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Debatte ArbeitsweltModerne Tagelöhner

Eva Völpel
Kommentar von Eva Völpel

Keine andere Branche wächst derzeit so rasant wie die Leiharbeit. Der Abwärtstrend bei Löhnen und Arbeitsstandards wird auf diesem Weg beschleunigt.

Eine zentrale Forderung der Leiharbeiter ist "Equal Pay" - hier auf dem bundesweiten Aktionstag gegen Leiharbeit zum Ausdruck gebracht. Bild: dpa

L eiharbeit ist das flexibelste Runduminstrument, auf das Firmen derzeit zurückgreifen können, um das unternehmerische Risiko von Auftragsschwankungen vollständig auf die Arbeitnehmer abzuwälzen: Gibt es kurzfristig nichts zu tun, wird der Mietarbeiter auf die Straße gesetzt; Personalakquise und -verwaltung erledigen die Verleihbetriebe.

Dabei mag die aktuelle Zahl von derzeit rund 900.000 Leiharbeitern - bei rund 41 Millionen Erwerbstätigen insgesamt - nicht besonders hoch erscheinen. Doch das Phänomen erschließt sich nicht allein über die Quantität. Leiharbeit erfüllt wichtige strategische und symbolische Funktionen - und ist eine neu formulierte Antwort auf die Wirtschaftskrise.

Entscheidend für die Abfederung der Schockwellen, die die Finanz- und Wirtschaftswelt ab 2009 auch nach Deutschland schickte, waren nicht nur der Einsatz von Kurzarbeit oder der Abbau von Überstunden. Ebenso wichtig war, dass die Stammbelegschaft vor allem in der Exportindustrie einen schützenden Puffer Leiharbeiter um sich hatte, der gefeuert werden konnte: Der bis dahin absolute Spitzenwert von rund 820.000 Leiharbeitern brach in wenigen Monaten um 250.000 Personen ein.

Millionengrenze bald geknackt?

EVA VÖLPEL

EVA VÖLPEL arbeitet im Inlandsressort zu den Themen Arbeitsmarkt, Sozialpolitik und Gewerkschaften. Nach dem Abitur war sie einige Monate selbst Leiharbeiterin als Schreibkraft in der Protokollabteilung des Bundestags, damals noch in Bonn.

Jetzt, im Wirtschaftsaufschwung, wächst keine Branche so rasant wie die Leiharbeit. Das Bewusstsein, dass man als global konkurrierendes Unternehmen bei Wirtschaftseinbrüchen flexibel und schnell mit der Anpassung der Produktionskapazitäten reagieren muss, hat den Leiharbeitssektor gestärkt. Während große Konzerne in Deutschland in den letzten Jahren mehrere zehntausend Vollzeitstellen abgebaut haben, schaffen sie Arbeitsplätze für Leiharbeiter. So ist eine von drei neu geschaffenen Stellen heute ein Mietarbeitsverhältnis - die Millionengrenze, so berichtet der Bundesverband Zeitarbeit stolz, könnte bald geknackt werden.

Dabei war die Leiharbeit, so lautet die bis heute immer noch offiziell bemühte Begründung, doch einst als kurzfristiger und begrenzter Flexibilitätspuffer gedacht, um Auftragsspitzen aufzufangen oder, bei Krankheit des Stammpersonals, Lücken zu schließen. Doch inzwischen ist die Leiharbeit zu dem entscheidenden Instrument geworden, um Lohnkosten zu sparen. Neue Untersuchungen zeigen, dass Vollzeitleiharbeiter deutlich weniger verdienen als festangestellte Vollzeitarbeitskräfte (im Schnitt 1.340 Euro gegenüber 2.427 Euro). Mehr als 100.000 Mietarbeiter erhalten darüber hinaus sogar staatliche Unterstützung, weil ihr Lohn allein zum Leben nicht ausreicht.

