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„Der Markt ist leer“

Vom Schlosser zum Computer-Spezialisten: Erfolgversprechende Weiterbildung für Arbeitslose an Hard- und Software  ■ Von Dagny Eggert

Das Innere einer modernen Rechenmaschine sieht nicht wirklich übersichtlich aus: Bunte Kabel und Platinen liegen scheinbar willkürlich über- und untereinander. Was bei den meisten Leuten gleichgültiges, bestenfalls interessiertes Schulterzucken hervorruft, ist für die 15 jungen Frauen und Männer aus dem Projekt Mook Wat PC eine Herausforderung.

Sie sammeln gebrauchte Computer von Behörden und Unternehmen, reparieren sie und bauen beispielsweise neue Festplatten ein. Danach werden sie an Hamburger Schulen oder gemeinnützige Einrichtungen für wenig Geld verkauft – Aufbau und Anleitung inklusive. Personal- und Sachkosten für das Dulsberger Projekt werden ein Jahr lang aus Mitteln des bundesweiten Sofortprogramms zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit und von der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde finanziert.

Im September hat die ABM-Einrichtung im Alten Teichweg 55a den Betrieb aufgenommen; in dieser Woche wurde sie offiziell eröffnet. Sie soll arbeitslosen jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren eine berufliche Perspektive geben. Voraussetzung ist allerdings, dass die angehenden Computerfachleute bereits eine Ausbildung gemacht haben.

Ein Jahr lang tüfteln nun gelernte Schlosserinnen und Raumausstatter, Fleischfachverkäufer oder Einzelhandelskauffrauen an den Rechnern und werden in den gängigen Anwenderprogrammmen fit gemacht, wie zum Beispiel im Textverarbeitungsprogramm Word und Excel, dem Programm für Tabellenkalkulation.

Werkstatt-Anleiter Gerd Noll über die Möglichkeiten des Programms: „Wir können den Teilnehmern in einem Jahr nicht die Inhalte einer regulären zweieinhalbjährigen Ausbildung vermitteln, aber wir möchten den Schülern ein Grundverständnis für Computer vermitteln, auf das sie im Berufsleben aufbauen können.“

Die TeilnehmerInnen des Computerkurses können im Softwarebereich den europäischen Computerführerschein machen. Dieses neue Zertifikat sei im europäischen Ausland bekannter als hier und belege fundierte Kenntnisse in allen gängigen PC-Programmen, sagt Günther Czizikowski, einer der beiden Leiter des Projekts. Speziell Interessierte können zusätzlich das A+Zertifikat im Hardwarebereich erwerben, um später im Service zu arbeiten und Computersysteme zu betreuen. Die Ausbildung findet zu gleichen Teilen in der Werkstatt und in den Schulungsräumen statt. So lernen die jungen Erwachsenen die Fehlersuche im System, behandeln aber auch Themen wie Datenschutz und Informationsgesellschaft.

„Es gibt 80.000 freie Stellen im Bereich Informationstechnik“, ist Günther Czizikowski zuversichtlich, dass alle seine Schützlinge nach dieser Schulung mit Festverträgen auf dem Arbeitsmarkt unterkommen: „Der Markt ist leer.“

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