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Der Mörder von DennisPädagoge und Päderast

Der Mörder von Dennis arbeitete als Erzieher. Die Gesellschaft muss lernen, dass das Bild vom bösen Onkel im schwarzen Mantel veraltet ist.

Die Päderastie ist kein vergangenes Ereignis aus den fernen 70er Jahren. Bild: dpa

BERLIN taz | Der Mörder von Dennis ist enttarnt. Womöglich hat der Mann sogar noch mehr Jungen sexuelle Gewalt angetan und sie dann ermordet. Die Gesellschaft reagiert so, wie man es von ihr gewohnt ist: mit Verachtung, Verdammung - und Oberflächlichkeit.

Der Mörder von Dennis war ein Verbrecher, richtig. Aber um so schreckliche Fälle künftig vielleicht besser verhindern zu können, ist keine öffentliche Abscheu nötig, sondern genaue Analyse: Wer war der Täter? Er war ein skrupelloser Mörder - und ein intelligenter zugleich, der die beste Tarnkappe benutzte, die man sich aufsetzen kann: Er gab den einfühlsamen Pädagogen.

Es wird Zeit, dass sich die Gesellschaft und die Institutionen, die mit Kindern zu tun haben, endlich etwas bewusst werden: Sie müssen keine bösen Onkel im schwarzen Mantel mit hochgeklappten Kragen suchen. Sondern sie müssen hellhörig werden bei den lieben Onkeln, den charismatischen Pädagogen und gesuchten Freunden der Kinder.

Der Mörder von Dennis wird - wenn man den ersten Berichten über ihn glauben darf - als ein unauffälliger, hilfsbereiter und intelligenter Mann beschrieben. Einer, der den Respekt und die Zuneigung von Jungen zuerst durch soziale Manipulation gewonnen hat - ehe er seine Verbrechen beging. Jeder Vergleich mit den Päderasten in den Kirchen und der reformpädagogischen Superanstalt, der Odenwaldschule, mit dem Fall Dennis verbieten sich eigentlich.

Denn dort haben nicht Mörder ihr Unwesen getrieben, sondern - aus ihrer Sicht - noch intelligentere Pädosexuelle. Sie haben sich dauerhaften Zugriff auf viele Jungen gesichert. Auf den zweiten Blick aber gibt es eine schreckliche Parallele: Da wo Kinder sind, sind auch Pädokriminelle. Sie profitieren von der unfasslichen Naivität in der pädagogischen und kirchlichen Szene. Und von ihrer Kurzschlüssigkeit.

Ein aktuelles Phänomen

Der mutmaßliche Haupttäter im Odenwald, der inzwischen verstorbene Gerold Becker, war nämlich zunächst der allseits geschätzte Superpädagoge - und dann sofort und übergangslos der skrupellose Kinderverführer und -vergewaltiger. Beinahe die ganze reformpädagogische Zunft weigert sich aber zu akzeptieren: Becker war beides - Pädagoge und Päderast. Und besonders leicht hat es ihm gemacht, wie sorglos und naiv man alle Warnzeichen übersah, die ihn hätten enttarnen können: seine Annäherungen, seine Testläufe, sein Schutzsystem, sein blindes Umfeld.

Es ist schmerzhaft, sich der alltäglichen päderastischen Praxis mit all ihrer Verführungskunst und Manipulationsfähigkeit zu widmen. Aber es ist offenbar nötig. Denn die Päderastie ist kein vergangenes Ereignis aus den fernen 70er Jahren. Es ist ein aktuelles Phänomen, wie der Fall Dennis und genauso der Berlin-Münchener Pädophilenring zeigt.

Pädokriminelle sind keine Eindringlinge von außen. Sie infiltrieren die sozialen Institutionen, sie bilden Hilfsvereine für Kinder aus Haiti, lassen sich als Pflegeeltern vergattern oder werden Pädagogen. Eine unbequeme Erkenntnis, aber eine wichtige.

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25 Kommentare

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  • S
    sternchen22

    Als betroffenes Opfer möchte ich auch gerne einmal einen Kommentar abgeben.Bei all den wenn und abers, was man tum sollte oder auch nicht, halte ich es für am klügsten, wenn man bei dem kleinsten Verdacht reagieren würde.Ich denke es ist besser einmal zuviel zu reagieren als einmal zu wenig.Obwohl wir jeden Tag neue

    Sensationsmeldungen in den Medien hören oder sehen, fehlt den meisten von uns der Mut bei Gewalt, egal in welcher Form sie stattfindet, hinzuschauen oder gar zu

    handeln. Meine Meinung ist ganz einfach handeln statt

    reden.

