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Debatte GriechenlandDas Interesse der Deutschen

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Ob der Euro überlebt, entscheidet sich nicht bei den Wahlen in Griechenland. Sondern in der ökonomischen Supermacht Bundesrepublik.

Selbst wenn es den Euro nicht mehr gibt: Der Feta wird davon auch nicht schlechter. Bild: dpa

A lle starren nach Griechenland, das am Sonntag wählt. Diese Aufmerksamkeit suggeriert, dass es für die Eurozone wichtig wäre, wer in Athen regiert. Aber das ist ein Irrtum. Die Griechen sind längst ohnmächtig. Ob der Euro überlebt, entscheidet sich woanders – und zwar in Deutschland. Nicht die Wähler in Griechenland zählen, sondern die Wähler hier. Daraus folgt ganz hart: Wichtig ist nur noch das Eigeninteresse der Deutschen.

Dieser Sprung mag etwas weit sein, daher noch einmal zurück zu Griechenland. Kurz zusammengefasst hat das Land drei Probleme: Es ist überschuldet, es ist nicht wettbewerbsfähig, und es ist ein Klientelstaat mit einer korrupten, ineffizienten Bürokratie. Viele Deutsche schließen daher schnell: Dann müssen sich die Griechen eben reformieren!

Das ist nicht falsch – und wird auch von vielen Griechen so geteilt. Trotzdem wäre es realitätsfern zu glauben, dass sich die Staatskrise in Athen mit ein paar guten Ratschlägen lösen ließe. Nur ein Beispiel: Natürlich ist es enorm ärgerlich, dass die reichen Griechen keine Steuern zahlen und andere nun für den Schaden aufkommen. Trotzdem reicht das Problem tiefer. Selbst wenn die vermögenden Hellenen ordnungsgemäß Steuern abführten, würde dies maximal 6 Milliarden Euro im Jahr bringen. Damit allein wird Griechenland nicht wettbewerbsfähig.

Bild: taz
Ulrike Herrmann

ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.

Zudem, das wird bei allem Ärger über diesen dysfunktionalen Staat oft vergessen: Die Griechen haben einen großen Teil der EU-Vorgaben eingehalten. Sie haben drastisch gespart und die Löhne um etwa 30 Prozent gekürzt. Das wäre in Deutschland undenkbar, denn umgerechnet hätte jeder Durchschnittsverdiener hier auf rund 1.000 Euro im Monat verzichten müssen. Ein Volksaufstand wäre programmiert.

Die Griechen jedoch haben die Einschnitte ertragen. Nur um zu erleben, dass die Wirtschaft schrumpft – und die Löcher im Staatsetat noch größer werden. Kein Wunder, dass viele Griechen nicht mehr glauben, dass ein Sparkurs allein die Probleme löst. Doch die Wut nützt ihnen wenig, denn für eine Alternative fehlt das Geld.

Die Griechen wählen, aber ökonomisch haben sie keine Wahl. Für welche Partei sie auch stimmen: Sie werden weiter an Wohlstand verlieren. Die Frage ist nur noch, wie schnell und wie chaotisch. Wenn die Griechen im Euro bleiben, werden sie ihre Löhne über Jahre hinweg senken müssen, um wieder wettbewerbsfähig zu werden. Steigen sie in Richtung Drachme aus, fallen die Löhne sofort. Die Alternative „Euro oder Drachme“, die den Wahlkampf dominiert, ist in Wahrheit eine Scheinalternative.

Macht, Ohnmacht und Moral

Die Griechen sind ohnmächtig, während umgekehrt die Deutschen sehr viel Macht besitzen. Viele Bundesbürger nehmen es nicht wahr, aber Deutschland ist eine ökonomische Supermacht. Die deutsche Wirtschaft ist effizient, produktiv, exportstark – und groß. Deutschland macht mehr als ein Viertel der Euro-Wirtschaftsleistung aus. Also werden die Deutschen entscheiden, was aus dem Euro wird.

Wenn Macht und Ohnmacht eindeutig verteilt sind, kommt es schnell zum moralischen Diskurs. Dann wird Solidarität mit den Schwachen eingefordert, also Hilfe für die Griechen. Doch so wichtig die Gebote der Moral sind, sie transportieren implizite Annahmen, die weiteres Nachdenken unterdrücken.

