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Der WochenendkrimiHannover ist nie weit weg

Ein mächtiger Wurstfabrikant entkommt durch Zufall einem Anschlag. LKA-Ermittlerin Lindholm übernimmt. Der spannende Teil fehlt.

Charlotte Lindholm im Schweinegürtel Niedersachsens. Bild: ARD

Eine herrschaftliche Villa im niedersächsischen Naturschutzgebiet, Vollmond, bellende Hunde, schweres Atmen, ein Loch wird in den großen Zaun geschnitten, ein Schalldämpfer auf das Gewehr geschraubt, der Wurstfabrikant Jan-Peter Landmann tauscht – kurz bevor er auf den Hof fährt – mit seinem Chauffeur die Plätze.

Na, was passiert jetzt? Genau. Plopp. Loch in der Windschutzscheibe. Loch im Kopf des Chauffeurs. Wurstfabrikant Landmann (Heino Ferch) lebt.

Aber galt der Anschlag nicht eigentlich ihm, dem mächtigsten Mann im Schweinegürtel Niedersachsens? LKA-Ermittlerin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) muss ran. Denn die KollegInnen von der hiesigen Kripo sind alle Trottel: Die Spurensicherung dreht im blutverschmierten Auto nicht mal den Zündschlüssel um. Das muss Lindholm machen. Kommissarin Bär – schön soziophob gespielt von Bibiana Beglau – informiert nicht die Angehörigen. Das muss Lindholm machen. Kollegin Bär ist gegenüber der Mutter des Toten nicht sensibel. Das muss Lindholm machen.

Spannung darf sich der Zuschauer selbst machen

Und Landmann? Der wurde natürlich schon häufig bedroht, unter anderem von Bauer Janzen (Oliver Stokowski): „20 Jahre lang war ich ein ganz einfacher Landwirt. Bis die Albträume kamen. Albträume von 500.000 kleinen Ebern, denen ich die Hoden rausgepult habe.“ Janzen wollte zukünftig Biofleisch produzieren, aber Landmann drängte ihn vom Markt.

Der Film

Niedersachsen-„Tatot“: „Der sanfte Tod“, So., 20.15 Uhr, ARD

Doch nicht nur von der Seite droht Ärger. Auch der Chef von Landmanns Sicherheitsdienst hat schmutzige Finger: Er ist vorbestraft und war mal in der Rockergang „Angels on Wheels“. Hannover ist nie weit weg.

Leider ist einem das Schicksal des Herrn Landmann schon bald ziemlich egal, und auch die Aufklärung des Falls kommt nur so langsam voran, dass man sich die Spannung schon selbst dazudenken muss. So ist das bei diesem „Tatort“: Alles muss man selber machen.

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1 Kommentar

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  • Das einzig Bemerkenswerte an diesem Tatort war die Leistung von Bibiana Beglau. Sonst eher auf furiose Frauenrollen gebucht, spielt sie überzeugend die verunsichert/ängstliche Land-Polizistin. Chapeau. Und der Rest des Films? Frau Burda zeigt ihre bekanntermaßen beschränkten Ausdrucksvormen und Herrn Ferch ist nun wirklich abgefilmt - immer die selben Charaktere. Der NDR - im Tatort sowieso nicht gerade mit Glanzleistungen präsent (T.Schweiger...) sollte dem SWR folgen. Der stellt den drögen Bodensee-Tatort mit der selbstgefälligen Eva Mattes endlich ein - schickt bitte auch Frau Furtwängler in den Ruhestand - samt Autorenteam!