Auswirkungen auf die Kollegen

Oft wird übersehen, wie diese Entwicklungen auch die Arbeitswelt der Normalbeschäftigten beeinflussen. Leiharbeiter sind wohlfeile Streikbrecher und werden gerne als Druckmittel in Tarifverhandlungen eingesetzt. Erst vor wenigen Wochen hielt die Telekom der Gewerkschaft Ver.di sinngemäß vor: Stellt ihr zu hohe Lohnforderungen, müssen wir langfristig eben auf mehr Leiharbeiter zurückgreifen. Und die Beschäftigten des Einzelhandels mussten schon 2007 schmerzhaft feststellen, dass ihnen durch den Einsatz von Leiharbeitern als Streikbrecher das entscheidende Machtmittel - die Blockade der Produktion - beschnitten wurde.

Leiharbeit hat aber noch ein anderes Gesicht: Beim Flugzeugbauer Airbus beispielsweise sind rund 4.500 der insgesamt rund 16.500 Beschäftigten Leiharbeiter. Etliche von ihnen arbeiten seit Jahren dort. Wer jedoch als Normalbeschäftigter regelmäßig daran erinnert wird, dass der Kollege oder die Kollegin nebenan die gleiche Arbeit für deutlich weniger Lohn und Sicherheit erledigt, für den übersetzt sich diese sichtbare Konkurrenz in die permanente psychologische Aufforderung, immer Bestleistung zu zeigen. Leiharbeit wird so zum Disziplinierungsinstrument.

Gegen solche Zumutungen hilft nur, die Mietarbeit gründlich zu regulieren. Ausgerechnet Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt liefert dafür gute Argumente. Sollte der Gewerkschaftsforderung nach "gleichem Lohn für gleiche Arbeit" entsprochen werden - Hundt fürchtet, ab dem 12. Monat "oder sogar noch früher" -, so würden große Unternehmen diese Regelung wohl gezielt umgehen, mutmaßte er. Diese Drohung kann nur dann ins Leere laufen, wenn es zu umständlich und zu teuer wäre, das Personalkarussell permanent am Laufen zu halten. Zum Beispiel, indem Leiharbeitern vom ersten Tag an der gleiche Lohn wie ihren Vollzeit-Kollegen gezahlt werden müsste.

Gleicher Lohn vom ersten Tag

Auch CDU-Arbeitsministerin Ursula von der Leyen liefert ungewollt Argumente für eine möglichst frühe Equal-pay-Regelung: Wer immer wieder betont, dass Leiharbeit vor allem unqualifizierten Arbeitslosen eine Chance böte, der kann nicht ernsthaft begründen, warum einfache Helfertätigkeiten Einarbeitungszeiten von mehreren Monaten benötigen sollen. Auch das viel bemühte Wort vom "Sprungbrett" erweist sich als Floskel. Denn gerade einmal 7 Prozent der ehemals Langzeitarbeitslosen, die als Leiharbeiter tätig werden, schaffen es bisher, langfristig in eine feste Beschäftigung zu wechseln.

Eine strengere Regulierung wird die Leiharbeit nicht abwürgen. Auch der massive Abbau von Arbeitsplätzen, mit dem die Unternehmen drohen, ist unwahrscheinlich. Dagegen würde es nicht nur die Position aller Arbeitnehmer stärken, gegen den Wildwuchs der Leiharbeit anzugehen. Es würde auch der Aushöhlung der Sozialsysteme durch niedrige Löhne vorbeugen und zu einem Umbau des einseitig auf die Exportwirtschaft fixierten deutschen Wirtschaftsmodells führen.

Gelingt dieser Umbau nicht, werden die Arbeitnehmer die Leidtragenden sein. Das Dumping bei Entlohnung und Arbeitsrechten geht längst weit über die deutschen Grenzen hinaus. Doch statt die eigenen Handelsüberschüsse abzubauen, fordert die deutsche Regierung die anderen Länder des Euroraums lieber dazu auf, es dem Exportweltmeister gleichzutun. Damit trägt sie ganz wesentlich dazu bei, den Abwärtstrend bei Löhnen und Arbeitsstandards zu beschleunigen. Und die Leiharbeit ist der Motor, der dieses exportfixierte Modell antreibt.