    Es ist einfach zu kritisieren, aber die meisten von uns haben es verlernt Verantwortung für ihre mitmenschen zu übernehmen.Wenn Täter in unserer Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit bekommen,als die Opfer, was allgemein bekannt ist, dann frage ich mich wo läuft hier etwas schief. Es wäre sinnvoller wenn wir anfangen würden auf Kleinigkeiten zu achten und diese auch ernst nehmen,anstatt uns über Andere zu beklagen.Ich möchte als Beispiel den Bundeswehrsoldat der im Wald joggt benennen und dem es erst nach jahren merkwürdig vorkommt, dass ein Auto um 04.30 Uhr im Wald steht, auf dessen Rücksitz ein verstört aussehendes Kind sitzt und ein merkwürdig erscheinender Erwachsener am Steuer,wie im Fall Dennis,.

    Ich hätte in diesem Fall sofort die Polizei informiert.Also,nicht so viel reden sondern handeln !!!

  • HE
    Hans Esser

    Ein echter Füller! Pointiert, subjektiv, brutal. Inhalt: BILD. Auflage: taz. Tipp: Im nächsten Artikel klare Forderungen. Folter, Todesstrafe, Arbeitslager. Deutschland sucht Härte. Das weiß Füller. Die taz muss es noch lernen.

  • L
    Liberty

    Gesetze ändern: Prozesskosten sparen und Rübe ab.Was können unbeteiligte dafür, dass diese Kreaturen "krank" sind? Die werden besser behandelt als mancher Pflegebedürftige, der zeitlebens gearbeitet hat.Man sollte den Schmerz der Angehörigen mit ins Kalkül ziehen und nicht nur Paragraphenreiterei betreiben.

  • TS
    Tim Schmidt

    Sehr geehrter Herr Füller,

     

    Pädophilie ist wahrlich kein Phänomen der 70er Jahre. Aber Ihr Artikel scheint leider aus dieser Zeit zu entstammen! Nichts, was den meisten Menschen nicht schon bekannt wäre! Und auch kein Wort zu weiblichen Täterinnen, die ebenso Kinder sexuell missbrauchen - und über die kaum jemand spricht, obwohl es sie gibt!

     

    Schlussfolgern läßt sich aus Ihrem Artikel letztendlich nur, dass jeder Pädagoge ein potentieller Pädophiler ist! Und jeder, der liebevoll und voller Respekt mit eigenen und fremden Kindern umgeht, genauestens in Augenschein genommen werden muss!

     

    Letztendlich lässt sich sexueller Missbrauch nur durch zwei Maßnahmen wirksam eingrenzen:

    1. Kinder, die frühzeitig aufgeklärt und gestärkt werden, "Nein" zu sagen!

    2. Mehr konkrete Hilfsangebote an die potentiellen Täter/innen wie z.B. das Projekt "Kein Täter werden" an der Charité Berlin.

     

    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen beim nächsten Kommentar ein besseres Händchen für ein so wichtiges Thema!

  • IV
    Ich verlange Schmerzensgeld!

    Angesichts solcher Artikel sollte die taz ganz dringend einen Fond für Schmerzensgeld gründen.

     

    Natürlich hätte natürlich nicht der Autor, der sich durch die vielen negativen Leserkommentare verletzt fühlen könnte, Anspruch auf Leistungen aus diesem Fond, sondern die armen Leser, die ja leider regelmäßig mit solch erbärmlichen Ergüssen konfroniert werden.

  • L
    Lillebror

    Wenn der erste Gedanke, der nach der Lektüre eines Artikels auftaucht, die Frage nach dem Autor und dessen intellektuellen Fähigkeiten (doch, gewisse intellektuelle Fähigkeiten hat jeder - und wenn es auch nur dazu reicht, eine Banane zu schälen) ist und nicht - wie ich es vorziehe - mit dem INHALT des Artikels zu tun hat, kann das nicht gut sein.

     

    Die Kommentare hier sprechen eine deutliche Sprache - der Artikel ist auf unterstem journalistischen Niveau angesiedelt. Falls überhaupt noch ein Zusammenhang zu "Journalismus" hergestellt werden kann.

