Das Portrait: Der Bossi des Sports
■ Reinhard Rauball
Wenn jemand gleich mehrfacher Millionär ist und sich zudem gern wie der Münchner Staranwalt Rolf Bossi mit Schickeria umgibt, dann besitzt er im Ruhrpott nicht gerade einen Sympathiebonus. Reinhard Rauball, der am 1. März Fritz Behrens als Justizminister in Nordrhein-Westfalen beerben wird, gelingt das Kunststück, als Promi- Anwalt und Kneipenkumpel gleichermaßen geachtet zu sein. Der „kleine Doktor“, wie die Dortmunder den 1,66 Meter großen Starjuristen ehrfurchtsvoll nennen, pflegt dieselben volkstümlichen Leidenschaften wie sie: Borussia und Boxen. 1979 machte der damals 32jährige als jüngster Präsident der Fußballbundesliga bei Dortmund Furore. Hier wetterte er gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Profi-Kickens.
Den Titel „Macchiavelli des Sports“ (Die Zeit) handelte sich der gelernte Scheidungsanwalt hingegen durch seine gewiefte Verteidigung der mutmaßlichen Dopingsünderin Katrin Krabbe ein. Wie in einem „Hollywood- Film“ (Spiegel) demonstrierte der Anwalt da publikumswirksam, wie man die Siegel von Dopingproben fälschen kann, und erwirkte so einen spektakulären Freispruch für die Sprinterin.
Tatsächlich hätte der durch seine Ministeriumsaffäre beträchtlich in Bedrängnis geratene Landeschef Wolfgang Clement kaum einen besseren Mann als den 52jährigen Rauball finden können, um seine beschädigte Reputation wieder aufzupolieren. Der Bossi des Sports gilt auch in Verfassungsfragen als brillianter Jurist. Zusammen mit seinem Doktorvater, der Jura-Koryphäe Ingo von Münch, schrieb er an einem Grundgesetzkommentar, der heute als Standardwerk gilt. Von Münch war es denn auch, der vor gut dreißig Jahren den heutigen NRW-Ministerpräsidenten und seinen Minister an der Bochumer Universität zusammenbrachte. Damals bewertete Clement als Münchs Assistent eine Hausarbeit des Jurastudenten Rauball schlecht, der sich prompt beschwerte (“Ich war noch sehr direkt!“) – und bis heute erzählen beide gern, dies sei der Anfang ihrer langen Männerfreundschaft gewesen. Weiteren Fragen zu Clements geplanter Straffung der Justizverwaltung hat sich Rauball nun bis Montag durch einen Kurztrip in die USA entzogen. „Clement Vorstellungen sind richtig und gut“, sagte Rauball vor seinem Abflug und versicherte, daß er „bei der geplanten Justizreform mithelfen“ wolle. Gisa Funck
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