piwik no script img

Debatte Vergessene GleichstellungAbschied vom Zombie

Heide Oestreich
Kommentar von Heide Oestreich

Familienministerin Schröder hat alles gegen Gleichstellungspolitik getan, was sie konnte. Es ist Zeit für einen neuen Anlauf.

Gender Mainstreaming erschreckt ab und zu brave Familienväter Bild: ulyssos / photocase.com

Danke, emanzipiert sind wir selber“. So heißt das Buch, das die baldige Ex-Frauenministerin Kristina Schröder in ihrer Amtszeit herausbrachte. Gleichstellungspolitik ist nicht mehr nötig, wollte sie suggerieren, Frauen brauchen keine Nachhilfe mehr. Der Feminismus war erfolgreich. Mehr noch: er habe sich totgesiegt.

Diese Meinung teilen viele, aber längst nicht alle. Im Netz kursiert ein bemerkenswerter Aufruf verschiedener WissenschaftlerInnen, die genau das Gegenteil fordern: „Gleichstellung jetzt“, heißt es dort und es werden einige Punkte aufgezählt, bei denen es in Deutschland hapert. Schlechtere Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt, etwa, die zu Altersarmut führen können. Sie stellen aber auch die Frage, warum die Lebenserwartung von Männern um fünf Jahre geringer ist als die der Frauen.

Die UnterzeichnerInnen fordern die Gleichstellung in allen Bereichen des Regierungshandelns. Alle Vorhaben sollen auf ihre Auswirkungen auf Männer und Frauen hin untersucht und bedacht werden, Gender Mainstreaming nennt man das. Ein regelmäßiger Bericht über die Fortschritte soll erstellt werden. Und ein Forschungszentrum für Gleichstellung wünschen sich die UnterzeichnerInnen, darunter viele WissenschaftlerInnen, die in diesem Feld arbeiten.

Der Aufruf ist bemerkenswert, weil er auf eine Leerstelle in der Politik aufmerksam macht, die eigentlich schon einmal bespielt wurde. Schon 1999 hat die Bundesregierung sich darauf festgelegt, bei all ihren Vorhaben die Wirkungen auf die Gleichstellung zu prüfen. Es wurde eine interministerielle Arbeitsgruppe gebildet, eine Forschungsstelle namens GenderKompetenzZentrum und alle Ministerien entwarfen Pilotprojekte, kleine und große.

Das Wirtschaftministerium etwa bildete in seinem Jahreswirtschaftsbericht nicht mehr nur Männer ab, sondern auch Frauen. Das Innenministerium dagegen wollte sogar den gesamten Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes gendern. Im BAT nämlich hatten Gutachterinnen verzerrte Leistungsbeschreibungen bei verschiedenen Berufen gefunden. Die Folge war, dass einige männerdominierte Berufe generell höher bewertet werden, als solche, in denen viele Frauen arbeiten.

Tempi passati. Die interministerielle Arbeitsgruppe wurde aufgelöst. Die Projekte versandeten. Gender Mainstreaming existiert nur noch als Zombie. Untot pilgert es von Zeit zu Zeit durch die konservativen Feuilletons und erschreckt brave Familienväter.

Die Forschung ist uneindeutig

Unterstellt wird diesem Wesen eine Menge. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung witterte im Juni 2006 eine „politische Geschlechtsumwandlung“, die von Lesben vorangetrieben werde, die sich, anders als die „anderen Frauen“, übermäßig für Karriere und kaum für Familie interessierten. Der Spiegel meinte bald darauf, es solle hier die Identität von Jungen zerstört werden, eine Art Umerziehungslager dräue. Vor kurzem reihte sich Kolumnist Harald Martenstein ein: Im Zeit-Magazin stellte er klar, dass Mädchen und Jungen ja wohl unterschiedliche Interessen und Verhaltensweisen hätten. Die Genderistinnen würden die Forschung einfach nicht zur Kenntnis nehmen und stattdessen Gleichmacherei propagieren.

