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Der sonntaz-StreitLeinenzwang für Hunde?

Hunde, die Spaziergänger umtänzeln. Hunde, die nur spielen wollen. Und die manchmal beißen – 655 Mal im vergangenen Jahr allein in Berlin.

Wie fühlt sich ein Mensch, der unter Canophobie, der Angst vor Hunden, leidet? Bild: dpa

„Der eigene Hund macht keinen Lärm, er bellt nur“, schrieb Kurt Tucholsky. Der eigene Hund folgt auch aufs Wort und will einfach spielen – nur die anderen Hunde ärgern Kinder, Spaziergänger und Radfahrer.

In München, Hamburg und Niedersachsen darf der beste Freund des Menschen nicht mehr frei laufen, in Berlin ist es vielleicht auch bald so weit – bis Ende des Jahres will der Senat einen Gesetzesentwurf vorlegen, der die Leinenpflicht neu regeln soll. Hundehalter fühlen sich bevormundet und verweisen auf die artgerechte Haltung der Tiere. Aber heißt artgerecht wirklich, dass der Schäferhund am Badesee über Handtücher preschen und drei Kinder umrennen muss?

Leinenpflicht kann auch für Hunde mehr Sicherheit bedeuten. Sicherheit vor ihren eigenen Besitzern, die sich und den Hund überschätzen. Die Gefahr für das Tier, von einem Auto angefahren zu werden, mit der Pfote in die Speichen eines Fahrrads zu geraten oder von einem anderen Hund gebissen zu werden, sinkt durch eine Leinenpflicht. Welcher Hundehalter zuckt innerlich nicht zusammen, wenn ein 80-Kilo-Brocken auf den kleinen Liebling zuläuft. „Der tut nichts!“, ist in solchen Fällen eine oft gehörte Beschwichtigung, der nur mit Misstrauen begegnet werden kann: Alleine in Berlin gab es im vergangenen Jahr 655 Hundebissverletzungen.

taz am wochenende

Die Antworten auf den sonntaz-Streit lesen Sie am 12./13. Oktober 2013 in der taz.am wochenende. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

Wie fühlt sich ein Mensch, der unter Canophobie, der Angst vor Hunden, leidet? Wie traumatisierend ist es, wenn man von seiner Phobie verfolgt wird, während man im Park joggen geht? Sollte man hier nicht etwas mehr Rücksicht nehmen?

Aber für wen würde die Leinenpflicht gelten? Für alle Hunde? Für einzelne Rassen? Oder nur für große Hunde, wie in München? Was ist dann mit Begleit- und Therapiehunden? Das sind ja eher selten Chihuahuas.

Viele Hundehalter sehen das Problem nicht im Leinenzwang auf dem Bürgersteig, sondern darin, dass immer mehr städtische Hundeauslaufzonen, in denen Mensch und Tier aufeinander treffen, mit einer Leinenpflicht belegt werden. Hier wird signalisiert, dass Hunde in der Stadt nichts verloren haben. Wäre ein „Hundeführerschein“ die bessere Lösung? Aber: Wer kontrolliert das alles?

Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom 12./13. Oktober. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit dem Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Oder schicken Sie uns bis Mittwoch, 9. Oktober, eine Mail an: streit@taz.de

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39 Kommentare

 / 
  • RW
    Rainer Winters

    Hunde nicht nur anleinen zu müssen, sondern sie aussterben zu lassen: Hier eine Analagie:

     

    Eine abstrakte Analogie zur Verdeutlichung:

     

    Uran ist gut. Es ermöglicht Strom aus Atomkraft. Uran ist schlecht, weil der Mensch keine Mittel gefunden hat, die Gefahren im Zaum zu halten. Trotzdem wird Uran genutzt. Was lernt der Mensch daraus?

     

    Gibt es Alternativen zum Uran? Ja!

     

    Gibt es Alternativen zu Schäferhunden? Ja!

     

    Gibt es Alternativen zu Bienen als Bestäuber: Kaum.

     

    Schließlich: Für alle diejenigen, die mit Tieren besser zurechtkommen als mit Menschen, würde das im Zweifel bedeuten, dass sie lernen müssen, auch mit Menschen zurechtzukommen. Das dürfte manchen Zeitgenossen schwer fallen.

