piwik no script img

Datenaffäre in BerlinPolizei späht Liebig-Nachbarn aus

Die Polizei hat tagelang die Häuser rund ums Ex-Alternativhaus Liebigstraße 14 überwacht - mittels einer in einer Grundschule versteckter Kameras. Bezirkspolitiker sind empört.

An der Liebigstraße sind die Kameras verschwunden. Bild: AP

Dass die einst besetzte "Liebig 14" im Friedrichshain weiter im Visier von Linken und Polizei ist, war bekannt. Zuletzt aber hatten die Beamten einen besonderen Blick für das im Februar geräumte Haus: Sie überwachten tagelang mit versteckten Kameras umliegende Häuser - von einer öffentlichen Grundschule aus. Bis die taz nachhakte.

"Rein zufällig" habe man am Montag vier Kameras und einen Scheinwerfer in den Dachfenstern der benachbarten Justus-von-Liebig Grundschule entdeckt, erzählt ein Bewohner der Rigaer 94, eines alternativen Hausprojekts. Diese seien auf die Dächer des eigenen wie des Nachbarhauses gerichtet gewesen, "eindeutig" aber auch auf Wohnungen in den oberen Etagen. "Keine Ahnung, wie lange die Kameras da schon waren", so der Mann. Es sei "inakzeptabel", derart die Privatsphäre zu verletzen. "Hier werden alternative Lebensweisen mal wieder unter Generalverdacht gestellt."

Nach der Räumung der "Liebig 14" hatte es wiederholt Anschläge auf das Haus gegeben, das momentan grundsaniert wird. Steine und Farbflaschen flogen. Im Mai deckten Unbekannte Teile des Dachs ab, verwüsteten den Dachstuhl, sägten Balken an und beschädigten Heizungsrohre. Vor vier Wochen wurde auf dem Dach sogar Feuer gelegt.

Daraufhin plante die Polizei die Überwachungsmaßnahme von der benachbarten Justus-von-Liebig Grundschule aus. Laut Mitarbeitern des Bezirksschulamts ist die Polizei an sie herangetreten. Der Installation der Kameras wurde zugestimmt - solange keine Schüler oder Lehrer gefilmt würden. Als die taz am Donnerstag bei der Polizei nachfragt, die Wende: Die Kameras verschwinden. "Am Freitag waren sie plötzlich nicht mehr zu sehen", so der Anwohner.

Die Polizei räumt die Videoüberwachung ein. "Nach einer Reihe von schweren Straftaten und weil weitere Straftaten zu befürchten waren, wurde der Einsatz angeordnet", so Sprecher Frank Millert. "Die Erfassung von Wohnbereichen war ausgeschlossen." Es befinde sich keine Polizeikamera mehr auf einem Gebäude in der Liebigstraße.

Im Bezirk herrscht dennoch Empörung. Bürgermeister Franz Schulz (Grüne) bezeichnet die Maßnahme als "datenschutzproblematische Überwachung des öffentlichen Raumes". Er sei darüber nicht informiert worden.

Auch Bildungsstadträtin Monika Herrmann (Grüne) verneint eine Kenntnis. "Offenbar wurde die Polizeianfrage nicht bis zu mir durchgereicht." Dies aber wäre notwendig gewesen. "Natürlich ist der Fall ein Politikum. Die politische Leitung des Bezirks hätte von der Polizei informiert werden müssen." Auch wenn die Brandstiftungen an der Liebig 14 nicht zu rechtfertigen seien, dürfe man "nicht einfach so Kameras im öffentlichen Raum installieren".

Die Schule war wegen der Ferien nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Grünen-Abgeordnete Canan Bayram, Elternvertreterin an der Schule, bezeichnete die Vorgänge als "ungeheuerlichen Umgang mit unserer Schule" und "unerhörten Eingriff in Persönlichkeitsrechte". Sie werde bei Polizei und Innenverwaltung auf "volle Aufklärung drängen".

Auch in der Rigaer 94 sind noch Fragen offen. "Einfach abbauen reicht nicht", so der Bewohner. "Wir wollen wissen, was da wirklich auf Band ist."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

35 Kommentare

 / 
  • H
    hobo

    die innenverwaltung der schule hat in diesem falle überhaupt kein mitspracherecht, wenn diese überwachungsaktion vom senat gebilligt wurde. die schule gehört der stadt und wenn der senat und die polizei übereinkommen, dass da kameras aufgestellt werden, dann ist das so und da hat die schule ÜBERHAUPT nix mit zu tun! also von oben anfangen den dreck aufzuwühlen, soviel geistesgegenwart werdet ihr "alternativen" alleswisser ja wohl noch haben!!!

