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Der bronzene Teddy

1980 beschloss Berlinale-Chef Moritz de Hadeln, der eher langweiligen und vor allem aus abgelehnten Filmen bestehenden „Infoschau“ des Wettbewerbs ein anderes Profil zu geben. Dafür holte er den damals in Amsterdam lebenden Berliner Filmaktivisten und Mitbegründer der neuen deutschen Schwulenbewegung, Manfred Salzgeber, nach Berlin.

Salzgeber gab der Sektion ihren schwul-lesbischen Schwerpunkt und taufte sie Mitte der Achtzigerjahre in Panorama um. Im Laufe der Zeit wurde das Panorama zum internationalen Knotenpunkt schwul-lesbischer Netzwerke, zum Treffpunkt homosexueller Filmemacher, Verleiher, Produzenten und Journalisten. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Wieland Speck organisierte Salzgeber im schwulen Buchladen Prinz Eisenherz während des Festivals Diskussionsveranstaltungen für Macher und Publikum. Bei einem dieser Treffen entstand die Idee zu einem schwulen kleinen Bruder des Berlinale-Bären.

1987 wurde er als Teddy zum ersten Mal verliehen. Symbolisches Ziel war nicht die Selbstbeweihräucherung der Szene, sondern eine breitere Medienöffentlichkeit für schwul-lesbische Filme. Gleich im ersten Jahr gewannen den Teddy zwei Regisseure, die danach Weltkarrieren machten: Gus van Sant für seinen Kurzfilm„Five Ways To Kill Yourself & My New Friend“ und Pedro Almodóvar für sein Werk „Das Gesetz der Begierde“.

1988 gewann Derek Jarman inder Kategorie „bester Spielfilm“ mit „The Last of England“, 1990 Heiner Carows „Coming Out“, ein Jahr später Todd Haynes mit „Poison“. Unter den Preisträgern in den Bereichen Essay- und Dokumentarfilm gewannen 1996 Nan Goldin und Edmund Coulthard mit „I’ll Be Your Mirror“ und 1999 Greta Schillers „The Man Who Drove With Mandela“: Der Teddy wurde mehr und mehr zum Talentscout. Seit 1996 wird ein etwa zwölf Zentimeter hoher Bronzeteddy, entworfen von Ralf König, verliehen.

Die Finanzen: Das Teddy-Preisgeld beträgt etwa zehntausend Mark und verteilt sich auf die verschiedenen Kategorien. Die genaue Summe wird kurz vor der Berlinale anhand der eingegangenen Spenden festgelegt. Die Verleihung der 15. Teddy Awards findet am Sonnabend, 15. Februar, ab 21 Uhr, im Haus der Kulturender Welt statt. Weitere Informationen unter www.teddyaward.org. Auf der Website gibt es auch eine aktuelle Teddy-Kolumne mit Tratsch & Infos zur schwul-lesbischen Berlinale-Prominenz.

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