     

    Wieso geben Hunde anerzogene bedingungslose Liebe? Das machen sie, so lange das Fresschen stimmt.

     

    Wahrscheinlich verhalten sich diese Tierbesitzer ihrem Arbeitgeber genauso unterwürfig wie ihr eigenes Tier ihnen gegenüber: Wessen Brot ich ess‘, dessen Lied ich sing. Im Alltag geben sie sich kuschelig, aber wehe, es gibt eine andere Meinung oder gar Gegenwehr… Hundebesitzer kämpfen härter!

     

    Und genau diesen harten Kampf werden die Hundebesitzer all denen liefern, die etwas gegen ihre aggressiven Kreaturen sagen.

     

    In der Natur ihrer Aggression liegt die anti-autoritäre und autonome Wesenart ihre Hunde so wenig anzuleinen wie nur eben möglich.

  • RW
    Rainer Winters

    Hierzu dieser aktuelle Bericht aus der Stadt Mainz, in der zahllose Hunde (v. a. im Stadtwald) unangeleint herumlaufen und die Stadtverwaltung die Bürger dazu aufruft die Anleinpflicht durchzusetzen:

     

    Freilaufende Hunde: Stadtverwaltung Mainz umgeht Amtspflicht mit Aufruf zu Zivilcourage

     

    http://www.scharf-links.de/63.0.html?&tx_ttnews[cat]=44&tx_ttnews[tt_news]=41070&cHash=993c27028e

     

    Aber die wahren Hintergründe dieser Diskussion sind doch ganz andere: Warum überhaupt eine Anleinpflicht? Weil Hunde von jetzt auf gleich Menschen und Tieren gefährlich werden (können). Und genau darum behaupte ich, dass für Hunde dasselbe gelten darf wie für anatolische Halbesel (Equus hemionus anatoliensis): Sie dürfen aussterben und wir sollten dies als Gesellschaft unterstützen. Jedes Jahr sterben ja viele Tierarten aus.

     

    Wenn Hunde so wild und aggressiv sind, fungieren sie oft als Waffe. Dies gilt im Deutschland v. a. für Schäferhunde. Leben in einem Land zu viele Menschen auf einem km² wie in Deutschland, grenzen sich die Leute wegen der Enge ab - mit Hilfe ihres kleinen süßen Wolfes. Sie werden von ängstlichen Zeitgenossen zum Schutz vor „bösen“ Menschen eingesetzt. Auch auf Spaziergängen fungieren Hunde oft als abgrenzende Waffe. Der nicht angeleinte Hund als Symbol des eigenen sich ewig ausbreitenden Egos.

     

    Sollten Hunde aber nicht abzuschaffen sein, sollten zumindest Schäferhunde als Kampfhund deklariert werden und ihr Besitz einen Waffenschein verlangen.

  • Wenn ich diese Kommentare sehe, dann wird mir ganz schlecht. Da ist ja alles dabei, der verkappte Hundehasser, genauso wie der Pseudointellektuelle, der alles und jeden mit der Gewaltbereitschaft von Menschen, insbesondere von Nazis in Beziehung setzt. Geplagte Eltern, die es nicht ertragen können, dass ihre Kinder auf eine Stufe mit Hunden gestellt werden, Großstadtmüde, die ihre Müdigkeit an Hundeeigentümer und Kothaufen auslassen, die eigentlich nur noch imaginär vorhanden sind, weil jeder Hundeeigentümer heutzutage selbstverständlich mit Kottüten versorgt ist. Weder schön noch gut! Aber, ihr lieben Immernörgler, Weltverbesserer, Hundehasser, Kinderliebende, Großstadtmüde, was mir hier fehlt, sind wirklich konstruktive Ideen. Leinenzwang in der Stadt, von mir aus, ich gehe eh nicht mit meinen Hunden in die Stadt, aber überall, auch auf Auslaufflächen (wozu dann noch dieser Name?) und in abgelegenen Spazierwegen? Das soll wohl ein Witz sein? (Allerdings ein sehr übler) Denn, was hier alle vergessen: Wir sind die Tierhalter, die Hundesteuern in erheblichem Umfang bezahlen und damit vor allem auch der Allgemeinheit etwas Gutes tun! Wenn Leinenzwang kommt, dann bezahle ich keinen Cent Steuern mehr.

  • F
    Fremder

    Ich liebe Hunde deshalb will ich keinen damit quälen mit mir in einer Großstadt wohnen zu müssen. Das seh ich als Tierliebe

  • I
    ion

    Teil 1/2

    Wow, Speziesismus ist also – wie man hier durch einschlägige Lk-e belehrt wird – "das gleiche" wie Rassismus und entspringt einem "grundlegenden Denkfehler"; so dürfte also auch Canophobie unter dem Verdacht stehen, nur intentional vorge-täuscht, -schoben zu werden; und elterliche Besorgnis, Schutzversuche ihrer Kinder vor (grundsätzlich unberechenbaren,) freilaufenden fremden Hunden können sich sich bei rechter Analyse eigentlich nur als eine subtile Vorform des Nazismus erweisen. Righty-right?!

    Ein Reflex-, ‘Argumentations’- u. Verleumdungs-schema wie das der US-Republikaner: „Das ist Sozialismus! Kommunismus!“ Ergo: Verbrechen!

  • I
    ion

    Teil 2/2

    Jo, definitiv! Die Gesellschaft ist auf den Hund gekommen! Und nicht nur die beiden Bushs wie auch die Mehrheit der Hundehalter sind Zyniker! (Cf.: Kynismus) Und in diesem Sinne werden sämtliche innerstädtischen Grün-streifen, -flächen, die eigentlich die letzten, nicht kommerziellen Naherholungsgebiete, Liege-, Spiel-wiesen für Humanoide sein sollten, zu öffentlichen Bedürfnisanstalten der Pelzobjekte jener Freizeitdompteure, denen gewisse Hundeexperten inzwischen ja sogar die mentalen Fähigkeiten von 2- bis 2½-jährigen Kindern zuschreiben (wollen).

    However, wer sein Rest-Leben (ausserhalb des obligatorischen Geldbeschaffungshamsterrades) in einer dauerhaften, symbiotischen Beziehung mit/zu einem Hund verbringen will: bonne chance.

    Nur: in aller Regel kann durch Herr/Frau Mustermann (wohnhaft im städtischen Mietwohnklo) weder eine artgerechte Haltung gewährleistet werden, noch kann innerstädtisch den Bedürfnissen solcher Tiere Rechnung getragen werden, auch nicht, wenn man sie 2 x täglich selbst, oder immer häufiger: durch kommerzielle Kleinunternehmer u./o. SchwarzarbeiterInnen Gassi führen läßt, wozu nicht wenige ‘KundInnen’ jeweils auch kilometerweit mit fetten SUVs, Kleinbussen zur nächsten ‘Hundewiese’ gekarrt werden.

    Und man vergegenwärtige sich nur mal die Erwartungshaltung dieser Hundesteuerzahler, z.B.:

    http://www.stadthunde.com/frankfurtammain/hundewiesen/kriterien-hundewiesen-test.html

    Hunde gehören nicht (nur) an die Leine, sie gehören nicht in Städte, da die ebenso wie ihre Hunde und nicht nur latent aggressiven HalterInnen sich mehrheitlich als asozial erweisen, indem sie die Exkremente ihrer Ersatzbabys nicht sachgerecht entfernen, selbst, wenn die Stadt alle 200 Meter spezielle Plastiktütenspender und Entsorgungsbehälter (nicht Papierkörbe!) bereitstellt.

    • J
      Jay
      @ion:

      Menschen sind genauso grundsätzlich unberechenbar wie Hunde. Selbstverständlich ist es deswegen ein prinzipieller Denkfehler, von den Taten einiger sehr weniger Hunde auf alle zu schließlich, und natürlich ist das eine Spielart des Rassismus, die in dem Fall Speziesismus heißt. Mit irgendwelchen Reflexen hat das nichts zu tun, sondern einzig mit der richtigen Anwendung eines Wortes, da Sie halt nunmal eine ganze Spezies vorverurteilen und diskrimieren.