Allerdings: Die Forschungslage ist nicht so eindeutig, wie Martenstein meint. In einer von ihm zitierten Studie gucken männliche Babies lieber Autos als Gesichter an, im Gegensatz zu den weiblichen. In anderen Studien aber, die Martenstein nicht zitiert, sehen sie doch lieber in Gesichter. Solche Geschlechter-Zuordnungen werden oft umso unklarer, je mehr Studien berücksichtigt werden, das hatdie Psychologin Cordelia Fine gezeigt.

Darüber hinaus ist die Frage, was mit solchen Studien bewiesen werden soll. Denn Männer können Autos lieben und trotzdem auch noch ihre Kinder betreuen wollen. Für Harald Martenstein ist das offenbar undenkbar. Und noch eins bewirkt das verzweifelte Festhalten an starren Rollenbildern: alle Menschen, die in irgendeiner Form quer dazu stehen, Lesben, Schwule, Transgender und Intersexuelle – sie werden damit automatisch zu „Unnormalen“. Ausgeschlossen aus dem Reich der Heteronormativität.

Männer, die mit Autos sprechen

Man muss es heute offenbar immer wieder sagen: Es geht bei der Genderpolitik immer um das Erweitern, nicht ums Zerstören von Rollenbildern. Auch ist der Begriff der Freiheit wichtig: Frei sein, seine Persönlichkeit weiter zu entwickeln ist offenkundig etwas anderes als das Umerziehungslager, das Martenstein, Pfister und Zastrow da zu entdecken meinen. Das heißt: Männer, die sich weiter lieber mit Autos unterhalten wollen, sollen dies gerne tun – sie müssen sich dann aber nicht über einsilbige Gesprächspartner wundern.

Ist Gender Mainstreaming tot? Schwer zu sagen. Klar aber ist, dass es nie ein umfassenderes politisches Instrument gab, um Geschlechterverhältnisse zu beschreiben und bewerten. Klar ist auch, dass Gender Mainstreaming ein passepartout ist für geschlechterpolitische Initiativen. Mehr Elternzeit für Väter, gleicher Lohn, eine Quote, all diese Vorhaben lassen sich ins Vokabular des „genderns“ übersetzen – oder eben nicht.

Denn wenn der Rahmen, der Geschlechterpolitik einst erleichtern sollte, zu schwer ist, dann geht es natürlich auch ohne. Der Traum, dass alle einem Prinzip folgen und sich so die Geschlechtergerechtigkeit quasi von selbst herstellt, ist ausgeträumt.

Durchgesetzt haben sich stattdessen eher Einzelinitiativen. Lohngleichheit, die Quote oder die gleiche Elternzeit für Väter und Mütter, das könnten die nächsten Projekte werden, die die Geschlechter voranbringen. Die WissenschaftlerInnen, die nun einen neuen Aufbruch in der Geschlechterpolitik fordern, haben das begriffen. Die Sache eines Geschlechterministeriums ist es nun, nach vier verlorenen Jahren den Ball wieder aufzunehmen.

Und ja, das Ministerium gehört umbenannt. Es geht um mehr als Frauenpolitik. Es geht um Frauen und Männer. Die beide durchaus Schröder zitieren könnten, allerdings mit einem Zusatz: „Emanzipiert sind wir selber“ - und genau deshalb wollen wir eine neue Geschlechterpolitik.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Heide Oestreich
Inlandsredakteurin
Jahrgang 1968, ist seit langem Redakteurin für Geschlechterpolitik in der taz und im kulturradio vom RBB. Von ihr erschien unter anderem das Buch „Der Kopftuchstreit. Das Abendland und ein Quadratmeter Islam“. 2009 wurde sie mit dem Preis „Der lange Atem“ des Journalistenverbands Berlin Brandenburg für die Berichterstattung über Geschlechterstereotype ausgezeichnet.
Mehr zum Thema

20 Kommentare

 / 
  • O
    Onjo

    Im Redaktionsstatut der TAZ steht unter "Selbstverständnis:

    "Die taz wendet sich gegen jede Form von Diskriminierung."

