Der sonntaz-Streit: Gehört das in die Öffentlichkeit?
Der Fall Edathy verunsichert nicht nur die Große Koalition – sondern auch Eltern. Darf man Nacktbilder von Kindern veröffentlichen?
Dem ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy droht der Ausschluss aus der Partei. Seit bekannt wurde, dass er auf seinem Rechner Bilder von nackten Kindern hatte, werden die Grenzen der Strafbarkeit bei Kinderpornografie diskutiert. Insgesamt fanden die Ermittler bei ihm 31 Filme und Fotos nackter „Knaben, die toben, spielen, sich darstellen – alles mit Bezug zu den Genitalien“, erklärte der Leiter der Staatsanwaltschaft Hannover Jörg Fröhlich.
Bestellt hatte Edathy die Bilder bei einem kanadischen Kinderporno-Ring, der mehrere Terabyte illegalen Materials in einer Lagerhalle in Toronto hortete. Der frühere Leiter des NSU-Ausschusses mag Recht haben, wenn er beteuert, nur legale Bilder besessen zu haben. Nach deutscher Gesetzgebung fallen sie nicht in den Bereich der Kinderpornografie – sehr wohl jedoch in einen Grenzbereich. Und legal heißt nicht automatisch moralisch vertretbar. Sollte also das Gesetz verschärft werden?
Eine scheinbar einfache Lösung wäre ein Verbot: Nacktbilder von Kindern nicht veröffentlichen zu dürfen. Doch selbst ohne Gesetzesänderung werden manche Eltern nun vorsichtiger mit den Aufnahmen ihrer Kinder umgehen.
Das Foto, das an einen Sommertag im Planschbecken erinnert, oder die Aufnahme des nackten Neugeborenen – sollten solche Fotos auf Facebook gepostet werden? In Filmen, in Zeitungen und Ausstellungen gezeigt werden?
Andererseits, würde es verboten: Laufen wir dann Gefahr, Nacktheit bei Kindern – eigentlich etwas Natürliches – als etwas Verwerfliches zu sehen und in totale Prüderie zu verfallen?
Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Statements ein oder zwei aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom 22./23. Februar 2014. Ihr Kommentar sollte etwa 800 Zeichen (maximal 900, mit Leerzeichen) umfassen und mit Ihrem Namen, Ihrem Alter, einem Foto von Ihnen und Ihrer Email-Adresse versehen sein. Bitte nehmen Sie eine klare Ja- oder Nein-Position ein und schicken Sie bis Mittwoch, 19. Februar, eine E-Mail an: streit@taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
Resolution gegen Antisemitismus
Nicht komplex genug