      Und Hundehalter sind "mehrheitlich" asozial? Menschen sind mehrheitlich asozial, und es ist letztlich egal womit sie die Straßen verunstalten und verdrecken, seien es Kaugummis, Zigarettenstummel, Dosen oder sonstiger Müll.

       

      Und das Leben in einer Stadt ist nicht artgerecht für Hunde? Neueste Meldung: Für Menschen auch nicht.

  • F
    funf2

    Dann mal eine Frage: Wie viele Passanten werden durch beissende Kinder verletzt und wie viele durch beissende Hunde?

    • @funf2:

      Das Freiheitsrecht des Kindes wiegt mehr, als das des Hundeviehs.

  • N
    nihi.list

    @Jay:

    Es gibt rund 80 Millionen Menschen in Deutschland und jährlich 842 rechtsextrem motivierten Gewaltdelikte (aktuelle Statistik) Das bedeutet, dass nicht mal jeder 95000ste Bewohner dieses Landes rechtsextrem motivierte Gewalt anwendet.

    Kurzum: Die Angst vor Nazis in diesem Land ist irrational, also eine Phobie.

     

    So, und nun?

     

    Das "Argumentieren" mit Statistiken ist immer so eine Sache. Man kann je nach Intention alles und nichts behaupten und widerlegen.

     

    Warum eigentlich sind Sie der Meinung, dass beispielsweise ein Jogger es erdulden muss, ständig von Hunden angesprungen und angebellt zu werden?

     

    Und meiner Erfahrung nach sind es ausgerechnet die Leute, die ihre Hunde eben nicht unter Kontrolle haben, die ihre Vierbeiner auch nicht anleinen.

    • J
      Jay
      @nihi.list:

      Sie bringen da etwas durcheinander, nämlich Menschen allgemein und Nazis.

      Würden Sie auf Grund der rechtsradikalen Gewalttaten Angst vor allen *Menschen* haben, dann wäre das irrational.

      Wenn man dagegen richtig rechnet und die 842 Strafttaten mit den 10400 gewaltbereiten Rechtsradikalen vergleicht kommt man darauf, dass jeder 12te tatsächlich zur Gewalt greift, was die Angst vor *Nazis* relativ rational erscheinen lässt.

      Statistiken sind nur in den Händen von Laien "so eine Sache". Das gilt aber für so ziemlich alles.

       

      Zum Jogger: Ich muss es auch erdulden, von irgendwelchen Menschen angefasst oder angepöbelt zu werden. Trotzdem fordere ich keine Freiheitseinschränkung für überfreundliche Menschen oder Rentner.

       

      Und nur weil einige Menschen nicht mit Hunden umgehen können sollen alle Hunde und Hundehalter bestraft werden? Das ist nunmal krass übertrieben und letztlich aktionistisch.

      Gewalttäter oder Nervensägen gibt es bei Hunden wie bei Menschen. Alle Hunde abzustempeln ist Speziesismus, also das gleiche wie Rassismus.

      • GG
        gunter g
        @Jay:

        Und die Theorie des Speziesismus ist eine problematische Ideologie: http://jungle-world.com/artikel/2008/37/22966.html

        • J
          Jay
          @gunter g:

          Speziesismus ist in erster Linie ein Begriff, bei dem die Prinzipien des Rassismus auf unterschiedliche Spezies ausgeweitet werden. So wie bei Sexismus diese Prinzipien auf unterschiedliche Geschlechter übertragen werden.

          Was einige Leute mit diesem Begriff machen hat mit dem Begriff ansich nichts zu tun. Genauso wie "die Theorie des Sexismus" nicht eine "problematische Ideologie" ist, nur weil einige Menschen sie missverstehen.

          Ich persönlich bin im Übrigen kein Vegetarier und wende den Speziesismus auf alle Lebewesen an, also auch zum Beispiel Pflanzen.

          • GG
            Gunter G
            @Jay:

            "Speziesismus ist in erster Linie ein Begriff, bei dem die Prinzipien des Rassismus auf unterschiedliche Spezies ausgeweitet werden."

            Genau das ist das problematische des Begriffs, was du auch verstanden hättest, hättest du den Text gelesen, du Nase.

