Der sonntaz-Streit: „Baby, ich zeig dir Welt”
Wenn dieses Jahr „Shades of Grey” in die Kinos kommt, verfolgen Millionen, wie eine Frau Dominanz genießt. Darf man Machos wieder lieben?
„Komm, Baby, ich zeig dir die Welt.“ Lieber einen Macho als den postmodernen Mann, der die No-Carb-Diät fastet, findet Judith Luig. Die Autorin von „Breitbeiner: Warum wir Machos trotzdem mögen“ findet Macho-Attitüden seien eben unterhaltend; „ein Mann, der weiß, was er will, ist sexy“, schreibt sie im sonntaz-Streit der Woche zur Frage: „Darf man Machos wieder lieben?”
Frauen würden von ihrer Selbstsicherheit und Entschiedenheit angezogen – wenn sie Machos auch nicht länger als für „ein kleines Intermezzo“ lieben sollten, denn: „Eindimensionalität wird dann doch auf Dauer fade“.
„Einen modernen Macho – so einen Mann brauche ich“, schreibt auch BDSM-Bloggerin Devana Remold, „denn ich bin eine starke Frau mit einem starken Willen“. Nur mit jemandem, mit dem sie sich auf Augenhöhe fühle, könne sie auch ihrer sexuellen Neigung nachgeben.
Millionen werden in diesem Jahr verfolgen, wie es eine Frau genießt, der Dominanz eines Mannes zu verfallen, wenn die Erfolgstriologie „Shades of Grey“ in die Kinos kommt.
Härtere Strafen, Internetzensur, Adoptionsverbot für Homo-Paare – mit dem Argument, es gehe um das Wohl der Kinder, wird Politik gemacht. Aber wie ernst wird das Kindeswohl wirklich genommen? Eine Betrachtung in der taz.am wochenende vom 3./4. Mai 2014 . Außerdem ein Porträt Sigmar Gabriels. Der Wirtschaftsminister setzt das Werk Peter Altmaiers fort und erdrosselt langsam die Energiewende. Und: Ein Gespräch mit der Modetheoretikerin Barbara Vinken über George Clooney in Seidenstrümpfen. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Man könnte das als Rollback bezeichnen, als anachronistisch – oder als emanzipierte Sehnsucht. Wie überfordert Männer von den an sie gestellten Forderungen sind, zeigt die Studie „Wie tickt der Mann?“ des Instituts für Demoskopie Allensbach. Ihr zufolge glauben 64 Prozent der Männer, dass es mit der Gleichberechtigung langsam reiche. Dass sie inzwischen übertrieben sei, glaubt fast jeder dritte Mann.
„Auf die Augenhöhe kommt es an, auf gleiche Rechte, vor allem auf gleiche Würde und Respekt“, findet Ulle Schauws, frauenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag. Männer, die sich wie Machos verhalten, müssten das kapieren, schreibt sie im Streit der Woche: „Die Gegenwehr von Frauen bei der Debatte um Sexismus und #Aufschrei hat dies mehr als deutlich gezeigt.“ Andererseits habe doch erst der Feminismus Frauen die Freiheit gebracht, zu lieben wen sie wollen, schreibt Philosophin und Autorin Antje Schrupp: „Und schließlich hat ja auch eines unserer größten Vorbilder, Simone de Beauvoir, einen Macho geliebt.“
Die Streitfrage beantworten außerdem Drag-Queen Olivia Jones; Nicole von Horst, Studentin und eine der #aufschrei-Initiatorinnnen; Chris Köver, Mitbegründerin und Co-Chefredakteurin des Missy Magazine; Petra Balzer, Coach für Fach- und Führungskräfte und Leser Norman Aretz – in der sonntaz vom 3./4. Mai 2014.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste