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Deutsch für Ausländerfeinde

Was ist ein „Schübling“? Im Allgäu, im Voralbergischen oder in der Schweiz stand das Wort seit ewigen Zeiten für eine bestimmte Art von Würsten. Auch der Duden kennt es nur in dieser Bedeutung. Aber der Duden irrt. Wer nach Deutschland (oder Österreich) einreist und dort nicht willkommen ist oder wenigstens ausländerrechtlich geduldet wird, muss damit rechnen, ebenfalls ein „Schübling“ zu werden. So heißen im Polizeideutsch Abschiebehäftlinge. Das Wort haben sich dieselben Beamten ausgedacht, die jetzt Jagd auf vorher vollkommen unbekannte Ausländerfeinde machen dürfen. Haltet den Dieb. Oder wenigstens die Helfershelfer, die nicht immer Glatzen sind – zum Beispiel die Lufthansa. Das hat sich die Initiative „Stop Deportation Class“ zum Ziel gesetzt, die auf der Jahreshauptversammlung der deutschen Airline in diesem Juni einiges Aufsehen erregt hat. Am Ende der Tumulte im Saal versprach der Lufthansa-Chef den Demonstrierenden immerhin, mit der Regierung über die Abschiebung von Flüchtlingen per Flugzeug zu verhandeln. Aus der allgemeinen Beförderungspflicht der Lufthansa folgt nämlich keineswegs die Pflicht, Personen zu befördern, die gar nicht befördert werden wollen. Über alles, was die Initiative sonst noch weiß und weiter plant, gibt die Website unter www.deportation-alliance.com/lh/ Auskunft, Überschrift: „Ein Albtraum vom Fliegen“. niklaus@taz.de

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