Debatte um BER-Eröffnung: Hoffnung für den Fluchhafen
Sollte die Dauerbaustelle je fertig werden? Sieht so aus: Selbst Flughafenoberskeptiker Martin Delius (Piraten) glaubt an einen Start Ende 2017 – mit Einschränkungen.
Es gibt berechtigte Hoffnung, dass Berlin sein Image als Hauptstadt der Pannen und Peinlichkeiten ein bisschen aufpolieren kann: Selbst Martin Delius geht inzwischen davon aus, dass der Flughafen BER Ende 2017 öffnet. Dies sagte der Fraktionschef der Piraten und Vorsitzender des BER-Untersuchungsausschusses in einem Interview mit der taz. „Der Plan für 2017 ist eine Minimallösung, damit das Ding endlich ans Netz gehen kann“, so Delius weiter. Er prophezeite aber weitere Kostensteigerungen.
Delius hatte in der Vergangenheit düsterste Prognosen für den BER aufgestellt, der laut der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) derzeit 5,3 Milliarden Euro kosten soll. Im Oktober 2013 hatte der Pirat ebenfalls in einem taz-Interview in Frage gestellt, ob es sich überhaupt noch lohne, in die Baustelle zu investieren: „So langsam kommen wir finanziell in einen Bereich, wo die Mittel, die wir noch ausgeben müssen, größer sind als jene, die wir schon ausgegeben haben.“ Die Frage sei deswegen nicht, wann der Flughafen fertiggestellt werde, sondern ob. Nun entdeckt er offenbar zumindest einen Lichtstreif am Horizont.
Die Eröffnung des Flughafens war ursprünglich bereits für 2011 geplant und musste mehrfach verschoben werden; im Mai 2012 nur vier Wochen vor dem geplanten Termin. Grund waren vor allem massive Probleme mit der Technik, insbesondere mit der Brandschutzanlage. Im Oktober 2012 setzte die Oppostion im Abgeordnetenhaus einen Untersuchungsausschuss durch, zu dessen Chef Martin Delius gewählt wurde.
Im Dezember 2014 hat der damalige Flughafenchef Hartmut Mehdorn schließlich angekündigt, dass der BER „im zweiten Halbjahr 2017“ eröffnen wird und dies den Mitgliedern des Aufsichtsrats anscheinend so anschaulich dargestellt, dass rasch alle auf seine Linie eingeschwenkt sind. Kurz darauf trat Mehdorn von seinem Posten dennoch zurück, wegen Querelen mit dem Aufsichtsrat.
Nun schließt sich auch der Vorsitzende des BER-Untersuchungsausschusses dieser Einschätzung an. Nach Ansicht von Delius habe sich die Flughafengesellschaft zu einer „Minimallösung“ entschlossen, „auch, weil die Baugenehmigungen auslaufen“. Der Plan sei sehr knapp, Unvorhergesehenes nicht vorgesehen. „Es wird auf jeden Fall wesentlich mehr Geld kosten als bisher eingerechnet“, so der 31-Jährige.
Auch die Bundesregierung schließt nicht aus, dass der BER noch teurer wird. „Bei einem Projekt in der Größenordnung und Komplexität des BER sind Kostenrisiken stets immanent. Kostenrisiken könnten sich insbesondere durch zeitliche Verzögerungen ergeben“, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag von Ende Mai.
Pirat Delius sieht noch andere Gründe für Kostensteigerungen: die notwendige Kapazitätserweiterung, da der Flughafen nach derzeitigem Stand bereits zu klein ist; zudem für begleitende Maßnahmen, etwa den Umzug, „der sich ja über Wochen hinziehen soll“. Ursprünglich war geplant gewesen, den Übergang von von Tegel zu Schönefeld in nur einer Nacht durchzuziehen.
Nach Ansicht von Delius würde eine Eröffnung Ende 2017 aber noch lange nicht bedeuten, dass der Flughafen zur Erfolgsgeschichte wird: „Damit ist das Problem BER noch nicht gelöst. Da gibt es immer noch das Problem der Wirtschaftlichkeit dieses kaputten Flughafens, der Umweltverträglichkeit, des Schallschutzes.“ Der BER werde den drei Eigentümern Berlin, Brandenburg und Bund als Zuschussempfänger erhalten bleiben. Genügend Chancen also, das vielleicht gerade aufpolierte Image wieder zu ruinieren.
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