    Nun fordern Sie Gleichstellung, die ja sogenannte positive Diskriminierung beinhaltet, deshalb drängen sich die folgenden Fragen leider auf:

     

    Frau Oestreich, kennen Sie den Unterschied zwischen Gleichstellung und Gleichberechtigung?,

     

    und kennen Sie das Redaktionsstatut Ihrer eigenen Zeitung?

     

    Erkennen Sie den Widerspruch?

  • E
    Endlich

    Bitte nicht nur die für die Presse geschönte Internetseite verlinken sondern auch den Aufruf

     

    PDF-DOWNLOAD:



    http://www2.gender.hu-berlin.de/ztg-blog/wp-content/uploads/2013/09/Aufruf-Feministischer-Wissenschaftlerinnen_-2.pdf







    Stellen daraus :







    „Neue Zumutungen in Zeiten von Aktivierung und Prekarisierung



    Nicht erst seit der Agenda 2010 orientiert sich der Umbau des Sozialstaates am Leitbild der Aktivierung. Der ‚schlanke’ Sozialstaat soll primär Rahmenbedingungen für die ‚Leistungsfähigen‘ bereitstellen



    .Wer nicht dazu gezählt wird, bekommt eine Grundsicherung zugebilligt(Hartz IV). Deren Gewährung ist an Forderungen und Kontrollen gebunden.



    Aktivierung ist der Appell an alle, sich selbst zu versorgen. Der Druck auf Hartz-IV-Empfänger_innen, jede Arbeit anzunehmen, führt oft in prekäre Arbeitsverhältnisse. Geringfügige Beschäftigung, Niedriglöhne, Leiharbeit, kurzfristige Arbeitsverträge und unbezahlte Praktika haben in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Erwerbsarbeit ist häufig nicht mehr existenzsichernd bzw. so unsicher, dass sie keine langfristige (familiäre) Lebensplanung ermöglicht. Insbesondere die Minijobpraxis, mit oftmals untertariflich oder sogar sittenwidrig niedrigen Löhnen, verringert die Chancen für ein selbstbestimmtes Leben massiv. Sie ermöglicht keine Vorsorge und betrifft insbesondere Frauen und Alleinstehende mit Kindern.“







    Der Aufruf kritisiert genau "den Feminismus" den Presse (und hier gerade die ProQuote-Journalistinnen) und Politik propagieren als unsoziale, neoliberale Zumutung für Männer und Frauen gleichermaßen.







    Er ist sehr lesenswert !

     

    RED: Bitte PDF-Downloads immer als solche kennzeichnen. Vielen Dank.

    • F
      Freiheit
      @Endlich:

      Das Problem ist hierbei nicht der Feminismus. Das ist zu einfach und zu kurz gedacht. Männer müssen lernen sich aus der Arbeit auch zurückziehen zu können. Auch wenn dazu die Möglichkeit besteht, sind sie oft nicht bereit das zu tun. Das sehe ich auch sehr oft in meinem persönlichen Umfeld. Teilzeitarbeit muss von allen gefordert werden. So besteht dann auch kein Überangebot an Arbeitskräften mehr. Frauen kämpfen häufig hart für ihr Recht auf Teilzeit und nehmen dafür Nachteile in Kauf. Männer sollten auch endlich den Mut dazu haben!

      • E
        endlich
        @Freiheit:

        Nein das Problem ist natürlich nicht der Feminismus, sondern die mediale Darstellung des Feminismuses, der gerne auf ominöse Studien von neoliberalen Stiftungen und Netzwerken zurückgreift und die grundlegenden Probleme der reproduktiven Arbeit im Kapitalismus verschleiert und sogar noch befeuert, indem er sich für Sozialabbau von Familienleistungen einsetzt.

         

        Es sind nicht die Hausmütter oder die karrierefixierten Männer schuld an den Verhältnissen, sondern Strukturen und unfreie Verhältnisse der angebotenen Erwerbsarbeit und das ungelöste Problem der Sorgearbeit, denen sich immer mehr entziehen indem sie diese Arbeit, sofern sie es sich leisten können, billig an Migranten auslagern. Heute gibt es schon genügend Menschen die durch gewollte oder erzwungene Kinderlosigkeit sich auf einen immer unmenschlicheren Arbeitsmarkt anpassen (unmenschlich weil er aktive Elternschaft bestraft).

