piwik no script img

Der Lobbyist der WocheDer Oberkampfradler

Foto: dpa

Am Mittwoch hat er ein goldenes Fahrrad vor dem Roten Rathaus in Berlin angekettet: ein täglicher Auftrag an den Regierenden Bürgermeister, den Radverkehr zur Chefsache zu machen. Aber Heinrich Strößenreuther (Foto) gibt sich nicht mit bloßer Symbolpolitik zufrieden. Als Mitinitiator des Bündnisses „Volksentscheid Fahrrad“ will er die BerlinerInnen 2017 über ein Fahrradgesetz abstimmen lassen: fünf Meter breite Fahrradstraßen, 100 Kilometer Radschnellwege, 200.000 Fahrrad-Stellplätze und 50 grüne Wellen.

Mit seiner Initiative hat Strößenreuther einen Nerv bei den Hauptstädtern getroffen: Die erforderliche Mindestzahl von 20.000 Stimmen für ein Volksbegehren dürfte am Freitag locker überschritten werden. Die zweite Hürde heißt Volksentscheid: Strößenreuther plant, die Berliner zeitgleich zur Bundestagswahl abstimmen zu lassen.

An Ehrgeiz fehlt es dem stets seriös mit Anzug, Krawatte, Hornbrille auftretenden Aktivisten nicht. Mit seiner Initiative „Clevere Städte“ plant der 48-jährige Charlottenburger, die ganze Republik von der automobilen Blechlawine zu befreien. Der Volksentscheid ist dabei nur ein Instrument von vielen: Als ehemaliger Bahn-Manager und Greenpeace-Campaigner weiß Strößenreuther wirksame Medienbilder herzustellen. Er stellt weiße „Geisterfahrräder“ auf, die an getötete Fahrradfahrer erinnern, posiert nackt mit Fahrradhelm, lässt Berliner Straßen vermessen, um zu zeigen, wie breit sich die Autos machen, und entwickelte die App „Wegeheld“, mit der Radfahrer Falschparker melden können.

Sein Aktivismus kommt nicht bei allen gut an. „Fahrradblockwart“ wird er genannt. Oder „Kampfradler“. Wobei Letzteres im Mutterland der Automobilfixierung durchaus ein Kompliment ist. Nina Apin

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen