Der große Kulturhauptstadt-Check (1): Alle in ein Boot
■ Hat Bremen das Zeug zur Europäischen Kulturhauptstadt im Jahr 2010? Wir nehmen die EU-Anforderungen unter die Lupe
2010 will Bremen Europäische Kulturhauptstadt werden. Das hat die Bürgerschaft beschlossen. Aber eignet sich Bremen überhaupt für dieses Programm? Immerhin ist die Konkurrenz mit den ehemaligen Europäischen Kulturhauptstädten Amsterdam, Madrid, Stockholm, Brüssel, Genua oder Kopenhagen stark. Aber keine Sorge: Auch Bergen, Luxemburg, Avignon und Graz trugen den Titel Kulturstadt und inzwischen Kulturhauptstadt oder werden ihn tragen. Außerdem fällt die Wahl 2010 turnusmäßig auf Deutschland. Rechtzeitig vor der endgültigen Entscheidung im Jahr 2005 macht die taz den großen Kulturhauptstadt-Check.
„Die Benennung zur Kulturhauptstadt Europas beinhaltet ein Kulturprojekt von europäischer Dimension“ heißt es in Artikel 3 des Beschlusses 1419/1999/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Mai 1999 über die „Einrichtung einer Gemeinschaftsaktion zur Förderung der Veranstaltung ,Kulturhauptstadt Europas' für die Jahre 2005 bis 2019, Amtsblatt nr. L 166 vom 01/07/1999 S. 0001 bis 0005, Dokument geliefert am: 19/02/2001 / Ende des Dokuments“. Mit anderen Worten: Es muss dringend ein Projekt her.
Auf den ersten Blick bringt Bremen die besten Anlagen mit. Abgesehen von dem nicht nur europa-, sondern sogar weltweit bekannten Bremer Märchen namens ..., ähem, mit dem Titel ..., mmmmh, das mit den Tieren ..., also Dingsbums verfügt die Hansestadt noch über einen Europahafen, plant ein Gewerbegebiet „Europapark“, beherbergt ein Osteuropa-Institut und ein Zentrum für Europäische Rechtspolitik. Außerdem stehen Firmen wie Euro-Service, Euroatlas, Eurodoll, Euro-Spiele-Agentur, Eurogate, Euro-Grill und Europa-Imbiss für den Gedanken der Europäischen Gemeinschaft.
Daraus müsste sich etwas machen lassen, zumal sich 2010 auch noch ein bedeutendes Ereignis jährt: der 20.000 Jahrestag des Flussdurchbruchs an der Porta Westfalica. „Die Weser – ein europäischer Strom und seine Bahn durch das Europa der Regionen“ käme als Rahmenprogramm und Dachmarke in Frage. Dies lässt sich unter Mitarbeit der Neuen Hanse Interregio ergänzen durch das Kulturfestival „Dückdalbe 2010 – Landgewinnung und Uferbefestigung in einem einwohnerreichen Kontinent“ mit Konzerten, Vorträgen und Theateraufführungen auf schwimmenden Bühnen in den Flüssen Weser, Hamme und Geeste.
Dafür müssen alle Beteiligten in einem Boot sitzen und dabei an einem Strang ziehen. Wenn mit Mut, Zuversicht und vereinten Kräften ans Werk gegangen und Besserwisserei und Nestbeschmutzung nicht erlaubt werden, kann Bremen Kulturhauptstadt werden. Eine Kulturhauptstadt, in der das Glas immer halb voll und nie halb leer ist. Eine Kulturhauptstadt mit spürbarer Aufbruchstimmung. Eine Kulturhauptstadt, die Europa für Bremen begeistert. ck
Fortsetzung folgt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen