piwik no script img

Der neue Schweizer „Tatort“Morden und Gähnen in Serie

Der „Tatort“ ist aus der Sommerpause zurück, ein Scharfschütze schießt in Luzern um sich. Ein toller Auftakt sieht anders aus.

Bei Technikfragen: „Tatort“ schauen. Antoine Monot Jr. in „Ihr werdet gerichtet“. Foto: ARD Degeto / SRF / Daniel Winkler

Nur eine Minute ist rum, da macht es „BÄM!“. Na gut, eher: „Pflck“. Und der Kopf eines Manns explodiert auf offener Straße. Scharfschütze halt. Holla, Schweizer „Tatort“, was für ein toller Auftakt nach der Sommerpause.

Denkste. Lange hält dieses Hochgefühl nicht an. Die Story von „Ihr werdet gerichtet“ über Selbstjustiz ist eine dieser seltenen „Tatort“-Folgen, in denen der Zuschauer von Anfang an den Täter kennt – und genau da liegt das doppelte Problem.

Denn die Geschichte von Drehbuchautor Urs Bühler über einen Autohändler, der lauter ungesühnte Verbrechen in Luzern rächt, indem er Vergewaltiger, Fahrerflüchtige, Schläger abknallt, ist halt eh nicht rasend spannend.

Dann noch gleich zu verraten, wer der Serienmörder ist, den die Kommissare Reto Flückiger und Liz Ritschard (Stefan Gubser und Delia Mayer, denen man wirklich gerne zuschaut – für Plot und Kollegen können sie ja nix) suchen, ist also nur kontraproduktiv. Und als „Sozialstudie“ entschädigt die Folge auch nicht.

Luzern-Tatort

Luzern-„Tatort“: „Ihr werdet gerichtet“; 20.15 Uhr, ARD

Der andere Haken, den Täter sofort sichtbar in den Mittelpunkt zu rücken, ist der Autohändler selbst. Genauer: Antoine Monot jr. (bekannt als Werbegesicht einer Elektromarktkette), der ihn so unfassbar gekünstelt spielt, dass man nicht nur die Mini-Nebenrolle vom tollen Mišel Matičević fast übersieht, sondern sich kaum mehr über die miese Synchronisation vom Schwyzerdütsch aufregen mag, die einem das Zuschauen jedes Mal verleidet. Über schwer verständliches TV-Bayerisch plappert ja auch keiner in Hochdeutsch drüber.

Umso bedauerlicher, weil Regisseur Florian Froschmayer sonst mehr Glück hat (Tipp: seine Schmonzette „Süßer September“ mit Caroline Peters am 25. 9. in der ARD). Aber sicher kommt der „Tatort“ erst nächste Woche richtig aus dem Urlaub – mit dem zweiten Fall des neuen Frankfurter Ermittlerduos.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Also für Euren TV-Kritiker/in ist das "Bäm" und "Pflck" eines Geschosses, das einen Kopf "explodieren" lässt "ein toller Auftakt" nach der Tatort-Sommerpause. Dann wird bedauert "Lange hält dieses Hochgefühl nicht an". Entweder kapier ich nicht die hier gebotene Satire einer TV-Kritik, oder bei Euch arbeiten mittlerweile Leute, die Splattermovies für Filmkunst halten. Zugegeben: Der Plot war langweilig, die Dialoge holzig und Spannung wurde durch statisches Glotzen der Darsteller simuliert. Insofern ist die Kritik berechtigt. Aber den/die AutorIn solltet Ihr mal auf Splatter-Entzug setzen.