  • N
    nihi.list

    Erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit hier mal eben Kinder mit Hunden gleichgesetzt werden.

     

    Und die Rassismuskeule darf in diesem Zusammenhang natürlich auch nicht fehlen; alle Menschen, die um sich oder ihre Kinder besorgt sind, wenn plötzlich ein Hund auf sie zustürmt sind also verkappte Nazis.

    • J
      Jay
      @nihi.list:

      Ja, sind sie gewissermaßen. Weil nicht alle Hunde gleich sind. Ich frage mich, wieso das manchen Leuten so schwer fällt zu verarbeiten.

      Ob Sie jetzt Angst davor haben, dass jeder Hund Sie anfällt oder davor, dass jeder südländisch aussehende Mensch Sie anfällt, beides derselbe Schwachsinn. Eine Gleichstellung von Wesen, die überhaupt nicht gleich sind, und eine Vorverurteilung, die schlichtweg nicht stimmt und nichts mit der Realität zu tun hat.

       

      Der Vergleich von Hunden mit Kindern war im Übrigen so zu verstehen, dass es zahlreiche nervige Dinge gibt, was aber noch lange nicht heißt, dass man die verbieten oder wegsperren oder anleinen sollte. Manchmal muss man Nerviges halt einfach aushalten.

      Zum Beispiel finde ich Speziesisten nervig, aber ich forder jetzt auch keine Leinenpflicht für die. Wo kämen wir denn sonst auch hin, wenn jeder der sich viel zu leicht aufregt alles und jeden verbieten ließe?

  • P
    Petra

    Leinenpflicht in der Stadt - ja bitte! Ich lebe in einem Stadtteil, wo es nicht nur die Ausnahme ist, dass unqualifizierte Hundebesitzer ihre Tiere, insbesondere auf Spielplätzen, frei herum laufen lassen. In unserer Straße leben Hundehalter, die sich über Kinder und Erwachsene lustig machen, wenn diese die Straßenseite wechseln, weil ihnen ein freilaufender Bullterrier entgegen kommt. Auch bei Menschenansammlungen (wo in unserer Stadt schon eine Leinenpflicht greifen würde) werden Hunde nicht zurückgepfiffen oder angeleint, auch wenn man die Halter (freundlich!) drauf hinweist, dass ihr Hund in einer Gruppe von Kindern nichts zu suchen hat. Usw...

    Insgesamt habe ich ausschließlich schlechte Erfahrungen mit Hundebesitzern gemacht.

    Sicherlich würde ich die Variante mit der Hundeschule auch begrüßen - bis es aber dazu kommen sollte, befürworte ich eine städtische Leinenpflicht.

     

    Anstatt sich über Ungerechtigkeiten zu beschweren, sollten vielleicht auch die Hundehalter untereinander für Disziplin sorgen. Viele kennen sich und tolerieren die "schwarzen Schafe", anstatt dass man sich kritisch auseinander setzt. Dem Image der Hundeliebhaber ist dies nicht zuträglich.

     

    Auch die Diskussion um das "Recht der Hunde" ist ziemlich nebensächlich. Das Recht eines Menschen, sich sicher zu fühlen und zu sein ist mit Abstand höher einzustufen, als das eines Hundes auf leinenloses Herumlaufen.

     

    Petra

    • S
      sonntaz
      @Petra:

      Liebe Petra, vielen Dank für Ihren Kommentar! Wir überlegen, ihn abzudrucken. Dafür bräuchten wir allerdings Ihren Namen, Ihr Alter, Ihren Beruf und ein Foto. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns an streit@taz.de schreiben.

       

      Herzlichen Dank!

    • J
      Jay
      @Petra:

      Mal ein paar Fakten:

      Es gibt rund 7,5 Millionen Hunde in Deutschland und jährlich über 800 Angriffe von Hunden auf Menschen. Das bedeutet, dass nicht mal jeder 8000ste Hund beißt.

      Dagegen gibt es über 80 Millionen Menschen die jährlich über 200.000 Gewaltverbrechen begehen, also rund jeder 400ste.

       

      Kurzum: Ihre Angst vor Hunden ist irrational, also eine Phobie. Und Ihr Recht eine Phobie zu haben wiegt nicht schwerer als das Recht anderer auf Freiheit.

