piwik no script img

Dating-Simulator für MännerVirtuell präpariert

Zu schüchtern, um Frauen anzusprechen? Ein New Yorker Unternehmen verspricht Abhilfe per Virtual Reality. Aber nur für heterosexuelle Männer.

Das ist Fortschritt: Vielleicht lernt dieser junge Mann ja schon, wie er am besten Frauen anspricht Foto: dpa

Da ist es wieder, das Bild vom männlichen, testosterongetriebenen Jäger und seiner Beute, der passiven Frau, die es zu erobern gilt: Das New Yorker Unternehmen Cerevrum, das Virtual Reality- (kurz: VR-) Simulatoren entwickelt, will Männer lehren, wie sie in Windeseile die heißesten Bräute aufreißen können. Wohlgemerkt: nur Männer. Heterosexuelle Männer. Mit Defiziten beim Selbstwertgefühl.

Mithilfe von VR-Technologie werden dafür theoretische und praktische Übungen durchgespielt. Ein Werbevideo erklärt, wie’s geht: Mann setzt die Brille auf und begibt sich in eine Bar, einen Strand oder einen Park. Dort tummeln sich Frauen: attraktiv, langhaarig, minibekleidet.

Schon taucht vor dem virtuellen Auge das in Ego-Shootern gängige Fadenkreuz auf. „Choose your target“, steht darunter. Dann die Kommandos – erst Augenkontakt halten, dann wegschauen. Trainiert wird außerdem, angemessene Komplimente zu machen, gute Witze zu erzählen und die richtigen Fragen zu stellen.

Frau wird besser selbst zum Raubtier

Der virtuelle Coach namens „Magic Leone“ verspricht per Video, aus jedem Mann einen „unwiderstehlichen Meister der Fraueneroberung“ zu machen. Ohne einen Anflug von Nervosität – denn mann hat ja das alles doch schon x-mal durchgespielt. Magic rät sogar, an welchen „platonischen Zonen“ Berührungen angebracht sind.

Frau stelle sich nun mal vor, sie öffnete sich einem VR-trainierten Mann. Es läuft erst gut – doch zu Hause, wenn es ans Eingemachte geht, blickt sie in ein panikverzerrtes Gesicht. Denn der ursprünglich von Selbstzweifeln geplagte Mann hat zwar gelernt, sich seiner Beute zu nähern, doch was jetzt?

Er ist wie ein Jäger, der ratlos vor seinem frisch erlegten Reh steht und nicht weiß, wie er es ausnehmen soll. Da wird frau doch gleich selbst zum Raubtier und verteidigt ihre Integrität: Schluss mit dem passiven Beute-Schema!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!