Der Mörder von Dennis: Pädagoge und Päderast
Der Mörder von Dennis arbeitete als Erzieher. Die Gesellschaft muss lernen, dass das Bild vom bösen Onkel im schwarzen Mantel veraltet ist.
BERLIN taz | Der Mörder von Dennis ist enttarnt. Womöglich hat der Mann sogar noch mehr Jungen sexuelle Gewalt angetan und sie dann ermordet. Die Gesellschaft reagiert so, wie man es von ihr gewohnt ist: mit Verachtung, Verdammung - und Oberflächlichkeit.
Der Mörder von Dennis war ein Verbrecher, richtig. Aber um so schreckliche Fälle künftig vielleicht besser verhindern zu können, ist keine öffentliche Abscheu nötig, sondern genaue Analyse: Wer war der Täter? Er war ein skrupelloser Mörder - und ein intelligenter zugleich, der die beste Tarnkappe benutzte, die man sich aufsetzen kann: Er gab den einfühlsamen Pädagogen.
Es wird Zeit, dass sich die Gesellschaft und die Institutionen, die mit Kindern zu tun haben, endlich etwas bewusst werden: Sie müssen keine bösen Onkel im schwarzen Mantel mit hochgeklappten Kragen suchen. Sondern sie müssen hellhörig werden bei den lieben Onkeln, den charismatischen Pädagogen und gesuchten Freunden der Kinder.
Der Mörder von Dennis wird - wenn man den ersten Berichten über ihn glauben darf - als ein unauffälliger, hilfsbereiter und intelligenter Mann beschrieben. Einer, der den Respekt und die Zuneigung von Jungen zuerst durch soziale Manipulation gewonnen hat - ehe er seine Verbrechen beging. Jeder Vergleich mit den Päderasten in den Kirchen und der reformpädagogischen Superanstalt, der Odenwaldschule, mit dem Fall Dennis verbieten sich eigentlich.
Denn dort haben nicht Mörder ihr Unwesen getrieben, sondern - aus ihrer Sicht - noch intelligentere Pädosexuelle. Sie haben sich dauerhaften Zugriff auf viele Jungen gesichert. Auf den zweiten Blick aber gibt es eine schreckliche Parallele: Da wo Kinder sind, sind auch Pädokriminelle. Sie profitieren von der unfasslichen Naivität in der pädagogischen und kirchlichen Szene. Und von ihrer Kurzschlüssigkeit.
Ein aktuelles Phänomen
Der mutmaßliche Haupttäter im Odenwald, der inzwischen verstorbene Gerold Becker, war nämlich zunächst der allseits geschätzte Superpädagoge - und dann sofort und übergangslos der skrupellose Kinderverführer und -vergewaltiger. Beinahe die ganze reformpädagogische Zunft weigert sich aber zu akzeptieren: Becker war beides - Pädagoge und Päderast. Und besonders leicht hat es ihm gemacht, wie sorglos und naiv man alle Warnzeichen übersah, die ihn hätten enttarnen können: seine Annäherungen, seine Testläufe, sein Schutzsystem, sein blindes Umfeld.
Es ist schmerzhaft, sich der alltäglichen päderastischen Praxis mit all ihrer Verführungskunst und Manipulationsfähigkeit zu widmen. Aber es ist offenbar nötig. Denn die Päderastie ist kein vergangenes Ereignis aus den fernen 70er Jahren. Es ist ein aktuelles Phänomen, wie der Fall Dennis und genauso der Berlin-Münchener Pädophilenring zeigt.
Pädokriminelle sind keine Eindringlinge von außen. Sie infiltrieren die sozialen Institutionen, sie bilden Hilfsvereine für Kinder aus Haiti, lassen sich als Pflegeeltern vergattern oder werden Pädagogen. Eine unbequeme Erkenntnis, aber eine wichtige.
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