     

    An dieser Stelle möchte ich dem Autor und denen, die dafür verantwortlich sind, dass derlei in der taz veröffentlicht wird - frei zitiert nach Astrid Lindgrens "Karlsson vom Dach" - zurufen: "Mach dir nichts draus. Alle können nicht klug sein."

  • T
    Thom

    Sätze wie "die Gesellschaft muss lernen" sind derart schräg gedacht, daß sie schon bei einer oberflächlichen Kontrolle kassiert werden müßten. Die Gesellschaft als Handlungssubjekt. Die Zeitungen klagen über Auflagenschwund. Die Leser über Qualitätsschwund. Mir fiele da schon jemand ein, der sich zuerst bewegen müßte.

  • S
    Student

    Der Artikel hat eine Schaltfläche "Taz zahlt mich" verdient, denn ehrlich gesagt erwarte ich eine Rückerstattung der Zeit, die mir mit diesem Rumgesabbel gestohlen wurde.

  • P
    Pisa-Nicht-Versteher

    Was für ein grauenhafter, undifferenzierter und unreflektierter Beitrag! Den vorherigen negativen Kommentaren kann ich mich nur anschließen.

     

    Wieso erscheint so etwas in der taz? Erschreckend.

     

    Ich glaube nicht, dass Artikel wie der vorliegende zu einer guten (oder zumindest verbesserten) Qualität der taz beiträgt.

     

    Der Chefredaktion wäre für die Zukunft genügend Verstand und Durchsetzungsfähigkeit zu wünschen, um journalistischen Negativbeispielen wie diesem Beitrag künftig kein Podium mehr zu bieten.

     

    Wie der Herr Pisa-Versteher auf seiner Website angibt, ist er derzeit als taz-Redakteur beurlaubt. Ich hoffe inständig, dass dies der erste Schritt auf dem Weg zur endgültigen Kündigung ist.

     

    Herr Füller hat doch einen eigenen Blog. Soll er seine absurden Gedanken und Ideen da unter's Volk bringen. Aber bitte nicht mehr in der taz.

  • NL
    Norah LaShelle

    Der Artikel ist deshalb nichts wert, weil er sich nicht die geringste Mühe einer Recherche macht. Wer andere, gründlichere Quellen zu Rate zieht, kommt zu anderen Erkenntnissen: Der Täter war kein Pädagoge, sondern ein abgebrochener Lehramtsstudent, der sich als Betreuer vornehmlich in evangelischen Einrichtungen durchschlug. Dass er zur Pädophilenszene gehörte, war der Polizei lange bekannt. Es kam zu einer Anzeige durch Eltern, weil er Jungen in seine Wohnung eingeladen und ihnen dort den nackten Bauch gestreichelt hatte, was lediglich eine Geldstrafe zur Folge hatte. Dann stand er vor Gericht, weil er einen Berliner Bekannten wegen kinderpornografischer Fotos erpresst hatte. Auffliegen ließ ihn letztendlich ein junger Mann, der als Kind vom Täter bei einer Freizeit auffällig nach seinem Wohnort ausgefragt worden war. Kurz danach wurde das Kind vom Maskenmann missbraucht. Daran erinnerte sich der Zeuge nun wieder. Die von Sympathisanten der Pädophilen-Szene gerne verbreitete These, dass Pädophile Kinder liebten und ihnen kein Leid zufügen könnten, der Kindermörder an sich demnach kein Pädophiler sei, sondern aus Frust und Minderwertigkeitsgefühl oder Feigheit heraus in einem Akt der Übertragung Kinder und nicht Erwachsene als Opfer wähle, scheint hiermit zumindest für diesen Fall widerlegt. Die offene Propaganda für Pädophilie, wie sie etwa Wikipedia ganz offen betreibt, muss ein Ende haben. Intensivere Grundlagenforschung und Tests, Durchleuchtung und sehr genaue Überprüfung von jungen Männern, die sich für solche Jobs bewerben, sind leider unumgänglich. Mit Überwachungsstaat, wie jetzt einige schreien werden, hat das nichts zu tun. Sonst haben wir nachher nur noch Frauen in der Jugendbetreuung oder den nächsten Serienmörder dieser Art, und das kann es doch wohl auch nicht sein.