Moral wird immer dann bemüht, wenn das Eigeninteresse in eine andere Richtung zeigt. Daher ist es fatal, in der Eurokrise ständig den europäischen Gedanken zu bemühen, weil dann beim deutschen Wähler sofort der Verdacht aufkommen muss, dass er nur zahlen soll und dass es für Deutschland ökonomisch am besten wäre, die Griechen fallen zu lassen. Aber stimmt das überhaupt?

Die Antwort ist nicht einfach. Denn das Eigeninteresse der Deutschen lässt sich nicht bestimmen, indem man nur nach Athen blickt. Die Eurokrise ist von der Peripherie längst in den Kern gewandert: Die Zinsen für Italien und Spanien liegen inzwischen bei knapp 7 Prozent. So hohe Kosten würden selbst ökonomische Musterländer in die Pleite treiben.

Während die Deutschen noch debattieren, ob die Griechen im Euro bleiben sollen, ist längst die Frage, ob der Euro überhaupt überlebt. Und ein Crash, so viel ist sicher, wäre sehr unerfreulich. Gerade für die Deutschen: Die neue DM würde aufwerten, Exporte würden einbrechen, deutsches Auslandsvermögen im Euroraum wäre verloren, alle hiesigen Banken wären Pleite, die Staatsverschuldung würde explodieren, die Arbeitslosigkeit auch.

Berliner Hilfskonstrukte

Das kann niemand wollen. Doch wenn der Euro überleben soll, ist eine schmerzhafte Einsicht fällig: Wenn fast alle Euroländer in der Krise sind, kann dies nicht nur an den korrupten Griechen oder an den strukturschwachen Italienern liegen. Es muss auch mit Deutschland zu tun haben, das mit seiner ökonomischen Macht die Spielregeln bestimmt.

Und die hießen: Deutschland muss Exportweltmeister sein! Rigoros wurden deutsche Reallöhne gedrückt. Man kann jedoch nur exportieren, wenn andere importieren. Die Überschüsse des einen Landes sind die Defizite des anderen. Das ist pure Logik.

Wenn es einen Euro geben soll, müssen die deutschen Löhne deutlich steigen, damit die anderen Euroländer an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen. Man stelle sich vor: Es ist im Interesse der Bundesbürger, dass sie mehr verdienen! Das ist doch eine schöne Nachricht – aber ein Langfristprojekt.

Kurzfristig ist der Euro nur zu retten, indem die Zinsen sinken. Und zwar sofort. Eigentlich wäre es sogar einfach: Man müsste nur erlauben, dass die Europäische Zentralbank unbegrenzt Staatsanleihen aufkauft. Doch noch sperren sich die Deutschen und flüchten in Hilfskonstrukte, von denen keines funktioniert hat. Die Rettungsschirme sind zu klein, die Billionenspritze für die Banken hat nur kurz gewirkt.

Der Hedgefonds-Manager George Soros prognostiziert, dass sich in den nächsten drei Monaten entscheidet, ob der Euro überlebt. Mal sehen, ob die Deutschen noch rechtzeitig erkennen, was in ihrem Interesse ist.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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20 Kommentare

 / 
  • RE
    Rudolf Eglhofer

    Tja, "MaterialismusAlter", da hast Du meinen Kommentar entweder nicht gelesen oder einfach nicht verstanden.

    Volkswirtschaftlich ist eine Politik der höhen Löhne nur bei gesichertem Binnenkonsum und ausgeglichener Außenhandelsbilanz sinnvoll.

    Beides kann Deutschland nicht aufweisen.

    Meine von Dir so schön wie falsch als "patriotisches Lamento über die Ungerechtigkeit der 2+4 Verhandlungen" bezeichneten Ausführungen hast Du ebenfalls nicht begriffen, vermutlich weil Du den Prozess selbst nicht miterlebt hast.

    Alle Staaten der EG versuchten, Einfluss auf den "2+4-Vertrag" zu nehmen, zunächst in Eigenregie, später über die 4 "Siegermächte".

    Diese ließen sich ihre Zustimmung von den Deutschen teuer bezahlen (UdSSR), mit Zugeständnissen in der EG abgelten (UK), durch zunächst unerfüllbare Bündnisforderungen (USA) honorieren oder eben wie Frankreich durch eine Unterstützung einer voreiligen EURO Politik abkaufen.

    Es hat nichts mit Lamento zu tun wenn ich Staaten kritisiere die die Frage nach der Souveränität der Völker eifrig mit "Ja" beantworteten ,im konkreten Fall jedoch ein langgezogenes "aber" folgen ließen.

