Delfinhaltung im Zoo: Psychopharmaka und enge Becken
Die Grünen im Bundestag fordern, die Haltung von Delfinen zu untersagen. Der Vorwurf von Tierschützern: Große Tiere werden mit Beruhigungsmitteln behandelt.
BERLIN taz | Psychopharmaka, Hormonpräparate und enge Becken – die Kritik an der Haltung von Delfinen ist groß. Am Mittwoch fand im Bundestagsausschuss für Ernährung eine Anhörung von Sachverständigen zum Thema statt.
Die Grünen hatten Mitte März beantragt, „das Halten von Delfinen zu untersagen sowie deren Einfuhr zu verbieten und die Zulassung neuer Haltungen an den Nachweis artgerechter baulicher Anlagen zu binden“.
Schon 2012 kritisierten die Delfinschutzorganisationen WDCS und WDSF den Tiergarten Nürnberg, der wie das Delfinarium Duisburg die Tiere hält. Die Aktivisten warfen den Mitarbeitern vor, Großen Tümmlern regelmäßig das Beruhigungsmittel Diazepam verabreicht zu haben, um sie ruhigzustellen.
Die Grünen berufen sich in ihrem Antrag auf den Biologen Christian Schulze von der Ruhr-Universität Bochum, der die baulichen Bedingungen einer artgerechten Haltung beschreibt. Laut den Grünen sind diese Voraussetzungen in den deutschen Delfinarien nicht gegeben.
Artgerechte Haltung schwierig
„Damit verstoßen diese gegen das Tierschutzgesetz, das vermeidbare Schmerzen, Leiden und Schäden von Tieren verbietet.“ Die Antragsteller monieren die bisher im „Säugetiergutachten“ aus dem Jahre 1996 vorgegebenen Größenordnungen und fordern für eine artgerechte Haltung etwa Bahnenlängen von rund 850 bis 900 Meter.
Nach Auskunft des Bundesagrarministeriums wird das Gutachten überarbeitet. Grundsätzlich sollen allerdings ähnliche Mindestanforderungen an die Haltung gestellt werden wie in der Fassung von 1996.
Leser*innenkommentare
joyride
Gast
Die Forderung der Grünen ist nur zu berechtigt, kommt aber im internationalen Vergleich ungefähr 30 Jahre zu spät, denn in England z.B. gab es in den Achtzigern bereits eine erfolgreiche massive Bewegung gegen Delfinshows und Delfinarien, die trotz Kriminalisierungsversuchen zu einem Umdenken breiter Bevölkerungskreise und zur Schliessung einiger Firmen führte.
Delfine gehören ins freie Meer. Artgerecht ist nur die Freiheit !
magy
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Wenn man es ganz genau nimmt mit dem Tierschutz oder Arten gerechte Haltung, dann müssen auch Tierparks abgeschafft werden, die zwar den Betreibern eine Menge Geld bringen, die auch Arbeitsplätze schafft, dennoch sind sie ganz gewaltig gegen die Lebensart der Tiere.
Antonietta
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Es ist unverantwortlich, diese hochentwickelten Tiere in Gefangenschaft zu halten, weil ihnen selbst die elementarsten Grundbedürfnisse vorenthalten werden: In freier Wildbahn leben Delfine in Gruppen von bis zu 100 Tieren zusammen, erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h, können bis zu 500 Meter tief tauchen und werden 10 Jahre älter als in Gefangenschaft.
Auch die Nahrung in Gefangenschaft, nämlich toter Fisch, ist für Delfine nicht "natürlich", denn in freier Wildbahn fressen Delfine nur lebende Fische, tote meiden sie. Delfine sind akustische Tiere; ihre Kommunikation und Orientierung im Raum erfolgt zum grossen Teil akustisch. Der akustische Ortungssinn ist in Gefangenschaft praktisch nutzlos und verkümmert.
irmi
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Diese wunderbaren Tiere gehören in kein Becken eingesperrt und schon gar nicht das man auf deren Kosten Geld schäffelt.
Fragt mal einer nach der Psyche dieser eingesperrten Tiere ?
anke
Gast
Ich wünschte wirklich, diejenigen unter uns Menschen, die schon seit Jahren nur noch mit Hilfe stärkster Psychopharmaka imstande sind, ihre wenig artgerechte "Haltung" zu ertragen, hätten eine ähnlich agile Lobby wie Delphine. Leider gelten in unserem Fall derartige Pillen nicht als Problem sondern als Lösung. Selbst dann noch, wenn sie zusätzliche Schmerzen, Leiden oder Schäden verursachen. Wahrscheinlich, weil wir diese Schmerzen, diese Leiden und diese Schäden dank sehr erfolgreicher Gehirnwäsche für völlig unvermeidbar halten.
chriskuenstler
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Man sollte einmal auf einer Landkarte (maps!) das Delfinarium des Nürnberger Tiergartens mit der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg verbinden. Hin und zurück sind das ungefähr 1000 Meter Luftlinie. Man grabe also eine verbindende Bahn zwischen beiden Institutionen und das Problem mit der Bahnlänge ist gelöst!
Dann können die Kunststudenten auch schön schwimmen gehen und die Delfintherapie kann in Zusammenarbeit mit der AdBK weiter ausgebaut werden. Die dann zu schaffende Professur übernehme dann ich, weil ich die Idee hatte!
Wow, ist das Delfinarium klein im Verhältnis zur geforderten Länge der Becken !!!