piwik no script img

Debatte Atom-GauDas geringere Übel

Robert Misik
Kommentar von Robert Misik

Was haben wir aus unserer Welt gemacht, dass wir nur noch die Wahl zwischen verschiedenen Katastrophen haben? Fukushima ist ein Warnzeichen.

Was haben wir nur getan? Strahlenmessung in Hitachi. Bild: dpa

Z ehn Plagen mussten die Ägypter über sich ergehen lassen - seit der biblischen Exodusgeschichte das Höchstmaß an Verheerungen. Was die Japaner in den vergangenen Tagen zu ertragen haben, kann es aber bald mit den legendenhaften Verwüstungen aufnehmen: Erdbeben, Tsunami, Atomkatastrophe - und jetzt ist im Süden auch noch der Vulkan Shinmoedake ausgebrochen. Ein bisschen viel für ein Wochenende.

Noch kämpfen die Ingenieure in den Atomanlagen von Fukushima gegen den absoluten Super-GAU. Derweil wird vom Spiegel schon das "Ende des Atomzeitalters" ausgerufen. Jetzt sind alle wieder ganz fest für den Ausstieg aus der Atomenergie.

Aber natürlich werden ihre Fürsprecher, wenn die Horrorbilder von den Titelseiten verschwunden sind, wieder ein paar nüchterne Erwägungen zu bedenken geben - etwa, dass solche Katastrophen äußerst selten sind. Und sie werden, wenn auch nicht offen, auch folgende Abwägungen in den Raum stellen: Ja, wenn es tatsächlich zu einer Megakatastrophe kommt, dann sterben Zehntausende. Aber wie viele Menschen sind durch AKW-Katastrophen ums Leben gekommen in den vergangenen 50 Jahren? Wenn man alle potenziellen Folgetoten von Tschernobyl dazuzählt, in etwa hunderttausend. Das ist viel.

Bild: privat
ROBERT MISIK

ROBERT MISIK lebt als freier Publizist in Wien und schreibt für die taz, für Falter und Profil. Kürzlich ist von ihm erschienen: "Anleitung zur Weltverbesserung. Das machen wir doch mit links" (Aufbau Verlag, 2010).

Aber natürlich sterben auch Menschen im Kohlebergbau und an den Gesundheitsrisiken, die wir mit der Verbrennung von Kohle und Öl auf uns nehmen. Würde man alle Opfer zusammenzählen, sähe die Opferbilanz vieler anderer Arten von Energiegewinnung nicht sehr viel besser aus als beim Atom - eher schlechter.

Wir nehmen die Toten in Kauf

Atomkraftgegner würden nun sicher einwenden, dass die Nukleartechnologie nicht nur Todesopfer im Falle von Katastrophen oder Störfällen fordert, sondern ganze Landstriche für tausende Jahre verstrahlen kann - und selbst im "Normalbetrieb" radioaktiven Abfall produziert, dessen Endlagerung nicht geklärt ist. Dass sie also erhebliche Risiken für hunderte Generationen nach uns produziert.

Aber das, könnten die Atomkraftbefürworter ins Treffen führen, machen Öl und Kohle auch. Ihr Beitrag zur globalen Erwärmung lässt die Polkappen schmelzen, droht Meeresströmungen umzuleiten. Im Extremfall, den wir kaum abschätzen können, werden durch sie ganze Kontinente unwirtlich, möglicherweise werden die Lebensbedingungen für Milliarden Menschen erheblich beeinträchtigt.

Sie könnten auch hinzufügen: Unsere Abhängigkeit von Öl stärkt Despoten in aller Welt. Diktatoren wie Gaddafi können sich waffenstrotzende Söldnerheere leisten, weil wir von ihren Rohstoffen abhängig sind. Jeder Demonstrant, der in Tripolis erschossen wird, ist in gewisser Weise auch ein Opfer unseres Energiehungers.

Kurzum: Wir werden also auch in den nächsten Jahren nicht eine entschiedene Flucht aus der Atomenergie erleben, sondern wir werden weiter mit den bekannten Abwägungsargumenten konfrontiert sein. Wir werden hören, dass wir, wenn wir unseren Lebensstandard halten wollen, zwischen Risiken wählen müssen. Und das ist schon eine Formulierung, die vernebelt. Denn das Wort "Risiko" unterstellt ja, dass wir hier negative Folgen akzeptieren müssen, die eintreten könnten, wenn es schlecht läuft, aber nicht so eintreten müssen.

Aber das ist natürlich nur zur Hälfte wahr. Denn die Katastrophen finden statt. Mal schleichend, mal sterben viele Menschen, manchmal wenige. Aber wir nehmen nicht das Risiko von Todesopfern in Kauf, wir nehmen Todesopfer in Kauf. Wir nehmen nicht das Risiko von Verheerungen in Kauf, wir nehmen Verheerungen in Kauf. Das ist ein kleiner, aber entscheidender Unterschied.

An dieser Stelle fragt sich, ob man nicht aus der Logik der Abwägungen ausbrechen und einmal auch simpel ausrufen muss: Was haben wir aus unserer Welt gemacht? Genauer: Was haben wir aus uns gemacht - wenn wir uns in eine Situation manövriert haben, in der wir es zwar als beklemmend, nichtsdestoweniger aber selbstverständlich ansehen, dass wir nur mehr zwischen verschiedenen Übeln und Verheerungen wählen können?

Sind wir nicht mit dieser Form, über die Dinge zu reden, an einen Punkt gelangt, an dem man genauso gut dafür plädieren kann, Menschen zu erwürgen, weil es noch schmerzhafter ist, sie zu verbrennen?

Mehr politische Energie bitte!

Klar, wir wissen alle, wir können nicht von heute auf morgen aus Öl, Gas, Kohle und Kernenergie aussteigen. Zwar gibt es Berechnungen des Umweltministeriums, wonach in Deutschland bereits im Jahr 2020 78,3 Prozent des Strombedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden könnten - etwa durch Windkraft, Wasserkraft und Solarenergie. Aber, erstens, deckt das, im besten Fall, nur die Energie, die aus der Steckdose kommt. Mit der Energie für unsere Mobilität ist das schon schwieriger. Zweitens sind das deutsche Berechnungen, für die USA, China, Brasilien, Russland sieht die Sache schon erheblich anders aus.

Und drittens wird auch das nicht von selbst geschehen. Es braucht dafür einen Plan und entschiedenes Handeln. Energie also - aber diesmal nicht in Form technologischer Energieträger, sondern in Form von gesellschaftlicher Energie, energetische Akteure und, ja, nicht zuletzt Politiker, die dieses Ziel mit Kraft angehen.

Dafür braucht es: effiziente Stromnetze, ganz neue Leitungen, Windparks mit vielen hunderttausend Windrädern, Wasserkraftwerke, Speicherkraftwerke, intelligente Tools zum Stromsparen in jedem Haushalt, Solarkraftwerke von vielen hunderten Quadratkilometern, womöglich in der Wüste, und damit ein integriertes Stromnetz, das von der Sahara bis nahe dem Polarkreis reicht - denn Sonnenenergie gewinnt man am besten in Afrika, Speicherkraftwerke lassen sich dagegen am besten an der norwegischen Steilküste errichten. All das wird nicht "der Markt" erledigen, weder geniale Tüftler in irgendwelchen Start-ups noch die großen Energiemultis. Dafür braucht es den konzentrierten Willen ganzer Gesellschaften.

Solange wir das aber nicht angehen, können wir höchstens wählen, welche Katastrophen wir vorziehen. Solche wie in Fukushima. Oder eben andere.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Robert Misik
Geboren 1966, lebt und arbeitet in Wien. Journalist, Sachbuchautor, Ausstellungskurator, Theatermacher, Universaldilettant. taz-Kolumnist am Wochenende ("Der rote Faden"), als loser Autor der taz schon irgendwie ein Urgestein. Schreibt seit 1992 immer wieder für das Blatt. Buchveröffentlichungen wie "Genial dagegen", "Marx für Eilige" usw. Jüngste Veröffentlichungen: "Liebe in Zeiten des Kapitalismus" (2018) und zuletzt "Herrschaft der Niedertracht" (2019). Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik 2009, Preis der John Maynard Keynes Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik 2019.
Mehr zum Thema

37 Kommentare

 / 
  • F
    fred

    Was wir aus dieser Welt gemacht haben? Eine Welt, die dank intensivierter Landwirtschaft, Hygiene und Energie vielen Milliarden Menschen einen Lebensraum bietet, obwohl ein Großteil dieser Menschen nicht versteht, wie das funktioniert (obwohl sie Internet-Anschluss haben, wie mir auffällt, und ganz "imperative" Werke zu ihrer "Bildung" zu verfügung haben, die jetzt alle lesen müssen.)

     

    Wäre es nicht schön die Wahl zu haben, ob man sein Haus in der Nähe eines Kernkraftwerkes baut, oder inmitten der hunderttausenden Windräder, die der Autor in aussicht stellt?

  • S
    Steinart

    "Für eine gewisse Zeit werden wir auf die "Brückentechnologie" nicht verzichten können." Wenn dies mit dem Artikel assoziiert wird, dann ist dieser wirklich komplett für den Eimer! Also taz, ich bitte euch! Es gibt keine "Brückentechnologie"! Die Idee der erneuerbaren Energien, wie sie Hermann Scheer unter anderem in seinem letzten Werk ""Der energethische Imperativ" darlegt, sieht eine komplett andere Struktur vor wie die des etabliertes Ernergiesystems! Hier kann es im Endeffekt nur ein entweder oder geben! Die erneuerbaren Energien sind keine Ergänzung, sondern eine greifbare und umfassende Alternative, so schreibt Scheer. All die Diskussion um sogenannte "Brückentechnologien" soll doch das Tempo des unabdingbaren Wandels drosseln!

    Mehr dazu im Buch! Lesen.

  • AZ
    Alexander Zahn

    Lieber Bernhard Jakel,

     

    mit solchen Ansagen ("Verzicht üben", "Ausstieg aus der Konsumgesellschaft") tun Sie der Sache keinen Gefallen, eher im Gegenteil. Eine Energiewende ist den allermeisten Menschen nur vermittelbar, wenn sie nicht im Widerspruch zum "besseren Leben" steht, sondern ein Teil dessen ist. Und auch nur dann ist sie realisierbar. Und das zu recht. Zurück in den Wald ist kein Lösungsansatz, jedenfalls kein vernünftiger.