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Eva Völpel
Inlandsredakteurin
Jahrgang 1976. Ist seit 2009 bei der taz und schreibt über Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie die Gewerkschaften
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14 Kommentare

 / 
  • B
    bb1921

    Dies ist ein sehr guter Kommentar. Liebe Tazzler, könntet Ihr mal zu folgendem Thema recherchieren: Woran liegt es, dass die meisten Leiharbeiter nicht fest von den Firmen übernommen werden? Liegt es an der Bilanzierung, weil Leiharbeiter unter Sachkosten sofort steuerlich abgesetzt werden können? Oder gibt es seitens der Arbeitgeber interne Absprachen, den 1. Arbeitsmarkt stark abzuschotten und eben keine Arbeitnehmer aus dem 2. Arbeitsmarkt herein zu lassen? Habe mehrfach erlebt, dass Leiharbeiter von Firmen auf freie passende Arbeitsplätze trotz besserer Qualifikation und bereits eingearbeitet gerade NICHT übernommen wurden. Stattdessen wurden für die Stellen Anzeigen geschaltet, Arbeitnehmer aus dem 1. Arbeitsmarkt eingestellt und lieber neu eingarbeitet. Obwohl die Arbeitgeber angeblich sparen wollen. Was ist das?

  • A
    Anna

    Wer hat eigentlich alles ein Interesse daran, dass Erwerbsarbeitslosigkeit und Leiharbeit bestehen bleiben?

     

    Denken Sie mal nach, das gibt eine sehr lange Liste:

     

    Ich fange sie mal an:

     

    - Leiharbeitsunternehmen

     

    - die Agentur für Arbeit (lebt von denen)

     

    - Wohlfahrtsverbände (leben von denen/ verdienen an ihnen (Tafeln, Nachhilfe, eigene Leiharbeitskräfte, Weiterbildung von Erwerbsarbeitslosen, Schúl-Kantinen-Essen für hartz-IV-bedingt arme Kids, Sozialkaufhäuser, Obdachlosenunterkünfte, ...) mittels der Subventionen

     

    - private Arbeitsvermittler

     

    - Wohlfahrtsverbände, die Ehrenamtliche einsetzen und damit Erwerbsarbeit vernichten

     

    - demnächst die Bundeswehr

     

    - Unternehmensberater, die zum Einsatz von Leiharbeit raten

     

    - Krankenhäuser, Ärzte, usw., da mangelernährte schneller krank werden

     

    - die Medien, die darüber berichten können und dies immer wieder tun

     

    - die Kommunen und Wohlfahrtsverbände, die so und auch über Ein-Euro-JobberInnen zu billigen Arbeitskräften kommen. Dafür gibt es auch nochmal Subventionen

     

    - Behindertenvereine, die mitnehmen, was geht

     

    - ... .

  • U
    Ulrike

    Die Verleihfirmen behalten ja auch einen Teil der Lohnsumme, die ein Betrieb ausgibt, für sich als Vermittlungs- bzw. Verwaltungsgebühr.

    Darüberhinaus kann ein Betrieb die Ausgaben für die Verleihfirma als Sachkosten abrechnen, nicht als Personalkosten. Das macht sich in der Bilanz gut.