  • KR
    Kommando Rosa Luxemburg

    Zitat:"...- wenn man den ersten Berichten über ihn glauben darf - als ein unauffälliger, hilfsbereiter und intelligenter Mann beschrieben."

     

    Diese Formulierung im Stiele von: "Das war nach außenhin ein ganz Netter", hört man bei jeder schweren Gewaltstraftat eines bisher eher Unauffälligen. Seien es Amokläufer, Serienmörder, Vergewaltiger, oder was auch immer.

     

    Man sollte dem Ganzen wohl nicht zu viel Bedeutung beimessen.

  • EE
    em el

    ah ja, das war mir allerdings nicht klar: "wo kinder sind sind pädophile...".

     

    darauf muß man erst mal kommen.

     

    @sturm. das war die information des artikels.

  • CG
    Christian Gropper

    Christian Füller, der selbsternannte Pisa-Versteher, festigt mit diesem Artikel seinen Status als selbsternannter Päderastenexperte. Dass er wie auch mit seinem Buch über die Odenwaldschule wenig Fähigkeit zur Differenzierung zeigt, Kritikern seiner Argumentation vorwirft Teil einer ominösen Täterlobby zu sein und nun auch noch den Fall dieses Mörders und Vergewaltigers benutzt um Menschen, die sich engagierter und besser um Kinder kümmern als viele andere, unter generellen Sexualstraftäterverdacht zu stellen, beweist die Gefährlichkeit von inkompetentem Journalismus auf Stammtischniveau. Pfui, Herr Füller!

    Dass die taz solchen Stimmen ein Forum gibt, erstaunt zwar nicht mehr, stimmt aber weiterhin traurig.

  • P
    Pädagoge

    Dieser Artikel scheint dazu gedacht zu sein, Pädagogen (was ist mit Pädagoginnen) zu diffamieren. Ich muss zugeben, dass PädagogInnen, KirchenmitarbeiterInnen und viele andere mit Menschen tätige Personen eine große Machtstellung haben und es Menschen gibt, die diese ausnutzen. Aber wo ist die Lösung außer jetzt jedem/jeder PädagogIn ganz genau auf die Finger zu schauen. Und wer sollte es auch machen?

    Bräuchten wir nicht mehr Fachkräfte, die immer mindestens im Zweierteam arbeiten wie es zum Beispiel in der Mobilen Jugendarbeit zu großen Teilen Praxis ist? Aber solange die Kinder- und Jugendarbeit unterfinanziert ist, wird das wohl sehr schwierig werden. Und so haben einzelne Menschen die Möglichkeit im großen Chaos unterzugehen.

     

    Bitte mehr Differenziertheit und ich will es nicht sagen, aber: weniger BILD. War da nicht irgendein Artikel in der Taz, dass die Bild nicht journalistischen Standards entspricht? Dieser Artikel tut es auch nicht.

  • F
    Fiete

    Zu so einen Kommentar fehlt mir ein typischer Facebook "Gefällt mir" Button, denn der ist subtiler als der Artikel, der geschrieben wurde.

  • LP
    la pluma fuente estúpida

    Merkwürdig wirrer und kurzgedachter Beitrag.

     

    Der Autor geht offenbar davon aus, dass es in jedem Fall vorab Indizien für pädokriminelle Veranlagungen und für die Bereitschaft, diese auch auszuleben, geben muss.

     

    Und genau an dem Punkt dürfte der Autor irren. Ich glaube nicht, dass es immer Anzeichen dafür gibt.

     

    Für sehr gefährlich halte ich die abstruse Idee, Gesellschaft und Institution "... müssen hellhörig werden bei den lieben Onkeln, den charismatischen Pädagogen und gesuchten Freunden der Kinder."

     

    Haarsträubend. Nun sollen also die besonders engagierten und fähigen Pädagogen bereits per se verdächtigt und kriminalisiert werden oder was?

    Und das in einer Berufsgruppe, in dem männliches Personal an allen Ecken und Enden fehlt.

    Schon mal überlegt, wie leicht so ein Vorgehen zu Vorverurteilungen führen könnte - frei nach dem Motto "Der Mann ist Pädagoge und hat mit kleinen Jungs zu tun... mit dem kann doch was nicht stimmen..."?

     

    Der schlaue Autor hat - wie viele seiner schlauen taz-KollegInnen - einen Gedanken entwickelt, ihn aber nicht konsequent weiterverfolgt.