  • N
    Nachtrag

    "Was für ne intelligente Frage!"

     

    du hast es erfasst: ich bin dumm wie brot. und damit alles gute und ein schönes leben noch!

  • AN
    ausatmen nicht vergessen!

    @@

    "Das beginnt Spaß zu machen."

     

    weil du meinst, jetzt oberwasser zu haben? in widersprüchen müssen wir wohl oder übel doch alle leben, nicht? bist ja ein ganz lupenreiner ...

     

    zum letzten mal: AUSVERKAUF VON WOHNRAUM in der innenstadt heißt: ganze bevölkerungsanteile auf dauer aus dem innerstädtischen leben zu exkludieren, da sich dadurch der anteil der besserverdienenden erhöht, was zu einem generellen anstieg der mieten führt. darüber kann zumindest mal nachgedacht werden, unabhängig davon ob es sinnvoll ist durch gesetze den wohnungsmarkt zu regulieren. aber so wie du dich hier aufführst, scheinst du zur "wir bleiben gern unter uns"-liga zu gehören.

     

    armselig! wie auch dein versuch mir schuldgefühle einzureden, wegen fehlender haftpflicht. da trage ich ja ein stigma der amoral von dem ich bisher gar nix wusste. danke für den hinweis.

     

    deine selbstironiefreiheit spricht ja auch schon bände ("sicherheitsknast") - wenn du dich und dein leben in der metapher wiederfindest, kann ich da nix für - dein problem!

  • S
    @stadtkind

    Das beginnt Spaß zu machen. Du redest dich immer tiefer in Widersprüche.

     

    Redest von Zwang und vom perfekt aufgeräumten Sicherheitsknast und träumst gleichzeitig von einem Mechanismus/Gesetz/Behörde (?) die es Wohnungseigentümern verbietet, ihre Wohnungen in der City zu verkaufen. Alles klar!

     

    Du redest davon, Besitz abzulehnen und fragst, wie ich darauf komme, dass du nicht für die Millionenschäden aufkommen könntest, die bei Unfällen (besonders mit Personenschaden) passieren können? Was für ne intelligente Frage!

     

    Gesetzliche Pflicht zur Haftpflicht ist übrigens nicht ungewöhnlich. Zumindest beim Auto ist das ganz normal. Das ist auch gut so, quasi als Opferschutz vor Egoisten ohne Verantwortungsbewusstsein, die lieber auf Risiko gehen als ein paar Euro Versicherungsprämie zu zahlen. Leider können solche Schäden auch ohne Auto entstehen und da sieht das Opfer dann alt aus, wenn der Verursacher ein solcher Egoist war.

  • S
    stadtkind

    @stadtkind

     

    blödsinn. aber typisch deutsch. es geht überhaupt nicht darum, "irgendetwas durchzuziehen". jeder nach seiner eigenen verkniffenheit. aber du hast recht: die gesamte kaste der verantwortungsverweigerer, zu denen ich selbstredend dazu gehöre, sollte demnächst von den versicherungen dazu verdonnert werden, gefälligst ne haftpflichtversicherung abzuschließen! ei, wo kämma denn dohin, wenn jeder mochat, wos er wui-----

     

    kommt es zu unfällen, wie von dir beschrieben, heißt das noch lange nicht, dass deine versicherung auch zahlt. und woher weißt du eigentlich, ob und was ich zahlen könnte. du unterstellst mir bösen "drückeberger-willen" - mit welcher berechtigung eigentlich?

     

    träum schön weiter in deinem perfekt aufgeräumten sicherheitsknast. das wolltest du doch hören von mir, nicht wahr? da hast du dein futter für heute, und vergib mir meine schuld!

     

    amen.

     

    ps: ich hab nix gegen verkäufe von wohnungen und häusern - aber nicht in der city!!! angekommen?

  • S
    @stadtkind

    "20 war ich vor mehr als 20 jahren. und ich habe noch nich mal ne haftpflichtversicherung"

     

    da sieht man schön, wie naiv und egoistisch manche der angeblich so aufs gemeinwohl fixierten typen sind. dabei geht es ausschließlich ums ICH (meinen lebensstil durchziehen ohne rücksicht auf verluste)

    wenn ich z.b. mal als fußgänger oder radfahrer einen unfall verursachen sollte, bei dem menschen zu schaden kommen, vielleicht an den rollstuhl gefesselt werden, dann haben die einfach pech gehabt. bei mir gibts nichts zu holen. mein cooles leben beinhaltete nicht, irgendwas beiseite zu legen und haftpflicht war mir zu spießig.