  • S
    Systemzwerge

    Wieso, bitteschön, werden bei uns Leiharbeiter/innen schlechter bezahlt? Aus neoklassischer Sicht ist das eigentlich nicht zu begründen! Leiharbeiter sollen eigentlich dazu dienen Auftragsspitzen abzufedern. Sie werden also dann eingesetzt, wenn es für kurze Zeit ungewöhnlich viel im Unternehmen zu tun gibt, so dass die Arbeit nicht von den regulär Beschäftigten abgegolten werden kann und neue (Fest-)Anstellungen unpraktibel erscheinen. Leiharbeiter/innen haben somit eine Zusatzfunktion: sie decken das Risiko der Unternehmen, für kurze Zeit mehr Personal zu benötigen als ursprünglich vorgesehen/ geplant war, ab. Firmen, die Leiharbeiter ausleihen, bieten somit eine Art Versicherung für Unternehmen an. Diese Versicherungsleistung muss - ganz im Markwirtschaftlichem Sinne- bezahlt werden. Wie die "Verleihfirma" den Betrag kalkulieren sollte, lässt sich anhand einer/s exemplarischen/r eines/r Leiharbeiter/in demonstrieren: eine Person beschließt- aus welchen Gründen auch immer- (freiwillig) Leiharbeiter/in zu werden.

    Sie/Er kalkulliert: "Ich möchte weiterhin monatlich das zur Verfügung haben an Einkommen, was ich bisher hatte. Nun kann es aber sein, dass ich einige Monate im Jahr nicht arbeite, weil kein Unternehmen Interesse an mir als Leihkraft hat. Also muss ich in der restlichen Zeit, in der ich ausgeliehen werde, den Ausfall durch einen höheren Lohn kompensieren, um über die Runden zu kommen."

    In der Summe ergibt sich:

    Leiharbeitslohn = bisheriger Lohn plus anteiliger Aufschlag für die Zeit, in der er/sie nicht ausgeliehen wird und keinen Lohn erhält.

    Theoretisch muss die/der Leiharbeiter/in also einen Risikoaufschlag mit einkalkulieren. Dieses Risiko muss das Unternehmen, dessen Risiko des kurzfristigen Personalmangels durch Leiharbeiter/innen ausgeglichen wird, dann als Leiharbeitslohn bezahlen. Also müssten Leiharbeiter/innen mehr verdienen als regulär Beschäftigte, da letztere keinem kurzfristigem Lohnausfallrisiko ausgesetzt sind!

     

    Dennoch erhalten Leiharbeiter/innen in Deutschland in der Regel weniger Lohn für gleiche Arbeit. Leiharbeitsfirmen dienen derzeit als Auffangstelle für gekündigte Beschäftigte, die von Unternehmen nicht mehr zum (Tarif-)Lohn regulär angestellt werden. Und weil Leiharbeiter/innen billiger "eingekauft" werden können, kommt es zu solchen Auswüchsen, dass einige Unternehmen dauerhaft fast nur noch Leiharbeiter/innen haben und kaum noch regulär Beschäftigte- geschweige denn Neueinstellungen vornehmen. Dem würde ein Ende gesetzt, wenn Leiharbeiter langfristig teurer wären als regulär Beschäftigte...

  • M
    Mathias

    Dürfen Leiharbeiter überhaupt als Streikbrecher eingesetzt werden? Ich glaube mal gelesen zu haben, daß das nicht zulässig ist.

    Ansonsten stimme ich Martin völlig zu. Equal Pay ist Unsinn, Leiharbeit soll die Ausnahme sein und entsprechend was kosten, zudem wird von den Leiharbeitern ja auch einiges gefordert. Sie müssen bereit sein, von heute auf morgen in einem anderen Betrieb andere Arbeit zu erledigen, mit anderen Kollegen und einem anderen Schichtsystem. Ständiger Druck als "Frontfeuerwehr" und die massive Einschränkung im Privatleben müssen auch honoriert werden. Wie soll ein Leiharbeiter ein soziales Netzwerk aufbauen, wenn er ständig neue Kollegen hat und in einem Verein dauernd fehlen würde, da er doch wieder arbeiten muss. Selbst der Sonntag mit der Familie fällt oft genug aus, weil der Chef mit größter Selbstverständlichkeit 2 Stunden vor Schichtbeginn anruft und seine Leute zum Arsch der Welt ans Fließband schickt.

  • DS
    Degenhard Schmitz

    Das Thema Leiharbeit ist sehr eng mit Hartz4 in Verbindung zu setzten, da hier mit Billiglöhnen, die kurioserweise von Gewerkschaften zugelassen wurden eine Situation entstanden ist aus der man nicht so ohne weiteres wieder hinauskommt.

