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Der WochenendkrimiNett gelangweilt

Ein Immobilienmakler ist tot. Wolfgang Stumph stellt in seinem vorletzten Krimi als Stubbe vor allem Fragen, die nicht stören.

Wie der Onkel auf der Familienfeier: kriegt es jemand mit, wenn Stubbe weg ist? Bild: ZDF/Sandra Hoever

Wolfgang Stumph ist gerade auf Abschiedstournee als „Stubbe“. Drei Fälle gönnt ihm das ZDF noch rund um den Jahreswechsel. Dann ist Schluss. Folge 49, „Der König ist tot“ (Buch: Astrid Ströher, Regie: Bernd Böhlich), ist der vorletzte Auftritt als Kriminalkommissar in Hamburg mit sächsischem Akzent.

Der König ist eigentlich kein König. Er heißt nur so. Aber tot ist er wirklich. Er hinterlässt eine goldene Uhr, viele dunkle Anzüge und ein großes Loft mit Blick auf die Elbphilharmonie. Nur Gefühle hatte er keine. Sagt seine Exfreundin. Herr König war Immobilienmakler. Nun liegt er erschlagen vor seinem Haus.

Also geht Stubbe erst mal zu der Ex des Ermordeten. Sie: „Wissen Sie schon, wer …?“ Stubbe: „Nein. Wie war denn ihr Verhältnis zu Herrn König?“ Sie: „Manchmal war er einfach extrem anstrengend.“ Stubbe: „Wie ist das zu verstehen?“ Und so weiter und so 08/15.

Der Film

„Stubbe – Von Fall zu Fall: Der König ist tot“; Sa., 20.15 Uhr, ZDF

Stubbe ist wie der Großonkel auf der Familienfeier: nett, dass er da ist, stört nicht – aber bekommt es irgendjemand mit, wenn er geht? Stubbe hat viel Verständnis für die unter Druck gesetzten Mieter in der Sternschanze und wenig für die Immobilienmakler mit ihren Büros aus Beton und Glas. Wo es Chefs gibt, die Sätze sagen wie: „Es gibt kein Grundrecht auf 4 Euro Miete kalt.“

Aus dem Klischeebaukasten bedient

Dagegen dieser kleine Schuhmacherladen: so antikapitalistisch. Richtig süß. Doch leider gerät sein Besitzer schnell unter Verdacht, mit dem Mord etwas zu tun zu haben. Tja, da muss Stubbe seine Gefühle hintanstellen. „Es ist besser, wenn wir uns auf dem Kommissariat weiter unterhalten.“

Jo, ist besser. Noch besser wäre es, wenn man bei diesem Film nicht dauernd das Gefühl hätte, dass sich die Drehbuchschreiberin im großen Stil im Klischee-Krimi-Satzbaukasten bedient hätte. Gut, dass Stubbe noch einen weiteren Fall zu lösen hat. Vielleicht wird der spannender.

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1 Kommentar

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  • L
    Leo

    Ja, mei: das ist Stubbe, der im Familienidyll im Grünen wohnt, bei dem immer alles klappt und der natürlich auch immer Mitleid (!) mit den Geknechteten hat, ohne je was zu tun oder gar dafür zu können.

    Kaum mehr bekannt heute, dass vor knapp 150 Jahren in Deutschland ein erbitterter Streit darüber entbrannte, ob es sinnvoll sei, "Recht" in Gesetze zu gießen oder ob ein der aktuellen Lage angepasstes REcht ohne Niederschrift evtl. (einzelfall)gerechter sei. Auch, dass aus gerechnet der "Goethe" der Rechtswissenschaft, Savigny, gegen eine solche "Kodifizierung" war. Statt dessen wurden dann in Folge die naziformulierten Tötungsdelikte tradiert. Und als Polizist hat man leider, leider eben nur der GeRECHTigkeit zu dienen.

     

    Ich finde aber interessant, dass immer mehr dieser harmlos scheinenden Krimis genau diese Lücke aufzeigen, indem sie immerhin Konstellationen ZEIGEN, in denen so ein Widerspruch entsteht zwischen Gerechtigkeitsempfinden und Recht. Immerhin! Und sogar Stubbe, die olle Kitschkeule.