  • S
    stadtkind

    mensch leute, es geht darum, dass menschen, die sich nix anschaffen können (weil abhängig von staatl. bezügen, rentnerInnen, alleinerziehende, studis, künstlerInnen etc) sukzessive aus den innerstädtischen bezirken gedrängt werden!!! dazu gibts ja auch gerade nen aktuellen artikel (der sich nur auf hartziv-empfängerInnen bezieht, betrifft aber sicher noch andere weniger solvente leute).

     

    und, lieber spießbürger, ich bin so vernagelt und mir treu geblieben - 20 war ich vor mehr als 20 jahren. und ich habe noch nich mal ne haftpflichtversicherung, und ich zahle miete und will nix besitzen, ja mei.

  • S
    spießbürger

    Wieso soll es hart sein, sich einzugestehen, spießbürgerlich zu sein?? Ist etwa der Mensch mit Bausparvertrag weniger wert als der im besetzten Haus? Das mag ja aus deinem jetzigen Blickwinkel so sein, ist aber nicht allgemeingültig und auch bei dir nur eine Zeitfrage. Mit zunehmenden Alter ändert sich die Sicht der Dinge. Unter 20 findest du es noch total abartig. Bis 30 merkst du, wie du langsam auch so wirst, willst es dir aber nicht eingestehen. Zwischen 30 und 40 findest du es dann ganz o.k., denkst aber noch wehmütig an die gute alte Zeit zurück. Mit 40 hast du dann ne Haftpflichtversicherung, bringst die Kiddies jeden Mittwoch zum Sportverein, ruhst voll in dir selbst und denkst mit einem Lächeln an die schrägen Ansichten und das alberne Mackergehabe aus der Jugend als du alles besser wusstest.

    Schau dir nur die Besetzerszene aus den 80ern an. Wer nicht mit Alk, Drogen oder sonstwas unter die Räder gekommen ist, ist heute ein grüner linker alternativer Spießer. Nicht wenige von denen sitzen heute in ihrer schicken aber natürlich alternativen Eigentumswohnung in Kreuzberg mit Kreutergärten aufm Balkon - vielleicht sogar irgendwo ne Hanfpflanze zwischen den Tomatensträuchern.

    Ohne dir Angst machen zu wollen, kann ich dir sagen, dass du auch mal so ein Spießbürger wirst früher oder später. Und es wird dir überhaupt nicht peinlich sein!

  • T
    Träumer

    Wenn vielleicht eines Tages mal diese erzkonservative Denke von MEIN Kiez und DEIN Kiez ausgestorben ist, werden vielleicht auch diejenigen, die für sich alternative Wohn/Lebensformen beanspruchen, die anderen "spießbürgerlichen" Lebensformen in ihrer Nachbarschaft respektieren ohne den eigenen Lebensentwurf wertend über alle anderen zu stellen und deswegen in anderen Lebensentwürfen ein Feindbild zu sehen, das es mit Farbe, Steinen und Feuer zu bekämpfen gilt.

     

    sorry, man wird ja mal träumen dürfen

  • S
    stadtkind

    @@stadtkind

    schade, dass du meinen beitrag so platt niedermähst. also linke mit nazis zu vergleichen, finde ich schon ziemlich schräg. was soll das denn? ja klar, du hast sicher recht: gespräche sind sinnlos, da hilft nur noch die polizei und das stoische ausharren im eigenheim bis die letzten alternativen wohnkulturen verschwunden sind. und natürlich SICHERT man sich SEINEN kiez am besten, indem man eigentum erwirbt, dann können andere, ärmere und leute, die eine andere auffassung vom leben in der stadt haben, eben zusehen wie sie land gewinnen. ist doch schön, so bleibt man unter sich.

     

    ja klar, ich meinte natürlich stadtteile wie hellersdorf und lichtenberg als ausweichquartiere...also auf eine so merkwürdige unterstellung gehe ich jetzt nicht näher ein.

     

    ich denke, es ging dir nur darum deinen way of living mit kläglichen mitteln zu verteidigen. es ist immer hart, sich eingestehen zu müssen, wie spießbürgerlich man doch schon tickt, das verstehe ich voll und ganz. insofern nehme ich deine kritik nicht persönlich. alles gute und weiterhin viel spaß mit deinem bausparvertrag!

  • S
    @stadtkind

    was für ne schräge logik!