    80% der Mitarbeiter von Verleihfirmen leben an der Grenze zu Hartz4 oder knapp darüber und bei derzeit etwa 1 Million Leiharbeitern sollte sich unsere Politik recht schnell auf einen Mindestlohn einigen, der es diesen arbeitswilligen Steuerzahlern ermöglicht von dem erarbeiteten Geld auch Ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, ohne auf staatliche Zuschüsse angewiesen zu sein.

    Es bedarf hier keines „Equal-Pay“ sondern eher einem Mindestlohn von 10 Euro sowie der Anhebung der Hinzuverdienstgrenzen von Hartz4 Empfängern, damit sich eine Arbeitsaufnahme auch rechnet. Solange ich mit Hartz4 das gleiche erziele wie mit arbeiten und Billiglohn wird sich nichts ändern.

    Wie haben denn alle vor den Wahlen unisono rumposaunt: „Arbeit muss sich wieder lohnen“!!

    Und das Ende vom Lied ist parteipolitisches Gezanke auf dem Rücken derer die unseren Staat am Leben halten....dem kleinen Mann in der Masse!

     

     

    Mit freundlichem Gruß

    Degenhard Schmitz

    48653 Coesfeld

  • A
    Aqua-Jedi

    Vielleicht kommt mein erster Kommentar ja noch durch die kritischen Augen der Zensur. Dazu möchte ich dann noch anmerken, dass selbst der sehr pingelige Tagesspiegel die Formulierung über das Rot-Grüne Ermächtigungsgesetz annimmt, da mittels diesem Gesetz die ARGEN, jetzt zu Job-Center umgetauft, ermächtigt werden, nicht nur in das Leben der unter Kuratel dieses Gesetzes gestellten Menschen einzugreifen, sondern ihre sämtlichen bürgerlichen Rechte außer Kraft zu setzten, inklusive der Verfassungsrechte auf Berufsfreiheit und Bewegungsfreiheit. Nicht umsonst hat der ehemalige Besitzer der dm-Drogeriekette Werner das SGB II (vulgo Hartz IV) als offenen Strafvollzug bezeichnet. Das ist der Grund, warum die (Langzeit-)Arbeitslosen nur noch die Wahl zwischen Zwangsarbeit (vulgo Zeitarbeit) und Gosse haben.

     

    Die mittels der Hartz I-IV Gesetzte in die Zeitarbeit getriebenen Menschen haben keine Wahl mehr. Die neue Form der Zeitarbeit wird auch nicht mißbraucht, der in dem Artikel beschriebene "Mißbrauch der Zeitarbeit" ist in den Gesetzen so angelegt und gewollt. Er ist ein Kampfinstrument der Besitzbürgerlichen.

  • A
    Anita

    Als Arbeitnehmer kann man es sich nicht raussuchen, ob man bei einer Zeitarbeitsfirma arbeitet oder nicht.

    Entweder Lohnsklaverei oder verhungern.

    Weil ALG2 gibbet nicht, wenn man sich weigert, in Leiharbeit zu gehen.

    Ich hab erlebt, dass die Festangestellten weniger motiviert waren, weniger gut und viel gearbeitet haben als die Leiharbeiter, weil die Leiharbeiter wussten, dass sie jederzeit weg vom Fenster sein koennen.

    Die Leiharbeiter haben mehr und besser gearbeitet, dafuer weniger Geld bekommen und ein hoeheres Risiko gehabt.

    Aber bei der Mitarbeiterbeteiligung haben die, die das hoechste Risiko getragen haben, das Wenigste bekommen.

    Es ist zum Schreien ungerecht.

  • F
    FAXENDICKE

    Dabei mag die aktuelle Zahl von derzeit rund 900.000 Leiharbeitern - bei rund 41 Millionen Erwerbstätigen insgesamt - nicht besonders hoch erscheinen.

