen. Dass Erdogan eine Zumutung für Teile der türkischen Bevölkerung ist, steht ganz außer Frage. Nur, wenn er sich tatsächlich in die Medienwirtschaft anderer Staaten einmischen will, dann wird es allmählich mal Zeit, daran zu erinnern, dass die Türkei ebenso wie die BRD Mitglied der NATO sind. Ich weiß nicht, ob ein Verteidigungsbündnis sinnvoll ist mit solchen Mitgliedern.

  • Ogottogott! Dieser Herr Erdogan ist doch eine Incarnation `göttlichen Willens´ !!

    Frau/Mann so tut gut daran, seinem Willen Folge zu leisten- oder es droht die Verbannung in die ewige Hölle!

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    Naja? Was solls? Die Türkei sekundarisiert sich im globalen Zusammenhang... Und fressen ihre Opfer... wie einst der Moloch Carthago´s ...

  • Erdogan und seine Truppen drohen nicht, sie machen ernst. Wenn es nur darum ginge, Raki und Bira teuer zu machen - sie wollen mehr.

    Da liegt das Problem: Sie wollen die islamisierte Türkei haben, wollen die Republik anders haben. Autoritär und mit Wahlunterbrechungen, im Grunde wollen sie ein anderes Land. Dass eine Avant-Garde vom Gezi-Parki sie international bloß stellen kann, das sprich für sich.

    Diese Regierung will die Pseudo-Demokratie aus der islamischen Richtung, nachdem man jahrelang ein Demokratie von Gnaden der Militärs hatte. Das ist Rückschritt, das ist die Türkei 2014.

  • "Im April forderte er, die Türkei solle die Beziehungen zu Europa „schleunigst beenden“." Ich bin da absolut für!