Der FC Bayern des American Football: Extra Salami auf die Pizza
Die New England Patriots werden einfach nicht müde. Von allzu frechen Sprüchen aus den Reihen der Gegner motiviert, gewinnen sie auch ihr 13. Saisonspiel.
Das, was dem deutschen Fußball-Freund der FC Bayern München ist, das sind dem amerikanischen Football-Fan die New England Patriots. Sie sind stinkreich, arrogant und hochtalentiert, verhasst und bewundert - und gelten als weitgehend unschlagbar. Tatsächlich aber haben die Patriots - im Gegensatz zu ihrem deutschen Pendant - ihre ersten 13 Saisonspiele allesamt gewonnen. Dazu allerdings benötigten sie zuletzt kräftige psychologische Unterstützung vom Gegner.
Denn während sich die Kontrahenten der Bayern allwöchentlich demütig geben, sich perfiderweise dann doch nicht einfach in eine Niederlage fügen und bisweilen sogar ein torloses Unentschieden ermauern, verstoßen unerfahrene Football-Profis immer wieder gegen die grundlegendsten Prinzipien der psychologischen Spieleröffnung. Zuletzt tat sich da ein gewisser Anthony Smith hervor, als Verteidiger angestellt bei den Pittsburgh Steelers. Der garantierte einen Sieg seines Teams gegen die Patriots.
New England hatte zwei Wochen lang geschwächelt. Nach den ersten Saison-Monaten, in denen regelmäßig Kantersiege gelangen und die Rekordbücher umgeschrieben wurden, wurden gegen Philadelphia und Baltimore, zwei Teams die in diesem Jahr hinter den Erwartungen blieben, nur knappe und sogar etwas glückliche Siege eingefahren. Die Experten waren sich einig: Die Patriots werden müde. So talentiert sie auch sein mögen, das Gros ihrer Schlüsselspieler - vor allem in der Verteidigung - ist bereits 30 Jahre und älter. Gegen Pittsburgh, die bislang beste Verteidigung der Liga, so die Auguren, wird es die erste Niederlage geben.
Doch um die müden Knochen wieder in Schwung zu bekommen, kam die unbedachte Äußerung von Herrn Smith gerade recht. "Das ist ungefähr so, wie wenn du in eine Pizzeria gehst und dir extra viel Salami auf deine Pizza bestellst", erklärte Patriots-Verteidiger Rodney Harrison, der am kommenden Samstag auch schon seinen 35. Geburtstag feiert, "da ist nichts Falsches dran an ein bisschen zusätzlicher Salami." Der Extrabelag sorgte für ein überzeugendes 34:13 gegen die Steelers.
Die unbedachte Sieggarantie hatten die Patriots "als Herausforderung" verstanden, ließ Jabar Gaffney verlauten, der bei einem Touchdown einen Ball direkt über dem Kopf des desorientierten Smith aus der Luft pflückte. Auch bei einem weiteren Touchdown sah Smith schlecht aus: Fast schien es, als wollte New England den Provokateur bloßstellen. "Er ist ein guter Spieler. Ich denke, er wollte seine Mannschaft motivieren", sagte der wieder einmal überragende Patriots-Quarterback Tom Brady - und grinste.
Vielleicht stimmte Brady auch nur der Gedanke an die nächsten Aufgaben so fröhlich. Denn kommende Woche treten die New York Jets bei den Patriots an. Die haben bislang gerade mal drei Erfolge auf ihrem Konto. Anschließend schlüpfen die Miami Dolphins, die bisher sogar noch vollkommen sieglos sind, in die Rolle des Kanonenfutters. Erst der Saisonabschluss bei den New York Giants verspricht noch eine ernsthafte Prüfung auf dem Weg zu einer perfekten regulären Saison. Eine solche hat bislang nur Miami hingelegt - im Jahre 1972. Und seinerzeit war die Saison noch zwei Spiele kürzer.
Fraglich bleibt allerdings, ob die Patriots in den letzten Partien, wenn sie sich längst den Heimvorteil in den gesamten Playoffs gesichert haben, ihre besten Spieler schonen werden. Eine Strategie, die den Indianapolis Colts, dem letzten Team, das mit 13 Siegen in die Saison startete, 2005 zum Verhängnis wurde: Gleich zum Einstieg in die Playoffs kam das sensationelle Aus für die Colts - gegen die Pittsburgh Steelers übrigens. Damals allerdings war Anthony Smith noch nicht im Team, und auch sonst hatte sich niemand zu einer unbedachten Äußerung hinreißen lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!