    Jeder einzelne ist einer zuviel, selbst in regulären Arbeitsverhältnissen sind Dumpinglöhne mittlerweile schon die Regel. Schluss mit der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen.

    Diese verbrecherische und komplett ausbeuterische Leiharbeit wurde ja auch von dem Arbeiterverräter Schröder mittels SPD/Grüne und seinem Pit-Bull dem Wadenbeißer Clement (der heute noch satt an der Leiharbeit verdient) hochgejubelt und salonfähig gemacht. Dieses Instrument zur flächendeckenden Einführung von Dumpinglöhnen gehört in einer wirklichen Demokratie verboten.

    Würden auf den Arbeitsämtern keine lethargischen Beamte und Verwaltungsfachangestellte rumhängen sondern motivierte und

    arbeitswillige Mitarbeiter, die sich mit den Betrieben im ständigen Dialog befinden, so könnten auch die Arbeitsämter die Betriebe kurzfristig und flexibel mit Arbeitskräften aus allen Bereichen versorgen, natürlich zu den geltenden tariflichen Bedingungen. Denn, gleicher Lohn/Gehalt, sowie gleiche Bedingungen für gleiche Arbeit sollte ein unumstössliches Gesetz in einer wirklich gerechten Demokratie sein.

  • B
    BillyGunn

    Auch die Qualität der Arbeit der Leiharbeiter kann unter dem ungleichen Lohn leiden. Wer weiß, dass er schlechter bezahlt wird, obwohl er gleiche Arbeit tut und zusätzlich unter der Arbeitsplatzunsicherheit zu leiden hat, dessen Motivation zur Arbeit besteht nur aus Druck und Angst. Sind das die Arbeiter, die Arbeitgeber suchen?

     

    Ist sicherlich interessant zu beobachten, wenn ein Zeitarbeiter einer Sicherheitsfirma in eine kritische Situation kommt, bei der er eingreifen sollte. Der wird sich fragen: "Soll ich mich einsetzen, obwohl ich wie der letzte A**** behandelt werde?"

     

    Oder im pädagogischen Bereich. Kommt da mal ein schwieriges Kind, soll man sich voll für dieses einsetzen, obwohl auf dem Gehaltszettel steht: "Du bist mir egal" in €...?

  • H
    Hans

    Diese moderne Form von Ausbeutung ist nicht ungerecht, sondern auch eine Schädigung unserer Gesellschaft, weil diese Mini-Löhne manchmal sogar noch vom Jobcenter aufgestockt werden müssen.

     

    @Martin

    Vollkommen richtig, mit Miniaktionen wird das nicht unterbunden. In Frankreich kosten Mietkräfte per Gesetz mehr. Das senkt die Neigung, sich billige Leute ranzuholen.

     

    Solange Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände, Kirchen und lokale Organisation kein Bündnis schließen und sich wirklich deutlich und laut vernehmbar machen, wird nicht viel passieren. Bislang ist das Thema bei der SPD und den Grünen einfach noch nicht ausreichend verstanden worden. Nachhilfe kann nur von der Straße und der Urne kommen.

  • M
    Martin

    warum gleicher Lohn? 25% mehr für leiharbeiter wäre Marktwirtschaftlich gerecht, größers Risiko größere Ertrag....

  • N
    noevil

    Der durch Schröder und Clement seinerzeit angerichtete Flurschaden wird der SPD erst dann vom Arbeitnehmer verziehen werden können, wenn er durch entsprechende gesetzliche Gegenmaßnahmen behoben sein wird. Das weiß die gegenwärtige Regierung und deshalb bewegt sie sich auch nicht. Dass sehr viele Arbeitnehmer die Zeche für eine solche Politik zahlen, interessiert kaum. Aber für alles kommt die Stunde und dann kommt die Gegenrechnung für diese Politik ... auf dem Wahlschein.

  • CA
    Christian Alexander Tietgen

    Das ist ja alles nichts Neues.