  • SS
    Sven Schön

    Durch eine schwere Grippe zuhause aufs Sofa verdammt, bin ich gezwungen, die Katastrophe in Japan und die nun wieder laut geführte politische Diskussion hinsichtlich der Nutzung von Atomenergie den Tag über zu verfolgen. Sie war übrigens nie ad acta gelegt - es war nur etwas leiser geworden. So gesehen war es vorher für meine Kopfschmerzen besser.

     

    Aktuell seitens der Politik viele Diskussionen und Redebeiträge, Äußerungen allerorten, von Selbstbeweihräucherung bis zu Wahlkampf gesteuertem und verschleierndem Aktionismus. Schwer, sich hier als Wähler und halbwegs (oder sollte ich sagen "vermeintlich") mündiger Staatsbürger ein objektives Bild zu machen. Insbesondere, weil die Fähnchen Merkel, Mappus und Co. vergleichbar auf den Wind achten, der ihnen entgegen weht, wie derzeit die Japaner. Mit dem Unterschied, dass Erstere hierbei nur wegen ihres "politischen" Überlebens besorgt sind.

    So ganz langsam begreife ich, weshalb man bei den Atomkraftwerken bei Gefahr auf die Vernebelungstechnik setzt: das ist nur eine Metapher!!!

    Also muss man sich bei alldem fragen, was unsere aktuelle Regierung denn wirklich denkt?

    Schwer ist das nicht - das schaffe sogar ich mit meinem maladen Hirn. Wer genau hinhört, der erfährt, welche Botschaft, welche Geisteshaltung da tatsächlich hinter so manch einer Aussage steckt.

    Eine aktuelle Aussage von Westerwelle, welche doch eigentlich ALLES sagt: "Jetzt geht Sicherheit vor Wirtschaftsinteressen!"

    Wer jetzt richtig hingehört hat, muss sich zwangsläufig fragen: "Welche Devise galt also bisher?"

     

    Sobald ich wieder genesen bin, werde ich mir erstmal einen Nebenjob suchen, um die finanzielle Belastung durch Schadenersatz bedingte Ausgleichszahlungen an die Atomwirtschaft abzufedern...Aber zum Glück ist das ja nur für drei Monate!

    In diesem Zusammenhang noch eine interessante Zahl zum Argument des billigen Atomstroms (gerne und fast ausschließlich von der Koalition verwendet): die staatlichen Subventionen für Kernenergie von den 50er Jahren bis 2008 betragen umgerechnet in die heutige Währung unglaubliche 165 Milliarden Euro!!! Was bin ich froh, dass staatliche Subventionen vom Staat gezahlt werden und nicht von mir.

     

    Nachdem heute Sigmar Gabriel im Parlament sprach und eine Änderung der Atompolitik forderte, kam Gelächter von der Regierungsbank und der Zuruf: "Mehrheit ist Mehrheit"! Ein arrogantes "ätsch, bätsch" im Anschluss hätte mich nicht weiter verwundert.

    Vielleicht sind wir einfach zu blöd und haben die Denkweise so mancher Politiker einfach nicht verstanden: womöglich will Mappus ja Stuttgart 21 als unterirdische Ausweichmöglichkeit für die Schwaben im Fall eines atomaren GAUs in Neckarwestheim?

     

    Übrigens: mir gehen langsam die Taschentücher aus. Ich nehme mir ein Beispiel an der Improvisationskraft der Japaner, die jetzt mit Spritzpistolen die Hitze in den Reaktoren herunter kühlen wollen und schau mal nach meiner Briefmarkensammlung...

     

    Gruß

    Eine Rotznase

    PS: eigentlich ist das alles nicht wirklich witzig.

  • E
    Emmanuel

    Super Artikel. Ich habe nur ein paar Fragen:

    Wieso haben Sie den Energie Fluss vom Sahara nach den Norden beschrieben? Die Bevölkerung südlich der Sahara haben kein recht auf Zugang zu dieser Energie? Und was ändert am heutigen Energieverteilungs status quo wenn wir nur an unseren Bedarf denken? Ist es nicht eine neue Form der Ausbeutung?Is es der Grund weshalb die Demokratie Bewegung in Nordafrika statt findet? Weg von veralteten Diktatoren um neuen die unsere Pläne mittragen zu installieren?

  • H
    hto

    Was wir aus unserer Welt gemacht haben?

     

    Eine Welt in der das Geschäft mehr zählt als der Mensch!

     

    Das größte Übel, die ignorant-arrogante DUMMHEIT im geistigen Stillstand, welche(s) Lügen und Korrumpierbarkeit mehr schützt als wirkliche Menschenwürde und wahrhaftige Menschlichkeit in eindeutiger Wahrheit, ist das "gesunde" Konkurrenzdenken des "freiheitlichen" Wettbewerbs um die Begehrlich- und Abhängigkeiten der mal wahn- mal stumpfsinnigen Hierarchie in materialistischer "Absicherung" - Konfusion von "Individualbewußtsein" in Überproduktion von Kommunikationsmüll, wo geistig-heilendes Selbst- und Massenbewußtsein ...!?