    Aus der damaligen Zeit gibt es Aussagen von Mitterand, Thatcher und ihrer Entouragen dass das vereinte Deutschland militärisch bedeutungslos sowie politisch und wirtschaftlich fest in der Hand der EG sein müsse.

    Ersteres begrüße ich sehr, letzteres hat sich wohl umgekehrt. Und dass freut mich ebenfalls.

  • M
    Milchmädchen

    Ein Hinweis noch auf die EZB Studie "Die janusköpfige Rettung" Dez. 2009, die einiges richtig stellt, schon damals. Seither sind viele Milliarden geflossen. Aber wohin und wem hat es wirklich genützt? Siehe unter:

     

    "Die wahren Ursachen der griechischen Tragödie"

     

    Quelle:

    http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/ezb-studie-die-wahren-ursachen-der-griechischen-tragoedie/3356102.html

     

    Griechenland geh du voran, Spanien kommt als nächster dran.

     

    €uropa gehört den BANKEN!

  • BS
    Birgit Schmitt-Andreadakis

    Danke! für den klar und eindeutig formulierten Artikel.Alles auf den Punkt gebracht. Es wäre ein sehr großer Schritt gewesen wenn Syrisa als Wahlsieger hervorgegangen wäre, selbst wenn die Partei den Austritt aus dem Euro nicht als Zielsetzung formuliert wäre dies, als Folgeerscheinung, für Griechenland eine große Chance.Griechenland ist schon kollabiert, ein "Zusammenbruch" des Euro wäre weitaus fataler für die Bevölkerung, als eine selbstbestimmte Armut mit der Drachme.

  • R
    reiner

    also ziegenkaese finde ich immer noch ganz doll. den kann man ja auch nicht fuer die schlechten griechischen politiker und das jammernde verwoehnte griechische volk verantwortlich machen!

  • I
    IAdmitIAmCrazy

    Beim Rückblick auf die Geschichte nehmen viele Deutsche, um die eigene moralische Position zu überhöhen, den Mund reichlich voll.

     

    Die Probleme der griechischen Wirtschaft sind nicht alle selbst gemacht. Deswegen ist es nicht bösartig, wenn die Griechen an den Zweiten Weltkrieg erinnern. Während der Besatzungszeit haben unsere Väter und Großväter das Land schlichtweg ausgeplündert und mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Sie haben eine regelrechte Deindustrialisierungspolitik betrieben. Siebzig Jahre her? Gewiss, aber es ist auch (erst) sechzig Jahre her, dass Griechenland Deutschland im Londoner Schuldenabkommen alle Schulden ERLASSEN hat, und, was noch viel lieber verdrängt wird, Reparationszahlungen lediglich GESTUNDET hat.

     

    Wenn wir schon die moralische Keule schwingen: Was wiegt schwerer: Griechische Milliardäre, die keine Steuern zahlen, griechische Politiker, die Klientelpolitik betreiben, und griechische Wähler, die sie bislang immer wieder wählen, oder eine deutsche Soldateska, die Tausende Griechen ermordet und hunderttausende Griechen hat verhungern lassen?

     

    Vergangenheit, gewiss, aber die Diskussion wird ja so verlogen über die Vergangenheit geführt.

     

    Der Frage, wie wir aus dem Schlamassel herauskommen, müssen wir zunächst einmal mit der nüchternen Erkenntnis beantworten: Egal wie, aber immer nur unter ganz hohen Kosten. Griechenland, ja Europa, ist bei seinen wirtschaftlichen Ungleichgewichten mit dem Euro überfordert. Auch eine gemeinsame Fiskalpolitik wird diese zunächst nicht auflösen, oder warum schaffen es Bremen, das Saarland und andere nicht, wirtschaftlich aufzuholen? Wir können diese Kosten intelligent oder dämlich ansetzen.

     

    Dämlich ist, in der Krise zunächst die anderen und dann sich selbst tot zu sparen, aber ganz gewiss müssen wir dann im Aufschwung wieder sparen. Die Schuldenbremse ist, weil prozyklisch, das falsche Instrument.