        Teilzeit für Väter und Mütter wird nur die Quote der Kinderlosen erhöhen.

        Ohne politische Anerkennung der Sorgearbeit - ohne Wiedereingliederungshilfe nach Sorgezeiten und Privilegierung von Elternschaft geht es nicht.

        Ohne Umverteilung von oben nach unten auch nicht.

         

        Im Übrigen von der Teilzeit für Väter haben Alleinerziehende wenig. Wir müssen weiter und größer denken!

        • F
          Freiheit
          @endlich:

          Also wieso Teilzeit für beide Elternteile mehr Kinderlose schaffen soll, müssen Sie mir mal erklären. Sie polemisieren und vergessen zu argumentieren. Mehr Zeit für Familie bedeutet für mich logischerweise, dass mehr Kinder gebohren werden und in einem freieren Umfeld aufwachsen können. (Natürlich ist hierbei die Frage, ob wir wirklich mehr Kinder auf der Welt wollen; bzgl. Überbevölkerung und Versorgung etc.)

          Wie sollte eine politische Anerkennung der "Sorgearbeit" in Ihren Augen aussehen? Was Sie schreiben klingt für mich sehr nach Kommunismus und da sage ich entschieden: "Nein, danke!" Ich bin gegen Enteignung in jeglicher Form. Natürlich sind Steuern nützlich und richtig und natürlich sollte, wer mehr verdient auch mehr Steuern bezahlen. Das derzeitige Steuerrecht sieht das auch so vor. Nur leider wird da viel umgangen und ausgehebelt. Dagegen muss zweifelsohne etwas getan werden. Aber das ist ein anderes Thema.

          Bei Alleinerziehenden gibt es meistens übrigens auch einen 2. Elternteil, nach Scheidung. Der ist nur häufig nicht bereit sich zu kümmern. Was übrigens oft auch ein Scheidungsgrund ist. In diesem Fall ist es wichtig, den 2. Elternteil nicht nur finanziell sondern auch in Hinsicht auf "Sorgearbeit" zur Verantwortung zu ziehen. Alleinerziehende ohne 2. Elternteil sind ein Sonderfall und sollten von der Gesellschaft finanziell und auch durch Hilfe bei der Betreuung unterstützt werden. Das alles in einen Topf zu werfen und eine Generallösung für alle zu suchen, kann nicht funktionieren.

          • E
            endlich
            @Freiheit:

            „Was Sie schreiben klingt für mich sehr nach Kommunismus und da sage ich entschieden: "Nein, danke!"“

             

            Oh, dieses Argument kennen wir doch allzu gut. Wie war das mit Freiheit oder Sozialismus.

            Ist ihnen je aufgefallen, dass Freiheit nie die der Herrschenden meint (die haben sie ja schon) sondern aller ? War in der Französischen Revolution nicht von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Rede.

            Was ist denn mit einer „Teilzeit für alle Eltern“ freiheitlich, wenn diese sie nicht selbst wünschen. Ist die Arbeitslosigkeit des Hochseeschiffers Freiheit ? Wird es dann noch Hochleistungen von Sportlern, Musikern, Künstlern, in der Wissenschaft, in der Politik* (*falls es die momentan gibt) geben ?

            Werden dann alle die Ambitionen haben, nicht gerade zur Kinderlosigkeit verdammt werden ? Wie sieht es mit den Geringverdienern mit Zusatzjob aus ?

            Nein, Teilzeit ist für einige eine sehr gute Option aber nie für alle. Und weil es keine gute Option für alle wäre, hätte es Folgen auf das Geburtsverhalten und würde Kinderlosigkeit privilegieren.

            Freiheit ist wertlos, wenn sie nicht alle Leistungen die Menschen für die Gemeinschaft erbringen anerkennt und auf Kosten anderer -am Ende seiner selbst, existiert. Egal ob es Erwerbsarbeit oder Fürsorgearbeit oder Unterhalt ist ! Zins und Zinseszinserträge sind keine Leistung.