  • W
    Waldküre

    @Dr.rer.nat. Harald Wenk

    In welchem Land stand das AKW Terschnobyl? Welche Gesellschaftsordnung gab es z.Z. der Explusion in diesem Staat?

     

    Ich will hier keine Kommunismus-Diskussion lostreten; denn sie wäre sehr deplaziert. Aber so einfach kann man es sich mit historischen Wahrheiten nicht machen. Unseren sozialistischen Freunden war die AKW-Sicherheit leider nicht sehr wichtig.

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Wie @Linkshänder schon andeutete, gibt es seit langem genug ausgearbeitete Alternativen.

    Die GRÜNEN hier in der BRD sind vor den Kapitalinteressen eingeknickt.

    In den anderen Ländern, einschliesslich Japan, haben es Ökologen im Namen noch nicht einmal zu solchen Machtpositionen gebracht.

    Wer etwas im Sinne des Artikel politisch tun will, muss sich hierzulande wohl den LINKEN zuwenden.

    Die LINKE, Linke hat seit über einem Jahrhundert "fortgeschriebene" wissenschaftlich ausgearbeitet Alternativdiskurse auf höchstem Niveau.

    Deshalb braucht man nicht immer bei Zero anfangen.

  • L
    Linkshänder

    Ich möchte auf eine Studie des leider zu früh verstorbenen Dr. Hermann Scheer(SPD) aufmerksam machen. Bitte nutzen Sie die Suchmaschinen zum Thema erneuerbare Energie, gegen Atomkraftwerke. Kurt Herzog(Die LINKE) referiert seit über 30 Jahren gegen die Atomlobby. Leider haben in Japan auch den Atomlobbyisten vertraut. Die Mehrheit in Deutschland lehnt diese verlogene Politik ab. In Österreich wurde vor 30 Jahren per Volksentscheid ein fertiges AKW gestoppt. Wir sollten uns auch fragen, ob wir wirklich im Winter bis 22 Uhr, oder 24 Uhr die Läden geöffnet haben müssen. Ob wirklich in den großen Eletronikmärkten mehrere hundert Geräte laufen müssen? Was bewirkt z.b. Elektrosmog?! Müssen Städte wirklich so hell erleuchtet sein? Fazit: Energie ist sauber möglich, ohne irgendwelche Abstriche. Alles andere ist Täuschung. Zu den gesundheitlichen Auswirkungen, möchte ich noch erwähnen, dass die Arbeitnehmer an den Hochöfen oft an Lungenkrebs sterben, Unfälle, unfruchtbar werden ect. Wer bezahlt hierfür? Der Beitragszahler. Die Großkonzerne streichen die Gewinne ein, handeln verantwortungslos.Ich habe miterlebt, wie mein Vater(Lungenkrebs) die letzten Stunden erleidete. Grausam!

  • D
    dirk

    "Kehrt um!", kann ich da nur sagen. Ich vermute mal, dass das in den Ohren der meisten Leserinnen und Leser dieser Zeitung nicht besonders cool klingt, aber es fasst das, was jetzt bei uns geschehen müsste, wohl am kürzesten zusammen.

  • ME
    Manfred Edinger

    Es gibt eine Alternative zu dieser Wahl zwischen Pest und Cholera: eine Ideologiewende weg vom Materialismus, hin zu humanistischen und geistigen Werten.

    Ein Energiepolitik, in der der materielle Konsum der dominierende Wert ist, bleibt in dem System, das die Probleme erzeugt, stecken. Wenn man sich vor Augen führt, dass mit der Energie ja jeweils materielle Güter produziert werden, die sowohl Rohstoffe kosten als auch „Entsorgungsprobleme“ nach sich ziehen. wird sofort klar, dass es nicht möglich sein wird, alle Chinesen, Inder, Afrikaner Südamerikaner usw. auf den Stand der Versorgung mit materiellen Gütern zu bringen, den Mitteleuropäer oder gar US-Amerikaner als ihren „Lebensstandard“ betrachten und den sie als Ausgangspunkt für weiteres unerlässliches Wirtschaftswachstum betrachten – erneuerbare Energien hin oder her.

    Durch eine Wende im Denken weg von materiellen hin zu menschlichen Werten können die wirklichen Grundbedürfnisse aller Menschen – die materiellen nach Schutz des endlichen eigenen Lebens wie auch die geistigen nach einem Sinn in der Fürsorge für das Leben auf der Erde – grundsätzlich besser erkannt und befriedigt werden als durch die bisherige Ideologie, in der materielle Mittel Sicherheit gegen eine feindliche Umwelt (inklusive der menschlichen Konkurrenten um Arbeitsplätze, Sexualpartner, Konsumgüter und Nahrungsmittel) geben sollen.