      • Z
        zulki
        @Jay:

        Wenn man schon Tiere und Menschen gleichsetzt, was ich für ziemlichen Unsinn halte, dann gilt immer noch, dass die Freiheit jedes Einzelnen da aufhört, wo sie die Freiheit eines anderen beeinträchtigt wird. Und wenn ein Hund andere belästigt oder gar verletzt, muss er halt notfalls an die Leine gelegt werden.

        • J
          Jay
          @zulki:

          Ja, *ein* Hund, sofern er gefährlich ist. Aber nicht *alle* Hunde. Nur weil *einige* Menschen meine Freiheit beeinträchtigen heißt das ja noch lange nicht, dass *alle* Menschen das tun.

           

          Und natürlich wäre es Unsinn, Tiere und Menschen gleichzusetzen, weil Menschen Tiere sind.

          • T
            trew
            @Jay:

            Du hältst bestimmt Massentierhaltung auch für genauso schlimm wie Auschwitz, oder?

            • J
              Jay
              @trew:

              Dieser Einwand hat nichts mit der Diskussion zu tun und ist polemisch, aber ich antworte trotzdem mal darauf:

              Jein. In beiden Fällen werden/wurden Lebewesen zu Objekten degradiert und industriell abgefertigt, ausgebeutet und ermordet. Aber es gibt einen wesentlichen Unterschied: Beim Holocaust ging es um Genozid, also gezielt darum, einige Menschengruppen völlig grundlos auszulöschen.

  • Leinenzwang für kleine Kinder, auch wenn sie keine Birnen oder Äpfel sind. Achja, in München wurde ein kleines Kind von einem Hund gebissen und im Gesicht übelst verstümmelt, der Hund war angeleint.

  • K
    Kötermanie

    Selbstverständlich gehören Köter an die Leine und haben einen Maulkorb zu tragen. Jedenfalls in den Städten. Die vermeintlichen Tierfreunde entpuppen sich nur allzu oft als Tierquäler, die ihre Kinderlosigkeit auf Kosten aller anderen kompensieren möchten.

  • J
    Jay

    Auch Kinder rennen und lärmen herum und machen viel Blödsinn, haben gerne auch mal unfähige Eltern. Sollten jetzt also alle Kinder an die Leine?

    Und einige Schwarze haben Verbrechen begangen. Sollten wir jetzt kollektiv alle Schwarzen dafür bestrafen und wie Verbrecher behandeln?

     

    Hunde sind Lebewesen, sind Individuen. Sie haben das Recht auf Freiheit und darauf, einzelnd beurteilt zu werden.

    Alle Hunde (oder Hunde nach Rassen) pauschal zu verunglimpfen ist faschistoid und einfach nur dumm, dumm, dumm.

    • GG
      Gunter G
      @Jay:

      "Sie haben das Recht auf Freiheit und darauf, einzelnd beurteilt zu werden."

      Dann ist Hundehaltung Sklaverei. Zwischen Hund und Mensch besteht ein klares Machtungleichgewicht zugunsten des Menschen und kein Hund dürfte freiwillig bei seinem Herrchen/Frauchen sein.

      • J
        Jay
        @Gunter G:

        Ja, ob das Sklaverei oder etwas Ähnliches ist ist tatsächlich eine interessante Frage.

    • G
      Gast
      @Jay:

      In Pseudoargumentationen Äpfel mit Birnen zu vergleichen wirkt auch nicht gerade klug...

      • KR
        Karl Ranseier
        @Gast:

        @Gast

        Wieso Pseudoargumentation?

         

        Hunde sind (wie alle Tiere) Individuen die ein Recht auf individuelle Beurteilung haben, so wie alle menschlichen Tiere auch.

        Und Tiere nicht mit Tieren vergleichen zu wollen, wirkt auch nicht gerade klug.

      • J
        Jay
        @Gast:

        Menschen wie Hunde sind Tiere. Es ist eher ein Pseudoargument die wenigen Unterschiede zwischen beiden künstlich hervorzuheben, um daraus unterschiedliche Dinge zu machen.