            Wie kann man Malthusianismus und Bevölkerungspolitik befürworten und dabei sich auf Freiheit berufen ? ??

            • F
              Freiheit
              @endlich:

              Wenn Sie genau gelesen haben, werden Sie feststellen, dass ich das Teilzeitmodell eben nicht als gute Lösung für alle, aber für die breite Masse ansehe. Für die Durchschnittsfamilie ist es im Zweifelsfall das beste Modell.

              Ihre "Hochleistungen" werden leider oft auf Kosten anderer gemacht. Und wieso müssen diese sehr auf ein Ziel konzentrierten Menschen überhaupt Kinder haben, wenn Sie nicht genug Zeit für diese aufbringen wollen? Niemand zwingt jemanden Kinder zu haben. Leistung, die uns voranbringt, kann übrigens auch in Teilzeit erfolgen. Es wurde bereits wissenschaftlich nachgewiesen, dass Menschen in Teilzeit effektiver arbeiten. Ist an sich auch logisch, wenn man in Ruhe darüber nachdenkt. Wenn sich jemand einer Sache ganz verschreiben und widmen will, dann soll er das auch tun. Aber nicht auf Kosten anderer. Sie gestehen einigen mehr Freiheit zu als anderen, die Sie wohl als weniger wertvoll betrachten. Für mich sind alle Menschen gleich wertvoll, wenn man den Wert eines Menschen überhaupt irgendwie bemessen kann.

              Geringverdiener sind ein anderes Thema. Sie schweifen ab. Ich bin für einen flächendeckenden, einheitlichen Mindestlohn. Arbeit soll auch angemessen bezahlt werden.

              Bei den Zinsen auf Kapitalerträge irren Sie. Das ist sehr wohl durch Leistung erbrachtes Geld. Das Kapital wurde schließlich angespart und verdient und für sich selbst oder spätere Generationen zurückgelegt. Jeder hat ein Recht darauf, für sich selbst Vorsorge zu betreiben. Hätten wir ein zuverlässiges Renten- und Versorgungssystem, so würde mit Sicherheit freiwillig mehr Geld im Umlauf sein und weniger auf Sparkonten. Aber jemanden zu zwingen, seine Ersparnisse der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen ist der falsche Weg.

              Wer ist denn in diesem Fall die Gesellschaft? Das Geld geht an den Staat und der geht nicht immer sorgsam mit Geld um. Das wissen wir alle.

  • B
    butokah

    Ein sehr guter Kommentar, sachlich fundiert! Hier werden die Vorzüge von Geschlechterpolitik thematisiert und das ist elementar für die Debatte! Hier geht es um Frauen und Männer und um ein fortschrittliches Denken, diejenigen die meistens bei Geschlechterdebatten auftauchen, alles leugnen und den Feminismus blamen (wie auch Martenstein) sind der Dinosaurierfraktion zuzuorden und haben den Sprung in das 21. Jahrhundert verpasst!

  • O
    Olli

    Die Autorin schreibt es ja selbst:

    Die Studienlage ist uneindeutig. Daraus kann nur folgen, die Ungewissheit aufzuklären, anstatt aufgrund von Vermutungen, besser Wünschen, ins Blaue hinein loszureformieren und gesellschaftlichen Schaden anzurichten.

  • EG
    Enzo Galante

    Der Fanatismus alle gleich stellen zu wollen hat mittlerweile Zuege angenommen die stark an die Ideologischen Verirrungen fanatischer Maenner vergangener Zeiten erinnern. Zumindest in dieser Hinsicht herrscht schon fast Gleichheit.

     

    Diese Flach-Denker feministischer Praegung taeten gut daran Ihren Nietzsche anstatt Laurie Penny zu lesen. Denn Nietzsche erklaerte was wahre Gleichheit bedeutet, das gleiche fuer die Gleichen, das ungleiche fuer die Ungleichen, und was logisch daraus folgt, niemals die Ungleichen gleich machen.

