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Der Grand-Prix-Slam

Freitag im Berliner Fritz-Fischer-Club: Kür des besten Textes für Senait. Die Jury im Porträt

Sie ist Teil der Macht: Sarah Kuttner, am 29. Januar 1979 geboren, ist Moderatorin bei jenem Sender, ohne den die Musikindustrie noch hysterischer auf die Absatzkrise ihrer Produkte reagieren würde: bei Viva nämlich, dem Abspielkanal für juvenile Tonspuren. Kuttner, deren Sprachbiografie mit klassischen Vokabeln wie „Mama“, „Papa“ und „Wau-wau“ begann, ging nach ihrem Abitur (am Berliner John-Lennon-Gymnasium) in die weite Welt: Aus Langeweile bucht sie ein One-Way-Ticket nach London. Dort jobbt sie (Second-Hand-Laden, Deutschunterricht, Babysitting in einer indisch-schottischen Großfamilie) und lernt schließlich den örtlichen Korrespondenten des Spiegels kennen, renoviert sein Haus und absolviert danach ein Praktikum in dessen Spiegel-Büro. Zurück in Berlin beginnt sie im Oktober 2000 ein Praktikum bei Radio Fritz. Vor gut einem Jahr überzeugt sie beim Viva-Casting und sticht 1.500 Rivalinnen um den begehrten Job souverän aus. Sie ist, sagt sie, Britpopindierockgutfinderin, hört also gern Travis, Oasis, Eskobar und ähnliche Bands. Ihr peinlichster Lieblingssong: Enrique Iglesias’ „Hero“.

Claudia Roth, 47, Bundestagsmitglied und praxiserfahrene Dramaturgin, wuchs in einer linksliberalen Familie in Ulm auf. Erster politischer Einsatz: mit dreizehn Jahren gegen die Einführung von Konfessionsklassen an ihrem Gymnasium. Später studierte sie Theaterwissenschaften in München, um als Dramaturgin zu arbeiten. Im Frühjahr 1982 übernimmt sie das Management der legendären Band Ton Steine Scherben. Nach deren Auflösung 1985 wechselt sie in die Politik als Pressesprecherin der grünen Bundestagsfraktion, bis 1989. Ihren Einsatz für Menschenrechte beweist sie nach der Wahl ins Europaparlament für die Grünen; bis 1998 ist sie dann Fraktionsvorsitzende der europäischen Grünen im Europaparlament. Im Januar 2001 übernimmt sie das Amt der Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen. Im September dieses Jahres wird sie wieder in den Bundestag gewählt. Zu ihren Lieblingsmusikern gehören die Deutschrocker von Ton Steine Scherben, aber auch Paul Young und Diana Ross. Die profilierte Politikerin ist bekennender Grand-Prix-Fan seit Mitte der Siebzigerjahre; einer ihrer Lieblingssänger ist Johnny Logan.

Pia Castro ist Starmoderatorin des Berliner Radios Multikulti. Die Dreißigjährige, in Buenos Aires geboren, bestätigt mit ihrer Vita ein kosmopolitisches Ideal. Sie studierte Politikwissenschaften in New York und Berlin und ist als Journalistin immer und überall unterwegs. Heute moderiert sie bei Radio Multikulti/SFB die Frühstückssendung; als Nachrichtensprecherin ist sie in der spanischen Redaktion bei Deutsche Welle TV im Einsatz. Nach Deutschland kam sie, um an einem Austauschprogramm teilzunehmen; sie verliebte sich und blieb. Ihren Wohnsitz hat sie jetzt bereits seit elf Jahren in Berlin, vom bunten Treiben der Hauptstadt ist sie begeistert. Freunde und Fans können sie allmorgendlich beim Joggen im Tiergarten treffen. Lieblingsbands hat die Berlinerin sehr viele. Momentan gehören Mo Horizon, Sidestepper, Jorge Ben und Manu Chao zu ihren liebsten Bands. „Ya Rayah“ von Rachid Taha, „Mas que nada“ von Sergio Mendes, „So Nice (Summer Samba)“ von Bebel Gilberto, „Si Señor“ von Control Machete – das sind ihre All-Time-Favourites. Alles in allem liebt sie Bossa-Nova-Sounds von allen Musikstilen am meisten.

Theater- und Drehbuchautor Klaus Chatten (sprich: Schatten), demnächst sein vierzigstes Lebensjahr vollendend, zählt zu den meistbeschäftigten Theaterautoren im deutschsprachigen Bereich. Am Berliner Maxim Gorki Theater löste sein Stück „Karussell“ bei Theaterkritikern wie Zuschauern Kontroversen aus. Überhaupt kennt sich Chatten auf Bühnen aus: Am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und im New Yorker Actor’s Studio lernte er die Schauspielerei. 1995 erhielt er das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste; dieses Jahr wurde er mit dem Literaturstipendium des Berliner Senats für seinen Roman „Der geraubte Verstand“ ausgezeichnet. Chatten ist für seine Projekte weltweit unterwegs, ob am Deutschen Theater in Berlin, bei Kampnagel in Hamburg, mit dem Stück „Sugar Dollies“ in London, in Los Angeles oder Stuttgart. Aktuell arbeitet er an dem Drehbuch „So einfach, einfach so“ (mit Peter Lohmeyer). Klaus Chatten versteht sich als musikalischer Allesverwerter, im Popbereich bevorzugt er David Bowie (Lieblingssong: „In The Heat Of The Morning“), Johnny Cash oder Chris Isaak.

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