Debatte um den Neuköllner Emmauswald: Wenig Hoffnung für den Emmauswald
im Umweltausschuss wird klar, dass auch bei der SPD ein Herz für das Neuköllner Biotop schlägt. Das Mantra vom Bauen ist aber am Ende stärker.
Wie die taz berichtete, will die Vonovia-Tochter Buwog rund 600 Wohnungen – davon 440 Eigentumswohnungen – auf dem vier Hektar großen Gelände an der Mariendorfer Straße errichten. Dort hat sich, wie von den Berliner Forsten attestiert, seit Einstellung des Friedhofsbetriebs in den 1980er Jahren ein Wald entwickelt. Als die BVV Neukölln angesichts fehlender Ausgleichsflächen in der Umgebung das Bebauungsplanverfahren stoppte, nahm Bausenator Christian Gaebler (SPD und Autor des „Schneller-Bauen-Gesetzes“) dem Bezirk die Zuständigkeit weg.
„Bauchschmerzen“ habe sie mit dem Projekt in seiner aktuellen Form, sagte Linda Vierecke, umwelt- und klimapolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Der Wohnungsbau sei eine wichtige soziale Frage. Aber auch ein gewachsenes Biotop wie der Emmauswald sei „extrem wichtig“ für das verdichtete städtische Umfeld. „Wenn wir das nicht ernst nehmen, brauchen wir all diese Schlagworte“ – wie Klimaresilienz und Umweltgerechtigkeit – „nicht benutzen.“ Ausgleichpflanzungen in Brandenburg, wie sie die Bauverwaltung in Betracht zieht, brächten den NeuköllnerInnen nichts.
Während Vierecke eine Verschiebung der Baumasse anregte, um den Baumbestand zu schonen, und „mehr in die Höhe zu bauen“, attackierte ihr Genosse Matthias Kollatz vor allem die Linkspartei: Die solle „abrüsten und nicht die Backen aufpusten“, schließlich habe ein Senator der Linken den geltenden Stadtentwicklungsplan vorgelegt, der massiven Zuwachs an Wohnraum vorsieht.
„Antidemokratisch und unverantwortlich“
Die Linken-Abgeordnete Katalin Gennburg hatte zuvor den „Kampf um den Wald“ als „Nagelprobe für die Zukunft der Stadt“ bezeichnet. Gennburg lobte das Engagement der AnwohnerInneninitiative „Emmauswald bleibt“, die seit Jahren für den Erhalt kämpft. Ihr Kollege Ferat Kocak sagte, der Senat opfere „unsere Überlebensgrundlagen den Profitinteressen der Immobilienkonzerne“. Das sei „antidemokratisch und unverantwortlich“. Man werde an der Seite der Initiative weiterkämpfen, ebenso wie für die Freihaltung des Tempelhofer Felds – und zur Not einen Volksentscheid starten.
Wie zu erwarten, wurden die Anträge mit den Stimmen der Koalition abgelehnt. Ein anwesender Vertreter der Bauverwaltung brachte die Hoffnung zum Ausdruck, bis Jahresende die vorgeschriebene Öffentlichkeitsbeteiligung durchführen zu können.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen