Deutsche Olympia-Bewerbung: Hamburgs SPD will unbedingt aufs Treppchen
Eine gemeinsame Bewerbung von Hamburg mit Berlin ist vom Tisch. Die SPD will an Olympia festhalten – und bringt eine Solo-Bewerbung ins Gespräch.
Die Reaktion darauf folgte prompt: Während sich die CDU damit durchaus anfreunden kann, ist nicht nur die Linke empört. Auch die mitregierenden Grünen halten nichts vom Vorschlag des Sozialdemokraten.
Hamburg bereite sich auf alle Eventualitäten vor, sagte Holstein am Montag dem NDR – auch auf den Fall, dass sich Berlin allein bewerben könnte. „Wir würden nicht sofort sagen: ‚Gut, dann sind wir raus‘“, sagte Holstein dem NDR. Eine eigene Bewerbung Hamburgs für einen solchen Fall will er demnach auch nicht ausschließen.
„Wir würden uns dann mit dem Thema in jedem Fall beschäftigen. Weil wir Erfahrungen gemacht haben mit der Olympia-Bewerbung für die Spiele, die jetzt gerade stattgefunden haben“, sagte Holstein im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris – für die sich vor zehn Jahren auch Hamburg bewerben wollte.
IOC will nur eine Stadt aus Ausrichterin
Seit 2023 versuchen der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und interessierte Städte für eine erneute Olympiabewerbung zu werben. Auch wenn zumindest bis zu den Spielen in Paris die öffentliche Begeisterung dafür ausblieb – zu den Informationsveranstaltungen kam kaum jemand –, galt es bis Anfang Dezember als ausgemacht, dass nicht eine deutsche Stadt allein ins Rennen geschickt wird. Stattdessen solle es ein Tandem sein. Sowohl die Hamburger als auch die Berliner Landesregierung hatten in der Vergangenheit für eine gemeinsame Bewerbung geworben.
Auf Druck des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) verabschiedete sich der DOSB jedoch Anfang Dezember von diesem Bewerbungskonzept. „Wir wissen vom IOC, dass der Großteil der Athletinnen und Athleten in einem Olympischen Dorf unterkommen und sich dort begegnen können soll, das sogenannte ‚One Village‘-Konzept“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert.
Der SPD-Staatsrat sieht darin kein Problem, auch wenn die Tandem-Bewerbung immer wieder angeführt wurde, um die Kosten niedrig zu halten – durch die Sportinfrastruktur beider Städte müsse kaum etwas neu gebaut werden. Das müsse Hamburg aber auch bei einer Einzelbewerbung nicht. Seine Zauberlösung: „Temporäre Stadien“. Ob das eine finanziell durchdachte Aussage ist, bleibt allerdings offen – ein konkretes Konzept für die Spiele in Hamburg liegt noch nicht vor.
An der Kostenfrage scheiterte jedoch auch der letzte Versuch einer Olympiabewerbung Hamburgs. 2015 entschied sich eine knappe Mehrheit der Hamburger:innen in einem Referendum gegen die von SPD, CDU, Grünen und FDP unterstützte Bewerbung – auch weil unklar war, wie viele Milliarden die Spiele die Stadt letztlich gekostet hätten.
Hamburgs Grüne gegen Einzelbewerbung
Holsteins Vorstoß kommt zu Beginn des entscheidenden Jahres für eine erneute deutsche Olympiabewerbung. Im Frühjahr wird die Spitze des über die Bewerbungen entscheidenden IOC neu gewählt, im Sommer will der DOSB seine Präferenz für eine der deutschen Städte bekannt geben und im Winter die offizielle Bewerbung für die Austragung 2036 oder 2040 einreichen. Neben Hamburg und Berlin sind derzeit noch München und Düsseldorf im Gespräch.
Während die CDU die Idee einer Olympia-Bewerbung Hamburgs schon lange unterstützt, stehen Linke und Grüne dem Vorhaben kritisch gegenüber. Die Linke ist ohnehin strikt dagegen, bei den Grünen war man sich über eine Doppelbewerbung mit Berlin uneins. Allein sei eine Bewerbung aber keine Option, sagt die Landesvorsitzende und sportpolitische Sprecherin der Bürgerschaftsfraktion, Maryam Blumenthal. „Für uns ist klar: Eine Bewerbung für Olympia geht nur gemeinsam mit Berlin und unter aktiver Beteiligung der Stadtbevölkerung“, sagt sie auf taz-Nachfrage.
Die Linke befürchtet vor allem ausufernde Kosten, insbesondere bei einer Ausrichtung in nur einer Stadt. „Die enormen Kosten bleiben bei den Olympiastädten und -ländern hängen“, sagt die sportpolitische Fraktionssprecherin Heike Sudmann. „Bei einer gemeinsamen Bewerbung mit Berlin werden es weniger, bei einer alleinigen Bewerbung werden es mehr Gelder sein, die Hamburg zur Verfügung stellen muss.“ Das sei aber an anderer Stelle besser aufgehoben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pressekonferenz in Mar-a-Lago
Trump träumt vom „Golf von Amerika“
Bürgergeld-Populismus der CDU
Die Neidreflexe bedient
Verkehrsranking
Das sind die Stau-Städte
Anbiederungen an Elon Musk
Der deutsche Kriecher
Religionsunterricht
Deutschlands heilige Kuh
Habeck-Werbung in München
Grüne Projektion