  • E
    EU-Student

    @MaterialismusAlter: Besser kann mans kaum sagen

     

    Der Kern der Krise die fast den gesamten Euro-Raum ausgenommen Deutschlands (schön wenn man auf dem Gipfel sitzen kann und den anderen zuschauen wie sie untergehen und sie dafür noch kritisiert) sind die ungerechtfertigt hohen Zinsen auf Staatsanleihen und so ungemütlich die Wahrheit für Frau Merkel und die braven deutschen Sparer (die niemals bei der Einkommenerklärung beschissen haben) auch ist, die EZB ist unser bestes Mittel gegen diese Krise.

  • M
    Milchmädchen

    Als Gott die Welt erschuf, war er bekanntlich am 7. Tag fertig. Nicht ganz, eine Stunde Zeit blieb ihm noch und er überlegte: Irgend etwas fehlte noch. Aber ihm fiel nichts mehr ein. Alles war perfekt. Berge und Seen, Meere und Wälder, Städte und natürlich jede Menge Kirchen. Auch ein bisschen Startgeld hatte er den Gemeinden gegeben, um die Konjunktur anzukurbeln. Zinslos natürlich. Da trat ihm der Teufel zur Seite, mit dem er sich eigentlich nicht einlassen wollte. Der versprach ihm eine noch bessere, geniale Geschäftsidee, die Krone aller Schöpfungsideen schlechthin: die Geld-Schöpfung aus dem Nichts!

    So wäre der Welt grenzenloses Wachstum und Wohlstand beschieden, auch ohne Gottes Fürsorge. Das gefiel ihm.

     

    http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/9687-griechenland-die-wahren-ursachen-des-bankrotts

     

    Leider war das so kompliziert, dass der Liebe Gott, auch aus Zeitmangel, das alles nicht wirklich verstanden hat – und so hat er schließlich unterzeichnet.

     

    So hat es der Teufel geschafft, doch noch uns allen, einem Land nach dem anderen, ein Ticket zur Hölle zu verkaufen.

     

    Wartet nur ab, ob mit oder ohne Euro, früher oder später kriegt er uns ALLE !

  • D
    DerWolfDasLammHurz

    @xking: Da ich als Deutscher in der Schweiz lebe, interessiert Sie vielleicht meine diesbezügliche Erfahrung: Der Franken wird von der Schweizer Nationalbank künstlich bei 1,20 CHF/EUR gehalten. Vor Monaten drohte Parität, was Exporte aus der Schweiz in den EURO-Raum so massiv verteuert hatte, dass Firmen abzuwandern drohten (mit Arbeitsplatzverlusten die man in der Schweiz seit langem nicht mehr erlebt hat). Das Kaufkraftplus wird von hiesigen Händlern nur äußerst zögerlich an die Kunden weitergegeben, wenn überhaupt. Das Leben in der Schweiz hat sich nach meiner Erfahrung (ich lebe über 10 Jahre hier) kein bisschen verbilligt. Die Brutto-Löhne sind aber Gott sei Dank nach wie vor deutlich höher als in D, was nicht mit Produktivitätsunterschieden erklärt werden kann. Die Steuern natürlich auch - aber das ist ein anderes Thema. Staatliche Leistungen sind niedriger, Eigenbeteiligungen an Gesundheitskosten z.B. sehr viel höher usw. Ulrike Herrmann hat in meinen Augen recht mit dem was Sie zum Nutzen des Euro für D und zum dortigen Lohnniveau schreibt. In D verdienen einige extrem gut, aber der Durchschnitt deutlich zu wenig.

  • Y
    yberg

    bei nem staatsetat von 100 milliarden und 80 milliarden einnahmen sind 20,30,40 milliarden mehreinnahmen für griechenland DIE lösung.

     

    der tönerne riese deutschland mit allein schlapp 5 billionen nicht aktivierter öffentlich-rechtlicher versorgungsansprüche schiebt klumpenrisiken vor sich her,die die öffentliche armut jetzt schon mitbedingen und den privaten reichtum einzelner erst ermöglicht haben.

     

    rotgrün dann schwarzrot nun schwarzgelb mit ihren steuergeschenkerunden-an dieser stelle noch mal ein von herzen kommendes DANKE,das jedoch vom verstand sofort kassiert wird-haben umverteilungsorgien gestartet,die nunmehr über 100 milliarden im jahr ausmachen.

     

    deshalb kann man keineswegs DIE INTERESSEN der deutschen benennen

     

    einfach gesagt: bundesdeutsche steuerzahler bezahlen die kapitalinteressen und renditen der bundesdeutschen vermögen,indem sie den absatz unserer wirtschaft im euroraum finanzieren bzw den zahlungsausfall ersetzen.