    Eine solche Wende würde vor allem in den Industrienationen zu einem drastisch gesenkten Energieverbrauch führen, weil Lebensstandard und Wachstum nicht mehr im Konsum materieller Güter sondern in Werten der Menschlichkeit gemessen werden würden. Dadurch würde Wachstum ganz anders definiert werden als bisher, nämlich als ständige Weiterentwicklung unserer geistigen Fähigkeiten das (Zusammen-)Leben auf der Erde zu fördern.

    manfrededinger.wordpress.com

  • RS
    Reinhold Schramm

    Überfällig ist ein qualitatives, ein sozial-ökonomisch-ökologisches Wachstum, eine Kreislaufwirtschaft. Diese sozial-ökonomisch-ökologische Kreislaufwirtschaft ist im Kapitalismus bzw. Imperialismus nicht zu haben. Hierfür bedarf es der ökonomischen und gesellschaftspolitischen Umwälzung und Aufhebung der bestehenden kapitalistischen Gesellschaftsordnung in Deutschland und EU-Europa (so auch in Japan, China, Russland und USA) - und zugleich der entschädigungslosen Enteignung der Rohstoff- und Energiekonzerne und deren privaten Eigentümer und Großaktionäre. Die Überführung der ökonomischen und gesellschaftlichen Schlüsselindustrien in gesamtgesellschaftliches Gemeineigentum - und damit unter sozial-ökonomisch-ökologischer Kontrolle der emanzipierten Gesellschaft. Einen anderen Ausweg gibt es nicht.

  • K
    krake

    Es braucht dafür einen Plan und entschiedenes Handeln. Und wann handeln wir endlich? Atomenergie benötigen wir nicht. Zügigst fort damit! Wenn unsere Regierung diese Atomwirtschaft weiterhin unterstützt, dann hat sie das Vertrauen an die Bevölkerung verloren und verspielt. Also abwählen!

  • F
    FAXENDICKE

    Die kranhafte Gier einzelner ist die eigentliche DAUERPLAGE!

    Wachstums-und Gewinnmaximierungsneurosen bei den Mächtigen und Verantwortlichen führen zwangsläufig weltweit zur Ausschaltung des Verstandes, sofern überhaupt vorhanden. Ob der Mensch tatsächlich ein vernunftbegabtes Wesen ist kann man schon einmal in Frage Stellen.

    Es gab u.a. einen I. und II. Weltkrieg und seitdem nicht einen Tag Frieden auf unserem vom Menschen geschundenen Planeten, hat das etwas mit Verstand, oder Vernunft zu tun?

    Ein paar wenige vernunftbegabte und verständige Menschen mag es wohl geben, die rechnen uns z.B. vor, dass Hunger, Armut, Überbevölkerung, sinnlose Ausbeutung unserer Lebensgrundlage nämlich Mutter Erde, genauso wie die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, vermeidbar ist.

    Aber sofort kommen die Wachstums-und Gewinnmaximierungsneurotiker auf den Plan und setzen alles in Bewegung um die wenigen Vernünftigen zu diffamieren, zu verunglimpfen und Mundtot zu machen, um ihrer definitiv krankhaften Neurose ungehindert zu frönen.

  • O
    orestes

    Tatsächlich wählen wir schon heute nur noch zwischen Übeln - andererseits werden selbst in der deutschen Öffentlichkeit die realen Möglichkeiten der erneuerbaren Energien unterschätzt (auch durch fehlende Disziplin der Medien) und voreilig mit den Atom-Gefahren auf eine Stufe gestellt - wie leider auch von Hr Misik in seinem nachvollziehbaren Anflug von Endzeitstimmung.

     

    Bestes Beispiel ist vielleicht die in Planung befindliche Stromleitung zwischen Norwegen und Deutschland - vorhandene norwegische Wasserkraftwerke könnten Strom nach Deutschland und Europa liefern und im Gegenzug Windenergie - Überschüsse speichern - das wird aktuell von der Bundesregierung verhindert. Solange so ein Wahnsinn noch Alltag ist, brauchen wir noch nicht über den Weltuntergang zu philosophieren.

     

    Bericht SWR, 2010:

    http://www.swr.de/report/-/id=233454/nid=233454/did=6770834/1uxeb5l/index.html

  • H
    Heiner

    Fakt ist: Die grosse Mehrheit der Bevoelkerung will diese Technologie nicht ! BASTA !

     

    Die Volksvertreter haben dem Rechnung zu leisten und einen schnellstmoeglichsten Ausstieg vorzunehmen.

  • N
    Nike-Elisa

    Sie haben absolut Recht! Es muss sich grundsätzlich etwas ändern ... Meiner Ansicht nach die gesellschaftzliche Einstellung (und wir sind alle ein Teil der Gesellschaft) in Form des Florianiprinzips (österreichisch für: Lieber Heiliger Florian schütz mein Haus, zünd das des Nachbars an) ... wenn was passieren "muss", dann soll es doch bitte die anderen treffen.

    Was ist denn jeder einzelne bereit zu tun ... achtsam mit seinem/ihrem Energieverbrauch umzugehen (ZB Stand-by bei Elektrogeräten ausschalten bzw. nur Geräte kaufen, bei denen das möglich ist)...

    ... ständig nur von den Politikern zu verlangen etwas zu tun ist zuwenig ... wir stimmen jeden Tag mit unserer Brieftasche ab ... die Politiker sind im Endeffekt nur Getriebe (zerrissen zwischen den seehr konkreten Input durch "die" Industrie und der nur diffusen Unzufriedenheit gepaart mit FAULHEIT "der" Bevölkerung!

    Im Endeffekt gibt es nur einen Menschen, den ich ändern kann ... MICH !!!

