Debatte um Flüchtlingsobergrenze: Diskussion führt zu verrohter Sprache
Ein Sprachwissenschaftler beobachtet im Zusammenhang mit der Kontroverse um eine Flüchtlingsobergrenze immer mehr Hassreden.
Es stehe aber nicht tatsächlich zur Diskussion, dass die Bundesrepublik alle 70 Millionen Menschen auf der Flucht aufnehmen könnte. „Dieser Satz wird in den Diskurs gebracht, um zu behaupten, dass es bereits jetzt zu viele seien.“ Das aber bleibe unausgesprochen. „Auch das hat mit Verrohung zu tun.“
Stefanowitsch ist bekannt für seine Analysen der politischen Sprache. „Wie die Leute privat reden, ist für Sprachwissenschaft schwer zu sehen“, erklärte er. Das Internet gebe aber Einblicke; in den sozialen Medien seien viele Aussagen zwar sehr öffentlich. „Aber das scheint den Menschen oft nicht bewusst zu sein“, sagte Stefanowitsch. „Sie verhalten sich häufig, als wären sie im Privatgespräch. Und mein Eindruck ist, dass Argumentationsmuster, die zunächst gar nicht wie Hassrede oder Verrohung erscheinen, zunehmen.“
Ein Weg, der Verrohung in der Flüchtlingsdebatte zu entkommen, sei die Differenzierung. „Man muss darauf aufpassen, ob man zu sehr verallgemeinert oder Dinge sagt, die tatsächlich auf alle zutreffen“, sagte Stefanowitsch. „Spreche ich gerade tatsächlich über die ganze Gruppe? Wenn nicht, dann kann ich ja genauer sein.“ Schreibe man Menschen-Gruppen ein bestimmtes Verhalten zu, so passiere es sehr schnell, die ganze Gruppe damit auch zu bewerten.
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