     

    am ende dieses hütchenspiels steht auch unsre staatspleite mit allen miesen folgen für 99 % unserer bevölkerung

     

    die jetzt schon absaufende mittelschicht sowie deren vermögensverfall habezinsenschwund, LVversicherungswertverlust,immobilien und immobilienfondsverluste und prekarierte jungakademikerschaft,hohe verschleierte arbeitslosigkeit sind folge dieser idiotie

     

    das technische verständnis von wirtschaft,mit seiner ewigen wachstumsrate hat übrigens hauptsächlich mit in diese krise geführt.

     

    jede winwin situation benötigt verlierer in dem fall den größten teil unsrer bevölkerung

  • H
    Horsti

    Die Griechen haben die Löhne um 30% gekürzt? Stimmt. Nachdem sie seit Einführung des EURO um 100% gestiegen sind. So eine "harte Lohnkürzung" ist in Deutschland wirklich "undenkbar".

    Man kann es drehen wie man will: Deutschland lebt seit 10 Jahren unter der Agenda 2010, also stagnierende Löhne, massive Ausweitung von Zeitarbeit und prekärer Beschäftigung. Die anderen Staaten, angefangen von Italien, über Frankreich bis hin zu Griechenland lehnen das als unzumutbar ab. Vielleicht sollte Deutschland einfach die Schuldenbremse abschaffen, und die Schuldenparty mitmachen?

  • DD
    Die Diktatur der Gläubiger

    Ein älterer Artikel der m.E. die Problematik gut auf den Punkt bringt:

     

    Die Diktatur der Gläubiger

    http://www.sopos.org/aufsaetze/4b9914d82c6cc/1.phtml

    von Gregor Kritidis

     

    Auszug:

     

    "Betrachtet man die Struktur der griechischen Importe, so wird ebenfalls deutlich, dass der private Konsum keinesfalls der entscheidende Faktor für die wirtschaftlichen Ungleichgewichte ist, wie es die Phrase vom "Leben über den Verhältnissen" nahelegen will.[7] Mit dem Hebel der europäischen Strukturfonds sind seit den 1990er Jahren gigantische Infrastrukturprojekte auf den Weg gebracht worden. So wurden die West-Ost-Autobahn von Igoumenitsa zur türkischen Grenze, die Brücke Rio-Antirio, die attische Ringstraße, die Athener Metro, der Großflughafen "Eleftherios Venizelos" sowie die olympischen Spielstätten gebaut. Die Firmenkonsortien, die diese Großprojekte realisiert haben, lesen sich wie ein who's who der deutschen und französischen Industrie. Die Schmiergeldzahlungen von Siemens an die beiden Regierungsparteien, mit denen im großen Stil die politische Landschaft „gepflegt“ wurde, sind vor diesem Hintergrund zu sehen – in der Presse werden Summen von über 100 Mio. € genannt.[8]

     

    Hinzu kommt der exorbitante Rüstungshaushalt Griechenlands, der nicht allein dem Konflikt mit der Türkei um den Grenzverlauf in der Ägäis geschuldet ist, sondern auch den Interessen französischer und deutscher Rüstungskonzerne entspricht. Es ist ein offenes Geheimnis, das die Rüstungslobbyisten in beiden großen griechischen Parteien, die sich in den letzten 30 Jahren bei den Regierungsgeschäften abgelöst haben, eine gewichtige Rolle spielen.[9] Die deutschen Rüstungsexporte haben zwischen 2004 und 2008 um 70% zugenommen, wobei der Export innerhalb Europas um 123% anstieg. Hauptimporteure waren Griechenland und die Türkei, die zusammen rund ein Drittel der deutschen Rüstungsexporte abnahmen.

    (...)"

  • F
    Frau

    Soweit ich weiss, ist der Mindestlohn herabgesetzt und die Transfers an die Beamten (Gegenleistung in Form von geleisteter Arbeit ist es wohl kaum) reduziert.

     

    Das generell ALLEN Arbeitnehmern der Lohn um 30% gesenkt wurde, wäre mir neu.

  • M
    MaterialismusAlter

    @ Rudolf Egelhofer: Sie schrieben "Die Dominanz Deutschlands ist zwar für die anderen Staaten ärgerlich aber... sie haben es ja so gewollt!"Sie haben offensichtlich den Text nicht ganz verstanden. Frau Hermann legt dar, dass die deutsche Dominanz auch für die Deutschen ärgerlich ist, weil die Deutsche Wirtschaft auch leiden wird, wenn der Euro kollabiert. Ich mag die standortpatriotische Logik dahinter nicht, die völlig unkritisch übernommen wird, aber die ökonomische Argumentation trifft den Kern des Problems deutlich eher als Ihr patriotisches Lamento über die Ungerechtigkeit der 2+4 Verhandlungen.

     

    @ Ahmet der Döische: Sie legen der Autorin Dinge in den Mund, die sie niemals gesagt hat - im Gegenteil. Zu keinem Zeitpunkt hat Frau Hermann geäußert, Griechenland brauche keine Reformen.

     

    @zyniker: 22,5 Milliarden € pro Jahr lösen natürlich nicht die finanziellen Probleme Griechenlands, wie kommen sie denn darauf?? Oder geht es bei ihnen um die guten Deutschen und die bösen Griechen?

     

    @xking: Eine aufgewertete Währung bringt, sehr vereinfacht gesprochen, nur in einer Wirtschaft einen Nettonutzen die viel importiert. Bei Deutschland ist ja das genaue Gegenteil der Fall. Es stimmt zwar, das zum Beispiel asiatische Elektronikprodukte deutlich billiger werden, aber das wird nur ein winziger Trost sein. Natürlich kann in der Krise auch die Bundesbank Geld drucken (sie wird es auch sicherlich tun) doch versuchen sie sich mal die Inflation auszumalen die entsteht, wenn der Ex-Exportweltmeister gegen eine 50% Aufwertung der eigenen Währung die Notenpressen anschmeißt.

  • W
    Wertkonservativliberaler

    Deutschland war auch zu DM-Zeiten ein starker Exporteur und würde dies auch bei Abschaffung des Euro wieder sein; andere europäische Staaten, die ihre Landeswährung behalten haben, stürzen ohne Euro auch nicht ins Elend.

     

    Die "Alternativlosigkeit" einer Euro-Schuldenunion ist reine Propaganda derjenigen Politiker und Medienleute, denen der Bruch der Währungsverträge ("Kein Staat haftet für die Schulden eines anderen.") - so wurde vor etwas mehr als zehn Jahren der deutsche Michel ruhiggestellt und entmündigt (der damalige Bundespräsident Roman Herzog: "Die Frage der Euro-Einführung ist kein Wahlkampfthema." - ich erinnere mich sehr genau) - völlig egal ist.

     

    Die Probleme Griechenlands sind selbst verursachte Strukturprobleme. Greichenland kann sich nur selbst retten. Aber Griechenland hat bisher nach wie vor nichts dafür getan, dies zu ändern - und wird es auch solange nicht, wie die Euro-Geldpipeline fließt. Es sei mir bitte erlaubt, hier auf einen sehr informativen Artikel hinzuweisen, der das griechische Problem aufzeigt (wohlgemerkt: Griechenland hat gerade einmal 11,2 Millionen Einwohner) - hier ein Auszug:

     

    "(...)"Noch 1984 hatte Griechenland nur etwa 250.000 Beamte", sagt Panagiotis Karkatsoulis, Abteilungsleiter im Ministerium für Verwaltungsreform. Papandreou verdoppelte ihre Zahl fast – auf 450.000. Zudem wurden Dutzende verlustbringender Firmen verstaatlicht und ihre Mitarbeiter ebenfalls aus der Staatskasse bezahlt." Nachfolger Simitis bringt die Zahl der Beamten und Staatsangestellten auf 650.000; unter seinem konservativen Nachfolger Konstantin Karamanlis steigt ihre Zahl bis Ende 2009 auf deutlich über eine Million. (...)"

    in:

    http://www.welt.de/wirtschaft/article106613106/Warum-in-Griechenland-seit-Jahren-alles-stockt.html

  • M
    Matthias

    „Selbst wenn die vermögenden Hellenen ordnungsgemäß Steuern abführten, würde dies maximal 6 Milliarden Euro im Jahr bringen.“

     

    Hm, da habe ich aber schon ganz andere Zahlen gelesen - aber für die (vermeintlich) gute und moralisch überlegene Sache darf man ja schon mal ein bisschen flunkern ...