  • W
    Waage

    Der lesenswerte Kommentar von Robert Misik hat leider vollkommen die Möglichkeiten einer weitgehend ortsnah-dezentralen Energieversorgung und die Bedeutung erneuerbarer (bleibender) Energien hierfür nicht aufgezeigt.

     

    Ist das Zufall oder Absicht?

  • J
    JPL

    Verzicht auf Energieversorgung mag eine halbe Lösung sein - sicher brauchen wir nicht all die Dinge zum Glück, mit denen wir uns umgeben. Das grundsätzliche Problem der Beschränkung unseres Handlungsspielraums lösen wir damit nur zum Teil. Wahrscheinlich ist es auch nicht komplett lösbar.

     

    Man bedenke, wie sehr die Technik, die so viele Ressourcen frisst und so viele Emissionen verursacht, zur Stabilisierung unserer Lebensbedingungen beiträgt. Ich spreche nicht von Smartphones und täglichen Rindersteaks, auf die könnten wir wahrscheinlich tatsächlich in großem Maße verzichten. Ich spreche von Technik, die solche Dienstleistungen wie Wärme, Hygiene, Heilung oder Sicherheit erbringt. Sogar Mobilität und Kommunikation, die wir auf den ersten Blick für verzichtbar halten mögen, ermöglichen Arbeitsteilung, und die ist für den effizienten Einsatz gesellschaftlicher Ressourcen äußerst wichtig. All das wird kaum jemand ernsthaft einschränken wollen. Um in der Argumentation von Herrn Misik zu bleiben: Es würden noch weniger Menschen überleben (umgekehrt: es würden noch mehr sterben), wenn wir auf so elementare Dienstleistungen verzichten würden.

     

    Das bedeutet nicht, dass damit das Problem "wegen Unlösbarkeit" erledigt wäre. Den gesellschaftlichen Diskurs über den Einsatz unserer begrenzten Ressourcen (Rohstoffe, Arbeitskraft, Regenerationspotentiale der Natur etc.) müssen wir meiner Meinung nach unbedingt führen. Wir sollten uns aber darüber bewusst sein, dass es nicht möglich ist (bzw. nicht erstrebenswert), aus allem auszusteigen.

  • R
    Robert

    Warum haben wir dieses Rohstoffe und Energie fressende Wachstum????

    Warum wollen wir demnächst in unserem Fortschrittswahn auch noch die flächendeckende Gentechnik, inklusive der dort ebenfalls erwartbaren "Unfälle", einführen?

    Warum kriegen WIR ALLE den Hals niemals voll?

     

    Sind wir Menschen eigentlich schon völlig wahnsinnig geworden und weigern uns nur noch mit unserem über die Jahre antrainierten Zynismus, dies auch wahrzunehmen?

     

    Die für ein globales, erdangemessenes, nachhaltiges Leben erforderlichen Veränderungen sind, wenn wir ehrlich sind, nicht einmal vorstellbar. Von Realisierung ganz zu schweigen.

     

    Die Atommeiler ticken, die Gentechnikuhr tickt, die Weltbevölkerung wächst, wie sie nun mal wächst,... und die Rüstungsschmieden laufen auf Hochtouren. Und mancher glaubt, er muß irgendeine lächerliche Wahl gewinnen. Oder es wäre alles schon nicht so "schlimm".

  • E
    Energierechner

    Der Energiebedarf für ein 4 Köpfiges Einfamilienhaus (Altbau) muss man in die drei Bereiche Strom, Wärme und Verkehrsfahrzeuge aufteilen. Während dieses Einfamilienhaus möglicherweise im Jahr 5000 kWh Strom verbraucht, verbraucht der Altbau aber im Jahr ca. 25000 kWh an Wärme (Erdgas oder Erdöl). Je nach Anzahl der Fahrzeuge im Haushalt, je nach Verbrauch der Fahrzeuge, und deren Jahreskilometer können im Jahr hier auch noch mal ca. 15000 kWh an Benzin oder Diesel oder Erdgas oder Flüssiggas hinzu kommen.

    Es gilt also nicht nur den Stromsektor auf Regenerative, und damit friedliche, Energie umzustellen, sondern auch den Wärmebereich, und den Verkehrsbereich. Das sind also gewaltig große Energiemengen.

  • KF
    Öko Fritz

    Guter Artikel!

     

    @Nils Oelkers:

     

    Natürlich haben alle Energieformen ihre Risiken.

    Jedoch bedroht die atomare Technologie unsere Menschheit auszulöschen durch die unvorstellbar langen Zeiträume der Verseuchung!- Die Erde kann sich nicht so schnell erholen!

     

    Die fossilen Energieformen "rauchen" uns auf.

     

    D.h. im Grunde ist es ein "Mengenproblem" und unsere Bequemlichkeit:

     

    Wir Menschen sind derzeit die Plage dieses tollen Planeten!

    Es ist wie ein "Krebsmechanismus": Es wächst und wächst und zerstört alles bis der Trägeroranismus kaputt ist. Dann sind alle "tot" und die "Schöpfung beginnt von vorne!

     

    So, wie wir von der untergegangenen Hochkultur "Altantis" in der fernen Vergangenheit erzählen, wird man etv. auch von uns reden: Einer Hochkultur, die sich selbst ausgeschaltet hat!