    Die Folge von dem hier vorgeschlagenen Ansatz wäre logischerweise eine Atmosphäre von Angst und Misstrauen. Vielleicht dann doch nicht die idealen Voraussetzungen für ein gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

     

    Ich denke eher, ein sinnvoller und pragmatischer Ansatz wäre, sowohl Eltern als auch Kinder für das Thema zu sensibilisieren.

     

    Der Artikel offenbart übrigens auch die erschreckende Naivität des Autors:

    Wenn nur genügend analysiert wird, so meint er, sind wir in der Lage, das Problem beheben. Sorry, Herr Füller, so schön es auch wäre: Über solch eine Omnipotenz verfügt die Menschheit nicht - allen wissenschaftlichen Fortschritten zum Trotz.

     

    Und so bleibt unter'm Strich die bittere Erkenntnis:

    Solange Menschen miteinander in Kontakt sind, solange wird es auch Gewaltverbrechen geben. Und wir als Gesellschaft werden es nie ganz verhindern können. Die Einsicht ist äußerst unangenehm. Nur entspricht sie leider der Realität.

  • S
    stimmviech

    Den Kommentar finde ich gut, denn er zeigt die einzige Strategie, solche Täter früher zu entlarven: sich mit der " Kunst der Lüge" zu beschäftigen. Ein wichtiges Element dieser Kunst: die Lüge muß sich dicht an der Wahrheit entlanghangeln.Die Lüge muß, anders ausgedrückt, durch viel Wahrheit kaschiert werden. Der Pädophile also tarnt sich durch gesellschaftliches Engagement für Kinder, man muß ihn bei den Männern suchen, die sich zum Pädagogen berufen fühlen. So wie man den Brandstifter bei der Feuerwehr suchen muß.

  • V
    victor

    Sehr geehrter Herr Füller,

     

    bitte helfen Sie mir bei zwei Dingen: 1. die Intention Ihres Artikels zu verstehen, 2. meinen beruflichen Alltag in Zukunft anders zu gestalten.

     

    1. Ihre Kernaussage ist m.E., dass pädagogische Institutionen bei "charismatischen Pädagogen und gesuchten Freunden der Kinder" "hellhörig" werden, also einen generellen Verdacht diesen Menschen gegenüber pflegen sollen. Ihre Intention ist also ein Generalverdacht gegen gute männliche Pädagogen, und zwar einer Vergewaltigung und Mord betreffend. Sehe ich das richtig?

     

    Wenn das so stimmt, komme ich zu 2.: Ich bin selber Pädagoge. Meine Kolleginnen und Kollegen bescheinigen mir einen adäquaten Umgang mit den mir anvertrauten Kindern, und es tut gerade den Jungen sehr gut, nicht nur Frauen als Bezugspersonen zu haben. Dies wird nicht nur von meiner Erfahrung, sondern auch von der einschlägigen wissenschaftlichen Fachliteratur bestätigt, Stichwort Jungenarbeit, Jungenpädagogik. Für diese Form von Arbeit ist Authentizität, Zugewandtheit und Charisma von großer Bedeutung, denn keinem Kind ist gedient mit Pädagogen, die in ihrem Verhalten austauschbaren Robotern ähneln. Ihrer Kernaussage zufolge sollte mich die richtige Ausführung meiner Arbeit nun in Zukunft von seiten meines Arbeitgebers dem Generalverdacht des Mordes und der Vergewaltigung aussetzen. Lieber Herr Füller, wie kann ich dem Ihrer Meinung nach entgehen? Gibt es da überhaupt eine Möglichkeit?

     

    Abschließend: Artikel wie der Ihre, die zum Ziel haben, ein Klima der Angst un des Misstrauens pädagogisch aktiven Männern gegenüber zu erschaffen, machen mir Angst. Ich merke bereits, wie sich Hintergedanken a la "Mache ich mich jetzt gerade verdächtig?" in meinen Berufsalltag einschleichen und diesen beeinträchtigen. Wenn das um sich greift, ist nicht nur meine Existenz bedroht, sondern es werden auch zahllose Kinder in Zukunft nicht mehr die Möglichkeit haben, in ihrem Alltag mit Männern Umgang zu haben. Es wird wieder so sein, wie es mal war, als der Vater den ganzen Tag auf Arbeit und die Berufe "Erzieherin", "Krankenschwester", "Grundschullehrerin" usw. kein männliches Pendant kannten. (Zu den Auswirkungen dessen insbesondere auf Jungen gibt es ebenfalls kiloweise Fachliteratur.) Wollen Sie das, Herr Füller? Sollte diese Gesellschaft das wollen? Kann man eine solche Verdachtshaltung überhaupt vernünftig praktizieren? Oder sollte es nicht stattdessen das Ziel sein, Kinder zu selbstbewussten Individuen zu erziehen, damit sie Tätern nicht auf den Leim gehen und sich gegen sie wehren können? DAS muss doch der Ansatz sein, denn mit dem Generalverdacht kommen Sie sowieso nicht weit, viel effektiver ist es, Kinder gegen Mörder und Vergewaltiger zu wappnen! Wieso finde ich diesen Ansatz nicht in der taz?