  • F
    Freiheit

    Schöner und sehr ausgewogener Artikel. Mit diesen albernen Studien, wo Babies lieber hinschauen kann ich auch nichts anfangen. Babies wissen schließlich noch gar nicht was ein Teller oder ein Auto ist, da kann nur durch unbewussten Antrieb eines Erwachsenen oder Zufall direkt geschaut werden. Babies schauen hin wo es bunt ist und sich etwas bewegt und natürlich vor allem gern in (bekannte) Gesichter. Das ist der gleiche Quatsch mit den Farben. Dass Mädchen von Natur aus gerne rosa mögen sollen und Jungen lieber blau ergibt absolut keinen Sinn. Wozu sollte das für die Evolution gut sein?

  • R
    Ruhender

    "Schlechtere Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt, etwa, die zu Altersarmut führen können." >>> Altersarmut winkt heute jedem Normalverdiener. Das ist eine Frage des allgemeinen Lohnniveaus, nicht der Geschlechter-Gleichstellung. Vor zwanzig Jahren konnte noch ein Elternteil mit seiner Arbeit die Familie ernähren. Da man die Frauen nun ebenfalls auf den Arbeitsmarkt drängt (mit vollmundigen Versprechungen von Karriere und Selbstverwirklichung), sinken die Löhne natürlich weiter: Man schafft bewußterweise ein Überangebot an Arbeitskräften, um Konkurrenz zu schaffen und Löhne zu drücken. Die Feminsitinnen fallen auch noch drauf rein und spielen mit, haben nicht begriffen, daß sich seit den 70ern vieles geändert hat und man sie heute nicht mehr bekämpft, sondern in die Ausbeutung integriert. Naja, viel Spaß dann an der Supermarktkasse, bei der Reinigungsfirma oder im Vorzimmer vom cholerischen Chef. Ich wäre lieber zu Hause bei den Kindern.

    • G
      GAST
      @Ruhender:

      Genau,früher hat man mit "Willen Gottes" argumentiert,jetzt versucht man es quasiwissenschaftlich,da sich die Frauen inzwischen von der "Biologie" nicht angesprochen fühlen.Wenn Sie glauben,dass man es nicht erkennt,irren Sie sich gewaltig.

      Zum Glück interessiert es die meisten Frauen nicht mehr,nicht einmal diejenigen,die zwar keine Karriere haben,sich aber dennoch ihr eigenes Geld verdienen wollen.

    • F
      Freiheit
      @Ruhender:

      Dann hätten die Männer doch so klug sein können und sich zur richtigen Zeit im gleichen Maße aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen können. Dann wäre kein Überangebot entstanden. Dass jeder sich selbst versorgen können will ist ein grundlegendes Bedürfnis und kann keinem Menschen abgesprochen werden. Man kann dieses Problem nicht einfach dem Feminismus zuschieben. Das ist zu einfach und zu kurz gedacht.

      Und wenn Sie lieber zu Hause bei den Kindern sein wollen, dann sein Sie doch einfach zu Hause bei den Kindern. Es wundert mich, dass so viele Männer sagen, zu Hause sein ist doch viel schöner, aber selbst nicht dazu bereit sind. Das Argument, dass die Männer das Geld verdienen müssen ist dabei nur vorgeschoben. Da sag ich nur, Augen auf bei der Partnerwahl.

  • M
    MiesBezahlt

    Der Anteil der beschäftigten Frauen im Haupterwerbsalter (25 bis 60 Jahre) ohne existenzsicherndes Einkommen lag 2010 bei 62 Prozent (Männer: 29 Prozent). 74 Prozent der weiblichen und 43 Prozent der männlichen Beschäftigten verdienen nicht genug, um langfristig für sich und ein Kind sorgen zu können (Pimminger 2012, S. 32).

     

    Das hört sich krass an! von welchen Verdiensten muss man da ausgehen?