  • G
    ganni

    Der Artikel fasst ziemlich genau, mit einfachsten Worten den Status Quo zusammen. Ich habe ihn sehr genossen.

     

    Man sollte sich doch um diese Probleme zu lösen an Herman Scheer orientieren. Die Energieversorgung muss dezentralisiert werden.

  • F
    Folgetoter

    Ich weiß nicht, was ein "potenzieller Folgetoter" ist, und es ist zu bezweifeln, dass es der Autor weiß. Wer mit solchen Zahlen hantiert, sollte realisieren, dass die (potentiell vorhandene) kritische Leserschaft sich potentiell fragt, ob (1) die Aussage einen Bedeutungsgehalt hat und, wenn ja, (2) worauf sie sich stützt.

  • C
    Catha

    Endlich ein Kommentar der nüchtern die Lage analysiert und nicht auf Bild-Niveau Panik schürt. Danke!

  • K
    KHP

    "Dafür braucht es ...."

     

    Stimmt, waere aber auch wichtig zu fragen "Was wir alles nicht brauchen".

  • M
    Maria

    Das stimmt alles sehr gut, was Du schreibst!

     

    Politik! Zusammenarbeit! Hoffnung!

    Eine Welt ohne GAU-Risiken muss doch geben. Wir besitzen doch so viel Wissen und Technik!

  • NO
    Nils Oelkers

    In Teilen stimme ich der Argumentation zu:

    Wir können nur zwischen Gefahren abwägen.

    Nur: Der vom Autor erflehte Ausbruch durch einen Kraftakt, der uns vom Übel der Technologien befreien soll wird ausbleiben.

    Auch die Erneuerbaren Energien stellen keine Erlösung dar, für die man nur die nötigen Opfer bringen muss und dann wird alles gut.

    Die Gefährdungen bei regenerativen Energien sind andere, aber auch sie müssen gegen Kohle Öl und Atom abgewogen werden:

    Bei Anlagen in Nordafrika: Abhängigkeit von instabilen Regionen.

    Bei Solaranlagen auf Hausdächern: Brände.

    Bei Speicherkraftwerken: Dammbrüche

    Bei Biokraftstoffen, Biogas und Freiflächenphotovoltaikanlagen: Die Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion

    Bei Stromtrassen: Habitatzerschneidung und Landschaftsverschandelung.

     

    Und diese Liste wird sich in der Zukunft noch verlängern, denn erst im Nachhinein lassen sich die tatsächlichen Risiken erkennen, DAS ist der Rückschluss aus dem Atomdesaster.

    Und eben NICHT: Einer neuen Lobby aufzusitzen, die mit hohen Subventionen ihr Portmonnaie auffüllen will, Strompreise in die Höhe treibt und sich als David gegen Goliath inszeniert: Die Erneuerbare Energien-Lobby.

    Die vom Autor erhoffte "Endlösung der Energiefrage"

    sie ist eine religiöse Heilserwartung, die nicht in Erfüllung gehen wird. Nicht bei uns in Deutschland und erst recht nicht weltweit.

    Die Abwägung zwischen Todesopfern bleibt uns auch in Zukunft nicht erspart. Jedenfalls dann nicht, wenn wir verantwortlich handeln wollen.

  • W
    Waldküre

    Danke - endlich ein wohltunend unaufgeregter und nicht moralisierender Beitrag zum aktuellen Thema.

     

    Mit allen klassischen Formen der traditionellen Energiegewinnung sind Zerstörungen verbunden - auch mit regenarativen Formen (z.B. Staudämme).

     

    Ohne eine weltweite Neuausrichtung unseres Verständnisses von Leben werden wir diese Probleme nicht in den Griff bekommen.

     

    Oder die Weltgesellschaft entschließt sich dazu, für das aktuelle Wohlstandsverständnis diese Risiken bewußt in Kauf zu nehmen - und der Tanz auf dem Vulkan geht weiter.

  • BJ
    Bernhard Jakel

    Solange wir noch darüber nachdenken, was das geringere Übel sein könnte, wird sich keine Wende im Energieproduktionswahnsinn vollziehen. solange wir gesellschaftlich nicht erwachsen werden, und Verzicht üben, der auch weh tut, wird sich nur marginal etwas ändern. Es ist keine Zeit mehr für irgendwelche faulen Kompromisse. Der Ausstieg aus der Konsumgesellschft kann nur mit deutlichern Einschnitten erreicht werden. Wir können nicht alles haben, erwachsen werden bedeutet Verzicht zu üben.

    jeder nicht gegessenen hamburger, jedes nicht gekaufte Handy zählt! In diesem Sinne. Noch besteht Hoffnung.

  • FH
    Friedrich Hacker

    Das Risiko und die Schäden durch die Atomenergie sind immer nur zusätzlich zu betrachten, da Atomenergie Öl, Kohle und Gas für Wärme- und Transportenergie nicht ersetzen kann.

     

    Diese Produktionsketten (und deren Risiken und Schäden) bestehen in jedem Fall weiterhin.

     

    Für den Klimaschutz ist der Beitrag der Atomenergie angesichts des Weltenergiebedarfs bedeutungslos. Das sollte eigentlich inzwischen bekannt sein.

  • H
    hallo?

    Ein durchaus gelungener Kommentar.

    Allerdings sollte man nicht die Toten eines Reaktorunfalls mit den Todesfällen in Kohlegruben aufrechnen sondern mit den Toten aus Unfällen von Kohlekraftwerken.

    Ich wage die Annahme, dass das deutlich weniger sind.

     

    Die Menschen, die in Bergwerken sterben, die sterben sowohl in Kohle als auch in (Uran)Erzbergwerken. Die Kernbrennstäbe fallen nämlich keineswegs vom Himmel. Weitergehende Informationen zu der Verstrahlung und den sonstigen Folgen durch Uranabbau lassen sich über Suchmaschinen in Massen finden.

    Und so ganz nebenbei wird damit auch das Argument von der ach so "klimaneutralen Kernenergie" beerdigt.

  • FK
    Fred Krug

    Vielleicht tut es auch einfach nur ein Bewusstsein dafür, das individuelle sowie das massenhafte Konsumverhalten zu überprüfen. Das kann schon einiges bewirken, auch wenn es das Diktat neoliberalen Gedankenguts durchbricht und ganz gewiss nicht den Unternehmen in die Tasche spielt.

     

    Gegen Windräder und erneuerbare Energien spricht ganz entscheidend, dass zahlreiche Komponenten, die für das Netz benötigt werden, einerseits unter hohem (Energie- und Ressourcen-)Aufwand in der petrochemischen Industrie und andererseits unter Ausbeutung abgelegener Regionen um der seltenen Erden (verharmlosender Begriff für Blut-Rohstoffe) Willen für unseren Wohlstand hergestellt werden müssen. Das führt letztlich zu den gleichen Ahängigkeiten wie bei Kohle und Öl.

    Im Übrigen gilt für die Unterstützung von Diktatoren durch den Erwerb von Rohöl, Gas und Kohle dasselbe für die Förderung von Ressourcen für Atomkraftwerke.

     

    Unterm Strich zeigt sich also, dass dieser ganze Energie-Bedarf und die nimmersatte Konsumgier unabhängig von der gewählten Energieversorgungsart auf dieselben Probleme stoßen. Dem kann nur entgegengetreten werden, indem der Konsum eingeschränkt wird. Irrwitziger Weise ist es ja so, dass viele Leute einerseits den Nutzen von Energiesparmaßnahmen begreifen und andererseits aber die durch solche Einsparungen freigewordenen Ressourcen mit immer neuen technischen Geräten ausfüllen.

     

    Es ist damit wohl weniger eine Frage der Politisierung der Massen oder der Individuen als mehr eine solche, diesen Konsumkreislauf auf allen Ebenen zu durchbrechen ... Wohlstand kann man auch anständig pflegen.

  • T
    tobelbaer

    Ein Artikel, dem ich fast hundertprozentik zustimmen kann. Wer heute das sofortige Abschalten aller Atomkraftwerke in Deutschland verlangt, muss auch bereit sein, die Konsequenzen davon zu tragen: Selbstbescheidung, Hinnehmen von Lieferengpässen usw.. Und er muss wissen, dass rund um unsere Staatsgrenzen AKWerke stehen, die uns genau so bedrohen wie die eigenen. Was nützt mir in Baden-Württemberg das Abschalten In Neckarwestheim oder Philippsburg? Fessenheim im Elsass und weitere AKWerke in Frankreich sind für mich genau so bedrohlich. Kaufen wir dann dort unseren Strom ein?

    Das "Atomkraft nein danke" allein reicht nicht aus. Die Entscheidung der Bundesregierung für eine Teilabschaltung der alten AKW ist der richtige Weg, um in die zukunftsweisende Richtung umzulenken. Für eine gewisse Zeit werden wir auf die "Brückentechnologie" nicht verzichten können. Und für alle, die auf dieser menschlichen Katastrophe in "klammheimlicher Freude" -die sie noch nicht einmal ganz verbergen können (Trittihn)- ihr politisches Süppchen kochen, habe ich nur Verachtung übrig.

  • H
    hgp

    In Ägypten waren es 10 Plagen, nicht 7!

  • DN
    Dr. No

    Bislang war man davon ausgegangen: Schlimmer als Tschernobyl wird es nicht. Einige Tausend Tote, das schaffen deutsche Autofahrer jedes Jahr. Da kann man drüber streiten ob man das in Kauf nimmt oder nicht. Fukushima hat gezeigt dass die Atomkraft einem ganzen Volk die Lebensgrundlage entziehen kann. Die AKWs weiterlaufen lassen ist wie der Führerbefehl, Deutschland dem Erdboden gleich zu machen.

  • B
    Bernhard

    Nun,

    das Rechnen mit Toten ist eine grausame Sache.

    Und auch erneuerbare Energien sind nicht ohne Risiko. Ein Erdbeben an einem Staudamm kann ebenso Landstriche verwüsten, die Herstellung von Solarzellen geht nicht ohne den Einsatz von Chemie und riesige Anlagen in der Sahara können wieder Despoten stützen.

     

    Was bleibt also? Ich weiß es nicht. Eigentlich nur der totale Verzicht...