Demonstration gegen Angriffe der PKK: Ausschreitungen bei antikurdischer Demo
Türkische Nationalisten greifen nach Demonstration in Kreuzberg kurdischstämmige BerlinerInnen an
Scheiben gingen erstaunlicherweise nicht zu Bruch: Viele Scherben gab es dennoch am Ende einer Demonstration türkischstämmiger Berliner gegen die kurdische PKK am Sonntagabend in Kreuzberg. Nach Polizeiangaben waren 1.600 Menschen dem per Facebook verbreiteten Demo-Aufruf gefolgt. Es ging um die Angriffe der kurdischen PKK auf die türkische Armee im Osten der Türkei, bei denen vergangene Woche 26 Soldaten getötet wurden.
Angemeldet war der Aufzug vom Hermannplatz bis zum Kottbusser Tor. Doch einige TeilnehmerInnen hielten sich nicht an die Route, sondern marschierten über das Kottbusser Tor in die Adalbertstraße, wo es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit kurdischstämmigen BerlinerInnen kam.
Die Polizei hielt die RestdemonstrantInnen zwar am Eingang der Adalbertstraße fest, schloss aber nicht die seitlichen Fußwege im Gebäudetrakt Neues Kreuzberger Zentrum (NKZ), sodass es immer wieder zu Zusammenstößen der Gruppen kommen konnte. Auch gab es aus einer mit türkischen Fahnen ausgestatteten Gruppe der überwiegend jugendlichen DemonstrantInnen Würfe von Flaschen und Knallkörpern in die Menge auf der Gegenseite hinein, unter der sich auch viele zufällig anwesende PassantInnen sowie AnwohnerInnen mit Kindern befanden. Viele DemonstrantInnen zeigten das Handzeichen der "Grauen Wölfe", einer ultranationalistischen Bewegung in der Türkei.
In einem Café im NKZ hielt die Polizei viele Gäste bis zu zwei Stunden fest mit der Begründung, dass aus dem Café heraus die DemonstrantInnen provoziert worden seien. Sechs Personen wurden festgenommen, die Polizei leitete 23 Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Landfriedensbruch, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und versuchter gefährlicher Körperverletzung ein. Eine Polizistin erlitt ein Knalltrauma und wird stationär im Krankenhaus behandelt. Anwohnern zufolge hielten die Zusammenstöße, die gegen 18.30 Uhr begannen, bis in die Nacht an.
Am Samstag hatte es bei einer Demonstration kurdischstämmiger BerlinerInnen bereits 18 Festnahmen gegeben. Dennoch, glaubt der kurdischstämmige Grünenpolitiker Riza Baran, werde es keine weiteren Ausschreitungen geben: "Ich glaube nicht, dass große Massen dahinterstehen." Zudem werde durch Treffen türkischer und kurdischer Vereine versucht, weitere Vorfälle zu verhindern.
Leser*innenkommentare
mustafa yucel
Gast
Die Frage ist, Wer hat die Demo organisiert? Wirklich Die Türken?
Anonym
Gast
An 'No Name'
Du kannst nichtsdestotrotz nicht leugnen, dass sich etliche Graue Wölfe unter den türkischen Demonstranten wiedergefunden haben, wenn nicht sogar diese Demonstration angeführt haben. Und die Haltung derer ist kein Geheimnis, also versuche keines daraus zu machen.
Kurdische Politiker, die in den Knast wandern, weil sie vor dem Parlament eine eidesstaatliche Erklärung in kurdischer und nicht in türkischer Sprache halten, armenische Journalisten die auf offener Strasse in der Türkei abgestochen werden, ganz zu schweigen davon, dass der Massenmord an den Armeniern nach wie vor geleugnet wird, das Verbot für Derwische, zu tanzen usw.
Und das Ganze in weiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert oder sogar gefordert...
WIE FÜHLT SICH DAS BITTE AN?
GanzBerlinHasstDiePolizei
Gast
Schade das sich nur so wenige Antifas dafuer interessiert haben..
NoName
Gast
Ihr werdet es wohl nie kapieren! In allen anderen Zeitungen stand, dass die Türken FRIEDLICH demonstriert haben, bis sie von PKK-Angehörigen aufgehalten wurden, und dass sie lauthals zugegeben haben, dass sie PKK-Angehörige sind... Keiner von euch kann wissen, was es heisst, auf einen schlag 26 Soldaten zu verlieren und das war nicht das erste mal! Für jedes Volk, der die Türken deshalb beschuldigt, wünsche ich so eine untergrundorganisation wie PKK am Hals, damit sie es endlich raffen was sowas bedeutet!..
Anonym
Gast
Lieber Ali,
liegt es vielleicht an den vielen Handzeichen der Grauen Wölfe und an den von türkischer Seite ausgehenden gewaltätigen Übergriffen, die an diesem Abend stattgefunden haben, die die Vermutung nahelegen, es handle sich um türkische Nationalisten?!
Wie heuchlerisch... Schon diese Haltung verrät, dass ein Nationalist hinter ihrem Kommentar stehen muss.
ameas
Gast
als zeitung mit linkem anspruch wäre es ja wohl auch mal möglich, zu erklären, was es mit der pkk auf sich hat. hier geht es ja schließlich um weit mehr als nur einen konflikt zwischen zwei nationalistischen gruppierungen.
Hatem
Gast
Wieso die Grauen Wölfe nicht schon längst verboten sind, frage ich mich jedes Mal.
Ali
Gast
Ich werde nie mehr die TAZ lesen. Wie kann man nur so einseitig berichten! Hier werden die friedlichen türkischen Demonstranten sofort als Nationalisten abgestempelt. Und das war kein Anti-Kurden Demo sondern ein Anti-PKK Demo.
gse
Gast
es ist große scheisse was da passiert. die polizei ist offensichtlich nicht in der lage die kurden vor den übergriffen zu schützen. das sah alles sehr schlimm aus und wer die pkk verbietet muss eben auch die grauen wölfe verbieten.
Noveski
Gast
Ist es wirklich nur Unvermögen, wenn sich die Berliner Polizei anscheinend nicht einmal knappe vier Jahre zurückerinnern kann? Im Oktober 2007 gab es die gleiche Situation nämlich schon einmal. Türkische Ultranationalisten bzw. Faschisten marschieren auf dem Hermannplatz auf und greifen in der Folge kurdische Einrichtungen am Kotti an. Man fragt sich dann wirklich, wie blöde die Polizei eigentlich ist. Wenn man aber sieht, mit welchem Aufwand sie die kurdische Demonstration am Samstag begleiten konnte, dann kriegt man schon Zweifel, ob's wirklich (nur) Unvermögen ist.
anonym
Gast
Wer waren diese Leute, die in dem Cafe wegen Landsfriedenbruch, etc etc festgenommen worden waren, Frau Wierth? Türkisch- oder Kurdischstämmige??
Daniel
Gast
Ach jetzt werden Leute schon im Café fürs Provozieren von türkischen Nazis festgenommen, während sich die Polizei offenbar keine Mühe gibt die Passanten richtig zu schützen. Interessant.