piwik no script img

Deutsche RüstungsindustrieExportrekord für Kleinwaffen

Für Kleinwaffen und Munition im Wert 135 Millionen Euro gab es 2013 Ausfuhrgenehmigungen der Regierung. Ein besonders großer Abnehmer ist Saudi-Arabien.

Das könnten deutsche Gewehrläufe sein: saudische Soldaten beim Kampftraining. Bild: reuters

BERLIN dpa | Die Exporte von Kleinwaffen aus Deutschland sind im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchststand gestiegen. Die Bundesregierung – damals noch aus Union und FDP – genehmigte 2013 Ausfuhren von Waffen und Munition für 135 Millionen Euro, was einer Steigerung von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Alleine nach Saudi-Arabien gingen Gewehre und Maschinenpistolen für 35 Millionen Euro. Das geht aus Antworten der Bundesregierung auf Anfragen der Linksfraktion im Bundestag hervor, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegen und über die zuerst die ARD berichtete.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel kündigte strengere Prüfungen bei Waffengeschäften an. „Wir müssen dort wesentlich zurückhaltender sein“, sagte der SPD-Chef der „Tagesschau“. Für den aktuellen Kleinwaffen-Rekord sei aber noch Schwarz-Gelb verantwortlich: „Ich kann leider nicht die alten Entscheidungen rückgängig machen.“

Als Kleinwaffen gelten neben Gewehren und Maschinenpistolen auch Handgranaten oder tragbare Raketenwerfer. Der Export ist umstritten, weil damit in Bürgerkriegen oder internationalen Konflikten besonders viele Menschen getötet werden – nach Schätzungen weltweit 400.000 pro Jahr.

Exporte nach Saudi-Arabien gelten wegen der Menschenrechtslage dort als besonders brisant. Die Bundesregierung betonte, dass sie bei ihrer restriktiven Exportpolitik bleibe. „Das gilt ausdrücklich auch für Kleinwaffen“, sagte ein Sprecher von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

Regierungssprecher Steffen Seibert verwies darauf, vor Genehmigungen müssten immer im Einzelfall das jeweilige Lieferland, die Menschenrechtslage oder die Einsatzmöglichkeiten der Waffen genau betrachtet werden. „Das ist das, was die Bundesregierung, diese und vergangene, geleitet hat.“

Die Linke kritisierte die Exportpolitik der Regierung dagegen scharf. „So deutlich und schonungslos zeigt sich die Brutalität der deutschen Außenpolitik nur selten“, sagte der Außenexperte Jan van Aken. „Exporte von Kleinwaffen bringen ganz direkt Tod und Leid über viele Menschen in der Welt. Und es sind genau die Waffen, mit denen Diktatoren ihr Volk unterdrücken.“

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Wieder nur Unsachlichkeit:

     

    Die Gewehre im Artikelbild sind östr. SSG96 von Steyr.

     

    Ansonsten haben die Saudis doche schoen eien komplette FAbrik für HK HAndwaffen gekauft.

     

    Und die "Begründung" für die Gfährlichkeit von "Kleinwaffen" deutet immer noch auf einen mangelnden Willen zur sachlichen Durchdringung des Themas.

     

    Denn in allen Konflikten zwischen bewaffneten Parteien -auch Bürgerkriegen- sind die durch Handfeuerwaffen verursachten Verluste extrem gering bis maximal ca. 30 %, was schon Ausnahme ist. Die übliche Verletzung wird durch Brandmittel und Splitter verursacht; immer!

     

    Größere Opfer durch Handfeuerwaffen kommen nach Untersuchungen des IKRK nur bei Massakkern an Unbewaffneten zustanden, wenn die Zivilisten nicht flüchten können....

     

    Kleinwaffen sind alles bis zum Mörser 60 mm, wer über diese merkwürdige Klassenbildung nachdenken will.

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • 5G
    5393 (Profil gelöscht)

    Zigarettenpackungen werden mit Warnhinweisen bedruckt und zukünftig mit Horrorwarnbildern. Die Fürsorge gegen relativ harmlose Glimmstengel wirkt ziemlich grotesk. Auf die Waffen aller Art gehören längst die Bilder zerfetzter Opfer und auch ganz dick auf die Geschenkpackungen dafür. Ein Grund überhaupt nicht zu wählen, die Versäumnisse sind Vollverpeilungen.

  • Nicht geliefert werden soll in

    - Bürgerkriegsgebiete

    - Krisengebiete

    - Gebiete mit brisanter Menschenrechtslage.

    Bleibt noch das Inland übrig als Absatzgebiet.

  • "Kleinwaffen" klingt so schön harmlos, dabei sind dies die wirklichen Massenvernichtungswaffen, weil sie massenhaft verkauft und eingesetzt werden.

    • @Uwe Lorenzen:

      Insbesondere, da Kleinwaffen ja suggeriert, da würden kleine (aber natürlich auch tödliche) Handfeuerwaffen vertickt. Nein, bei "Kleinwaffen" handelt es sich meist um automatische Maschinengewehre.