        Einige Individuen zeigen Fehlverhalten, und dann werden diese willkürlich irgendeiner Gruppe zugeordnet, die dann als Ganzes verurteilt wird. Ob das jetzt Rassismus ist (wie bei Schwarzen) oder Speziesismus (wie bei Hunden) ist egal, der grundlegende Denkfehler ist derselbe.

        Aber ganz besonders ist es ein Pseudoargument einfach zu behaupten, dass ein Argument ein Pseudoargument ist ohne weiter auszuführen, wieso man dieser Meinung ist.

  • H
    Hundeliebhaber

    Und andere sind mit der deutschen Sprache überfordert, denn es heißt natürlich "Tölen". Was machen wir mit denen? Maulkorb?

  • Nein!

     

    Weil damit das Problem am anderen Ende der Leine nicht gelöst ist! Wie es geht, zeigt uns die Schweiz: Eine Volksabstimmung führte dazu, dass niemand einen Hund halten darf, der mit diesem keine Hundeschule besucht hat. Es ist unglaublich, wie entspannt dort die Begegnungen mit Hunden und Herrchen/Frauchen seither fast immer ablaufen: Die meisten haben ihren Hund gut im Griff und er macht "Platz", wenn es ihm befohlen wird. Und wer noch nicht so weit ist mit seinem Tier, der nutzt freiwillig die Leine, wenn es nötig wird. Ganz selten, dass das mal nicht problemlos funktioniert. Und dann erlebt man als Deutscher etwas gänzlich ungewohntes: Man bekommt eine Entschuldigung!

    • J
      Jay
      @Hans Luntz:

      Schulpflicht für Hunde, super Idee. Demokratie macht's möglich. Die Schweiz klingt allgemein sehr sympathisch.

      Obwohl vermutlich so mancher Hund nicht unbedingt schlecht erzogen wurde sondern einen guten Grund hatte, zuzubeißen.

    • S
      Susanna
      @Hans Luntz:

      Der Unterschied ist hier aber vielleicht auch, dass Schweizer grundsätzlich einfach viel rücksichtsvoller sind. (Ich finde das mit der Hundeschule trotzdem gut.)

      Habe nichts gegen Hunde, werden trotzdem ständig gebissen, angebellt, angesprungen. Ist nicht so schön.

      • S
        Stefan
        @Susanna:

        Ich glaube nicht, dass Sie ständig gebissen, angebellt oder angesprungen werden. Ich wohne im FHain mit einer hohen Hundequote und es ist in meinen Augen eine Phantomdiskussion. Denn mir passierte das nicht. Und ich kann das Argument nachvollziehen, dass Freiflächen fehlen, da hier immer mehr Brachen zugebaut werden.

  • BW
    Bello wuff wuff

    Die Töhlen an die Leine! Die meisten Hundebesitzer sind mit der Erziehung ihrer Töhlen überfordert.

    • A
      A.Franke
      @Bello wuff wuff:

      Also besser die Besitzer an die Leine, sprich, Pflicht zur Hundeschule!

      Und ansonsten Autofahrer an die Leine, denn die verursachen viel mehr Unfälle und gar Tote.

      @Hans Luntz denn auch das erlebe ich in der Schweiz: Viel rücksichtsvollere Autofahrer. Allerdings sind dort die Strafen deutlich höher und es wird eben auch verfolgt.

      Bei den Hunde- und Tierthemen wie auch bei wildlebenden Katzen hat man immer wieder den Eindruck, dass da Tiere herhalten müssen als Schuldige für ausschließlich menschliches Versagen. Der klassische Sündenbock.Das Tier wird gemeuchelt für die Sünden der Menschen.

      Der soll einfach mal bei sich selbst beginnen, da gibt es genug zu tun.

      • S
        Susanna
        @A.Franke:

        Ich verstehe die Argumentation, bin sie aber ein bisschen leid. Wenn man ständig von Hunden verletzt wird, hilft es wenig, wenn Leute einem sagen, die Besitzer sind schuld, die Hunde können nichts dafür. Ich würde mich freuen, wenn die Menschen, die soviel Mitgefühl für Hunde haben, auch mal Mitgefühl mit denen haben, die unter den Hunden leiden. Auch wenn die Hunde nichts dafür können.