     

    Zu den GehälterGaps muss man sagen:

     

    Frauentypische Berufe sind leider finanziell total unterbewertet. Da man aber auch Arzthelferinnen, Altenpflegerinnnen, Bürokräfte, etc. braucht und nicht alle Managerin werden können, sollte man dafür Sorgen, dass dort fairere Löhne gezahlt werden. Der Öffentliche Dienst könnte schon mal anfangen - statt prozentuale Tarif-Erhöhung Festbeträge die unteren Einkommensgruppen aufwerten, da dort 60% und mehr Frauen arbeiten, oft Alleinerziehende.

     

     

     

    viele Frauen werden ausgenutzt - Ärzte verdienen so gut, wieso zahlen die dann so mies?

     

    Das wird sich erst ändern, wenn immer weniger Frauen diese Berufe freiwillig lernen.

     

    Erzieherin und Krankenschwester sind in meinem Bekanntenkreis noch mit am Besten bezahlt.

  • S
    Sandra

    Ein Gender-Ministerium genauso wie ein Diversity-Ministerium oder Inklusions-Ministerium halte ich für enorm wichtig. Vielleicht könnten das die GrünInnen bei ihren Sondierungsgesprächen mit der Union neben einer gegenderten Flüchtlingspolitik vorrangig ansprechen. Auch ein Ministerium für nachhaltige Gerechtigkeitsfragen wäre durchaus von Vorteil. So könnten die Rechte von Frauen und Männern stärker in den Vordergrund rücken und weiter an Gender-Budgeting und Gender Mainstreaming gearbeitet werden, Ziele, die die Länder trotz einer eingegangenen Selbstverpflichtung seit Jahren sträflich aus den Augen verloren haben.

  • M
    Max

    Man muss es offenbar immer wieder sagen: es gibt kaum jemanden, der in der Gender-Debatte so sehr recht hat wie Harald Martenstein. Und all die Millionen, die in völlig sinnentleerte Pseudowissenschaft und das davon ernährte Fußvolk an Journaille hemmungslos hineingeschüttet werden, wären sehr viel besser in tatsächlichen Gleichstellungsbemühungen angelegt als in die Profilierungssucht einiger Weniger.

    Stellt sich langsam raus. Game over, Gender.

  • D
    D.J.

    Nach dem Lesen der Überschrift war ich über die weitgehende Sachlichkeit des Artikels überrascht.

    Auch hier gilt: Schwarz/Weiß-Denken ist unangebracht. Es gibt durchaus seriöse Genderforschung, die wissenschaftlichen Maßstäben genügt - ebenso wie durch und durch ideologisierte Pseudowissenschaft in dem Bereich betrieben wird.

  • K
    Konrad

    Feminismus und Gleichstellung schließen sich aus, denn "Feminismus" betont den Unterschied, Humanismus wäre der bessere Begriff. Auch das unsägliche "Innen" an eigentlich geschlechtsneutralen Mengenbezeichnungen ist schon wieder sexistisch, besonders, wenn man das Fehlen einer solchen geschlechtsübergreifenden Pluralisierung bei weiblichen Formen betrachtet. Keine Kater unter den Katzen? Keine Brüder bei den Geschwistern?

     

    Dur solche Sprachpanscherei bringt man die Gleichstellung nicht näher, man macht sich nur lächerlich. Und wenn schon, dann sollten gleich mutigere Schritte wie die Aufgabe des männlichen und weiblichen Artikels und gern des sächlichen gleich dazu unternommen werden.

  • F
    Fischteich

    "Im BAT nämlich hatten Gutachterinnen verzerrte Leistungsbeschreibungen bei verschiedenen Berufen gefunden. Die Folge war, dass einige männerdominierte Berufe generell höher bewertet werden, als solche, in denen viele Frauen arbeiten."

     

    Sehr schön, jetzt reicht es also eine größere Gruppe Frauen zu haben, die schlechter eingruppiert sind als eine andere Gruppe Männer.

    Wäre es nicht einfacher wir überweisen gleich eine emotional bemessene Differenz direkt den Frauen (den Behinderten)aufs Konto, mit Option auf mehr. Dann ist diese typische weibliche Konfliktlösungstrategie, des immerwährenden Nörgels geklärt und wir können uns um wichtigere Dinge kümmern als diese Sektiererei unter dem Deckmantel der angeblichen Gerechtigkeit!