     

    „Die Überschüsse des einen Landes sind die Defizite des anderen. Das ist pure Logik.“

     

    Logisch ist aber auch, das man tatsächlich nicht nur Geld an das böse Deutschland bezahlt hat (wobei auch das schon recht fraglich ist angesichts der Höhe der deutschen Target2-Forderungen), sondern dafür auch Maschinen, Autos, Fabriken, Lokomotiven usw. bekommen hat. Und auch die schlimmen schlimmen Panzer und U-Boote stellen ja wohl immerhin einen realen Gegenwert dar.

  • R
    rebecca

    Was das Interesse der Deutschen ist kann weder Frau Hermann noch Frau Merkel bestimmen. Leider können es die Deutschen auch nicht. Sollte man sie nicht selbst per Volksabstimmung entscheiden lassen?

  • RE
    Rudolf Eglhofer

    Tja, Ulrike, Du meinst also "... die deutschen Löhne (müssten) deutlich steigen, damit die anderen Euroländer an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen."

    Da Du über Themen der Volkswirtschaft schreibst solltest Du vielleicht doch einmal den Lohnkostenvergleich ansehen (Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article13763377/Loehne-in-Deutschland-sind-im-EU-Vergleich-niedrig.html).

    Et voilà:

    Es gibt andere Billiglohnländer in der EU. Dass sich die Lohnniveaus in der EU und besonders in der Eurozone bereits anglichen und langfristig weiter angleichen werden dürfte Dir ja klar sein.

    Vielleicht, liebe Ulrike liegt es weniger an den "zu niedrigen" Arbeitskosten in Deutschland als vielmehr an der Qualität der Produkte und einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik dass das Land wirtschaftlich gut dasteht.

    Und warum sollte eine eine künstliche Rezession geschaffen werden? Um andere EU-Länder zu unterstützen? Na, das ist ja wohl keine intelligente Idee. Sollen deutsche Arbeiter auf der Straße stehen damit ein Grieche VIELLEICHT einen Job findet? Wahrscheinlich kommt die Ware dann eher aus China und Vietnam.

    Man kann es auch ganz anders sehen:

    Durch die "2+4-Verhandlungen" zur Wiedervereinigung wurde Deutschland in die heutige EU und die EURO-Zone gezwungen (Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/historischer-deal-mitterrand-forderte-euro-als-gegenleistung-fuer-die-einheit-a-719608.html)

    Die Dominanz Deutschlands ist zwar für die anderen Staaten ärgerlich aber...

    sie haben es ja so gewollt!

  • AD
    Ahmet der Doische

    "Selbst wenn die vermögenden Hellenen ordnungsgemäß Steuern abführten, würde dies maximal 6 Milliarden Euro im Jahr bringen."

     

    Ein gutes Argument, alles beim Alten zu lassen - Ihr Appell ist exzellent, Frau Herrmann. Die Verankerung der Steuerbefreiung für griechische Reeder in der dortigen Verfassung (Vgl. entsprechende ZDF-Reportage neulich) ist keine Klientelpolitik, sondern von nationalem Interesse, LOL.

     

    Schließlich hat die Bundesregierung doch auch Privilegien wie den reduzierten MWST-Satz für Hotels bei uns in Doischeland gesetzlich legitimiert.

    Was den Griechen teuer ist, soll uns nur billig sein, gell.

  • Z
    zyniker

    Laut obersten Steuereintreiber Griechenlands werden jedes Jahr 45 Milliarden Euro an Steuern hinterzogen. Würden davon nur die Hälfte eingetrieben, wären sämtliche finanziellen Probleme Griechenlamds gelöst.

    So etwas wird von Frau Herrmann natürlich nicht erwähnt, genau so wenig wie dieser Kommentar veröffentlicht wird.

    Hier geht es wieder nur um die bösen Deutschen und die armen Griechen.

  • X
    xking

    Das sich bei einem auseinanderbrechen eine mögliche D-Mark eine massive Aufwertung hinnehmen müsste ist klar, aber das würde im Gegenzug einen massives Kaufkrafts plus bedeuten.

    Das kommt irgendwie in der ganzen Argumenation nicht durch.

    2.Außerdem zu einer massiven Aufwertung würde es nur kommen wenn die "Bundesbank" weiter eine restriktive Fiskalpolitik betreibt.

    Das man eine Währung durchaus an einem bestimmen Wert halten kann zeigt der Schweizer Franken.