     

    Machen Sie's gut.

  • E
    Ex-Odenwaldschüler

    Dieser Artikel enthält sehr viel Information.Man muss ihn nur verstehen können bzw. wollen.

  • M
    Müller

    Ich muss meinem Vorgänger mit seiner Anschuldigung der Stammtischvermutungen durchaus recht geben. Vielleicht hat sich der Autor auch nur ungeschickt ausgedrückt, aber Sätze wie

     

    "Sondern sie müssen hellhörig werden bei den lieben Onkeln, den charismatischen Pädagogen und gesuchten Freunden der Kinder."

     

    werfen die ganzen nicht-pädophilen Freunde der Kinder mit Pädophilen, die diese Position suchen und sie ausnutzen, in einen Topf. Als angehender Pädagoge stellt sich mir bei solchen Äusserungen die Frage, inwiefern ich meine pädagogische Aufgabe erfüllen kann (und zu meinem eigenen Schutz auch sollte), ohne mich gleich dem Verdacht der Pädophilie auszusetzen.

     

    Meiner Meinung nach ist das Bild des "bösen Onkel im schwarzen Mantel mit hochgeklappten Kragen" schon lange aus der Vorstellung der Gesellschaft verschwunden und so hat der Artikel leider nur eine negative Auswirkung auf den Leser: der engagierte Pädagoge (von denen es mittlerweile sowieso viel zu wenige gibt) wird unter Generalverdacht gestellt und ihm so seine Arbeit erschwert.

     

    Auch von der "unfasslichen Naivität in der pädagogischen [...] Szene" habe ich noch nichts mitbekommen und mich würde eine Konkretisierung dieser Aussage interessieren!

  • L
    Leser

    Der Artikel hat in seiner Aufmachung und seiner Inhaltslosigkeit fast schon Springerniveau.

     

    Pädagoge und Päderast ist sicherlich keine seltene Kombination, wer auch sonst würde sich freiwillig den ganzen Tag mit den Plagen rumärgern wollen. Die Kinder- und Jugendarbeit wäre ohne Menschen die Kinder lieben wohl ziemlich im argen ... denkt mal drüber nach!

  • MV
    Mondrian v. Lüttichau

    Mit dem anerkannten Wissen über psychodynamische Zusammenhänge (inclusive Psychotraumatologie) ist es eigentlich kein Problem, psychische Störungen bei Tätern erstmal grundsätzlich zu unterscheiden (wobei natürlich kein Umkehrschluß gezogen werden kann!):

     

    1) Täter mit schwerwiegenden narzißtischen Störungen

    2) Täter mit autoritärem Charakter (Überich-Problem)

    3) Täter, die als Kind selbst zum Traumaopfer wurden (oft mit weitgehend voneinander unabhängigen

    Persönlichkeitsanteilen)

    4) Täter mit ("neurotischen") sexuellen Störungen, die sich schwächere Sexualobjekte suchen

    5) Täter mit partiellem Entwicklungsrückstand (ohne ausgeprägte genitale Sexualität) (oft traumabedingt)

    6) Täter mit bestimmten hirnorganischen Störungen.

    7/8) Von den Erklärungsvarianten "Männern geht es eben um Macht!" und "genetisch bedingt!" halte ich garnichts, aber die scheinen zumindest in den Medien am häufigsten vorzukommen.

     

    Eine derartige Aufmerksamkeit könnte und müßte Grundlage für täterbezogene Prävention werden. Das geschieht nicht, weil Fachleute oft nur eine der Varianten für alleinzutreffend halten und sich diesbezüglich nicht selten befehden - und weil man sich dazu erstmal für das Seelenleben von Tätern/Täterinnen interessieren müßte! Aber wer macht das schon gern..

