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Der Euro ist doch kein Teuro

Statistikamt: Fast keine eurobedingte Inflation. Kaum noch Zahlungen in D-Mark

BERLIN taz/afp ■ Einen Monat nach seiner Einführung hat sich der Euro voll und ganz durchgesetzt. Nur noch vereinzelt würde in D-Mark bezahlt, gab die Bundesbank bekannt. Zur Jahreswende waren noch D-Mark-Scheine im Gesamtwert von fast 150 Milliarden Mark im Umlauf. Mittlerweile sind es weniger als 50 Milliarden Mark. Langsamer fließen die Münzen zurück: Von 12,5 Milliarden Mark sank der Umlauf auf etwa 9 Milliarden.

Der Handel bekräftigte seine freiwillige Selbstverpflichtung, noch bis Ende Februar Barzahlungen in der alten Währung anzunehmen. Viele Geschäfte und Restaurants halten sich allerdings nicht an diese Vereinbarung. Wie die Verbraucherzentralen berichten, hätten sich viele Kunden deswegen bereits beschwert.

Trotz Klagen über Preiserhöhungen ist der Euro nach offiziellen Angaben kein Teuro. Das Statistische Bundesamt berichtete gestern, die Verbraucherpreise seien im Januar 2002 nach ersten Berechnungen um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, gegenüber Dezember 2001 um 0,9 Prozent. Preistreiber seien Obst und Gemüse gewesen. Dies liege an den „ungewöhnlichen Witterungsverhältnisse in Südeuropa“. Die Statistiker schätzen diesen Einfluss auf rund 0,4 Prozentpunkte beim Gesamtindex.

Hinzu kämen die ab Januar gültigen Steuererhöhungen: Tabaksteuer mit 1 Cent je Zigarette, Mineralölsteuer mit 3,1 Cent je Liter Benzin und Energiesteuer mit gut 0,2 Cent je Kilowattstunde sowie die Versicherungssteuer. Ohne diese beiden Faktoren wären die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr um etwa 1,6 Prozent und gegenüber dem Vormonat um etwa 0,1 Prozent gestiegen. Der Übergang auf Europreise habe die Teuerung in Deutschland nicht erheblich beeinflusst.

Dennoch berichten Verbraucherzentralen, dass tausende Beschwerden über Preiserhöhungen eingegangen sein. Karin Kuchelmeister vom Bundesverband der Verbraucherzentralen sagte, vor allem Gastronomie und Dienstleister hätten ihre Preise über den Jahreswechsel „großzügig nach oben angepasst“. Der Sprecher der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Theo Wolsing, berichtet, es würde vor allem über „Bäckereien, Pizzataxen und Dönerbuden“ geklagt (www.verbraucherzentrale.de). Ein Preisvergleich bei 840 Produkten ergab jedoch: Zwischen Dezember und Januar stiegen bei 71 Produkten die Preise – bei 112 sanken sie hingegen.

KATHARINA KOUFEN

meinung SEITE 12

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