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Demo gegen die Besatzung in SyrienKaum Solidarität mit Rojava

Kur­d*in­nen protestieren am Kreuzberger Oranienplatz gegen Angriffe auf die Selbstverwaltung in Nordsyrien. Die Beteiligung ist aber überschaubar.

Demonstration für den Frieden in Syrien und Rojava in Berlin am 4. Januar 2025 Foto: Darius Ossami

Berlin taz | Die Demonstration beginnt mit einer Schweigeminute für die Gefallenen. „Für den Frieden und gegen die Besatzung in Syrien und Rojava“ lautet das Motto, dem rund hundert Teilnehmer am Samstagabend am Kreuzberger Oranienplatz gefolgt sind. Rojava, die autonome Provinz unter kurdischer Selbstverwaltung im Norden und Osten Syriens, ist seit dem Sturz Assads verstärkt Angriffen der Türkei und der von ihr unterstützten islamistischen SNA-Milizen ausgesetzt. Viele hier befürchten ein Ende der Selbstverwaltung und eine erneute Vertreibung Zehntausender Menschen.

„Wir sind hier auf der Straße, um für die Selbstverwaltung in Rojava, für die Freiheit in Syrien und für die Menschen in Nordostsyrien zu protestieren“, so Welat, einer der Veranstalter*innen, der aber seinen vollen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Aufgerufen hat neben internationalistischen Initiativen wie RiseUp4Rojava und Defend Kurdistan auch die kurdische Jugendgruppe TCŞ.

Welat übt scharfe Kritik an den Angriffen auf Rojava seitens der türkischen Armee sowie der Milizen der SNA und der islamistischen HTS, die in Syrien die Macht übernommen hat. Unter beiden Gruppen befänden sich auch IS-Kämpfer, so Welat. Er fordert einen Stopp der Angriffe der Türkei auf Rojava, einen Friedensdialog und eine Anerkennung der autonomen Selbstverwaltung Nordostsyriens.

Klein, aber lautstark

Die Kundgebung war klein, aber lautstark, immer wieder waren die Parolen „Bijî Berxwedana Rojava“ („Es lebe der Widerstand von Rojava“) und „Jin, Jiyan, Azadî“ („Frau, Leben, Freiheit“) zu hören, teilweise übertönt von kurdischer Popmusik aus dem Lautsprecherwagen. Die Polizei achtete penibel darauf, dass keine Flaggen oder Parolen positiv Bezug auf die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans PKK oder deren inhaftierten Anführer Abdullah Öcalan nahmen.

Im einzigen deutschen Redebeitrag pries eine Frau die „Grundwerte der Basisdemokratie, Ökologie und Frauenbefreiung“ in Rojava. „Frauenbefreiung nimmt hier eine zentrale Rolle ein, weil eine Gesellschaft erst frei sein kann, wenn die Frauen in ihr frei sind“, so die Rednerin. Es gab nur wenige Solidaritätsbekundungen aus Häusern oder vorbeifahrenden Autos, fast alle Pas­san­t*in­nen blieben teilnahmslos. Auch die türkischen Gewerbetreibenden betrachteten die Demo schweigend.

Die Teilnehmenden waren meist jung, in der Mehrzahl Frauen, auch ein paar Kinder liefen mit. Es war fast niemand aus dem Rest der Berliner linken Szene zu sehen, auch Parteifahnen oder kommunistische Symbole fehlten völlig. Die Menschen sprachen Kurdisch, Englisch und Deutsch, einige trugen Kufija, auch „Palituch“ genannt.

Rojava ist ein Symbol dafür, dass autonomes Leben möglich ist

Demonstrantin

„Ich bin hier, weil ich an Befreiung für alle glaube“, sagte eine junge Frau auf Englisch. Rojava sei ein Symbol dafür, „dass autonomes Leben jenseits von staatlicher Unterdrückung möglich ist“, meinte eine Demonstrantin, die Freun­d*in­nen vor Ort hat. „Wenn die Revolution in Rojava angegriffen wird, dann verlieren nicht nur unzählige Menschen ihr Leben, sondern wir verlieren auch als demokratische Kräfte auf der ganzen Welt ein Stück weiter die Perspektive, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“

Zwei junge Kurdinnen forderten, Deutschland solle aufhören, Waffen an die Türkei zu liefern, und stattdessen Syrien, Rojava und Kurdistan unterstützen. Mit der Demo waren sie zufrieden, obwohl es „ein bisschen leer“ war. „Die Solidarität war mal größer“, räumte auch Welat ein. Aber man werde sich weiter für die Selbstverwaltung in Rojava einsetzen.

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2 Kommentare

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  • Wer unterstützt denn die Kurden dort noch, außer den paar US-Soldaten?



    Wenn nicht (diplomatische) Wunder eintreten werden die Kurden dort demnächst wieder zwischen Islamofaschismus, Gier nach dem Öl und nationalistischem Hass zerrissen. Föderalismus kennt man in den Ländern nicht, nur archaischen Nationalismus gepaart mit islamistischen Traditionen, das wird wieder Dramen geben.

  • Es zeigt sich hier, dass es den Internet englisch sozialisierten Linken nicht um Anti Imperialismus ging.

    Die Stille um Rojava zeigt, dass diese Linke und der Großteil der deutschen Linken kein verlässlicher Partner für Rojava ist. Auch kein verlässlicher Partner für die Region.