  • FN
    frau nettel

    dito!

    Es ist doch längst bekannt, dass derart Pädophile

    ohne ihre Pädophilie eine völlig instabile Psyche haben.

    Deshalb gibt es auch keine psychische Heilung, aber Schadensbegrenzung, indem sich der Täter soweit unter Kontrolle bekommt, dass er solche Übergriffe unterlässt. Durch keine Therapie wird er jemals das Muster seiner sexuellen Orientierung überwinden.

    Er kann nicht aus sich heraus und plötzlich, nach abgeschlossener Therapie, auf erwachsene Frauen stehen.

    Es ist schade.

    Trotzdem kann er doch durchaus beides sein:

    Pädagoge und Pädophiler.

    Wir wissen nicht, wie viel Pädagogen, gute Pädagogen, auch eine solche Neigung haben, jedoch sich selbst kontrollieren können und diese Neigung nur in der Phantasie ausleben. Wie oben angesprochen, gibt es ganz unterschiedliche Arten der Pädophilie.

    Und bestimmt liegt echtes Interesse und Einsatz an und für die Kinder teilweise nicht so weit von den milderen Formen entfernt. Ich glaube nicht, dass diese "Infiltration" von Organisationen durch Pädokriminelle nur zu diesem einen Zwecke geschieht.

    Warum kann nicht ehrlicher Einsatz dahinter stecken?

    Ich spreche jetzt nicht von irgendeiner Kinderpornomafia, die wirklich nur die Ausbeutung von Kindern zum Ziel hat.

     

    Ich habe selbst Kinder und finde das ganze Thema sehr deprimierend. Auf keinen Fall möchte ich, dass meine Kinder negative Erfahrungen in der Richtung machen müssen. Ich finde pädophile Menschen äußerst beunruhigend und möchte hier niemanden verteidigen.

    Trotzdem sind nur wenige Menschen NUR böse, NUR eine Bestie.

    Der liebe Onkel/Erzieher/Lehrer/Pastor/Vater usw. ist ja genau deshalb so gefährlich.

    Er tarnt sich nicht nur mit seiner Freundlichkeit und seinem Interesse, er ist nicht nur ein Schauspieler. Denn er ist genau beides:

    Lieb und gefährlich.

    Und deshalb für Kinder so unheimlich schwer einzuschätzen. Und auch für Erwachsene.

  • H
    Horst

    Unter Pädagogen sollen gehäuft Päderasten sein? Nun, hat die TAZ nicht erst vor 3 Tagen MEHR Männer im Sozialbereich gefordert? Warum sollte ein Mann also Erzieher werden, wenn er schon vorab mit dem Generalverdacht des sexuellen Mißbrauchs konfrontiert wird?

     

    http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/boys-will-be-girls/

  • S
    Sturm

    Es tut mir leid, aber dieser Artikel enthaelt doch nun wirklich Null Information und wirft zwei unterschiedliche Faelle in einen Topf.

     

    Der Moerder von Dennis hat den Jungen nachts im Schlaf entfuehrt und kannte das Opfer nicht. Der Moerder war als Paedagoge taetig, ob er aber auch Kindern was angetan hat, die er kannte, ist derzeit ungeklaert. Ob hier Institutionen versagt haben ist daher momentan unklar. Das ist zumindest mein Informationsstand.

     

    Dagegen gab es bei den Paedophilen Taetern in der Odenwaldshcule (und anderen Institutionen wo so etwas passiert ist) durchaus mehrfache Beschwerden und Anzeigen - die dann aber abgetan und totgeschwiegen wurden - also ein strukturelles Problem.

     

    Ich finde es nicht naiv, dass ich als Laie wenig Ahnung habe wie Taeter ticken. Ich stelle mir dabei aber vor, dass sadistische Moerder wie der Moerder von Dennis anders gelagert sind als Paedophile, die sich selber vorluegen, das Kind wollte ja selber auch, war neugierig usw.

     

    Ich wuerde mir hier von der TAZ wuenschen, dass sie hierzu Fachleute zu Wort kommen laesst, die bezueglich der Frage, wie kann man potentielle Taeter erkennen, wirklich etwas sagen koennen. Der Autor dieses Artikels hat dazu kaum mehr anzubieten als Stammtischvermutungen.