     

    die leute, die mir das haus unterm ar... anzünden wollen, mal besuchen und nett darum bitten, das doch sein zu lassen. alles klar! dich möchte ich mal sehen, wenn in deiner gegend ein paar ekelige nazis einziehen würden, die dich terrorisieren. sicher würdest du dich auf eine tasse kaffee mit denen treffen, um euch mal richtig auszusprechen.

     

    und gentrifizierung keinen vorschub leisten, in dem du in einen aderen kiez ziehst, ist ja wohl die größte lachnummer. statt sich seinen wohnraum selbst zu schaffen (bau oder kauf) lieber dorthin gehen, wo man schön günstig mieten kann und damit nach und nach die dort verwurzelten - sozial schwächeren - bevölkerungsteile verdrängen. offensichtlich sind bisher nichtmal die anti-gentrifizierungs-genossen auf so eine schnapsidee gekommen. in hellersdorf jedenfalls will keiner von denen leben. die wollen alle in den bunten häusern im "schillernden kiez" leben.

  • Z
    zweifler

    @Sebastian

    Dieses Feuer kann eigentlich nur von Nazis gelegt worden sein. Linksradikale Gewalt richtet sich ausschließlich gegen Sachen oder Polizist_Innen. Niemals würden Aktionen durchgeführt, die das Leben von Menschen in Gefahr bringen.

  • JL
    Julian Leitermann

    Heute habe ich mir einmal die Örtlichkeit persönlich angesehen, um mir einen Eindruck von der dortigen Situation zu machen.

     

    Dabei wurde ich als normaler Passant auf der Straße von offensichtlich Angehörigen der alternativen Szene massiv angepöbelt. Und das nur, weil mein äußeres Erscheinungsbild nicht den Vorstellungen dieser Klientel entspricht.

     

    Von diesen Personen wird für sich selbst das Recht reklamiert, Wohnformen praktizieren zu können, die ihnen gefallen und sich nach ihren Vorstellungen zu kleiden. Alles vollkommen legitim.

     

    Das gleiche Recht wird aber anderen Menschen, die eben andere Vorstellungen für sich haben, von dieser Personengruppe abgesprochen.

     

    Häuser, die sich in der Nähe der von den Alternativwohnlern bewohnten befinden und nicht deren Vorstellungen entsprechen, werden dort mit Farbbeuteln beworfen und teilweise sogar angezündet. Dabei wird offensichtlich billigend in Kauf genommen, dass andere Menschen zu Schaden oder sogar ums Leben kommen.

     

    Bei dieser Personengruppe handelt es sich offensichtlich nicht um Menschen, die zu Recht für sich einfordern, so leben zu können, wie sie es gerne möchten, sondern um Kriminelle, die von anderen Menschen fordern, dass sie sich ihren Vorstellungen anpassen sollen.

     

    Dieser Personenkreis ist nicht unterstützenswert, und die Polizei tut gut daran, diesen per Video zu überwachen und die Öffentlichkeit damit vor deren Straftaten zu schützen.

     

    Eine Videoüberwachung von außen in Wohnungen hinein ist allerdings zu Recht per Gesetz verboten. Aufgeklärt werden muss daher, ob die Polizei dies hier praktiziert hat.

  • S
    stadtkind

    @Sebastian

    wenn mir soetwas passiert wäre, hätte ich den versuch unternommen direkt, ohne umwege mit den bewohnerInnen "von gegenüber" kontakt aufzunehmen, um mit ihnen ins gespräch zu kommen. ich hätte keinen bock auf polizeischutz, damit ich in meiner (eigentums-)wohnung weiterhin ungefährdet leben und ruhig schlafen kann. die lebensqualität vermindert sich dadurch nicht unwesentlich - jedenfalls nach meinem dafürhalten. ist ja eine ziemlich widersprüchliche situation so als linkeR ...

     

    letztendlich ist es doch so: ja, eine eigentumswohnung spart miete. jedoch ist sie nur für diejenigen zu haben, die einen bonitätsnachweis erbringen können. ich verstehe nicht, wie man als (ehemals?) linker der gentrifizierung aus rein egoistischen gründen (miete sparen indem mittel- oder langfristig besitz erworben wird) vorschub leisten kann. ich wäre so konsequent und würde mir einen anderen kiez wählen. aber es wollen ja die meisten immer alles gleichzeitig haben. ein bequem-saturiertes leben und wohnen, unbedingt in einem schillernden kiez (wo man ja vllt auch schon verwurzelt ist). den wunsch kann ich verstehen. jedoch die konsequenzen des eigenen handelns (verdrängung ganzer - sozial schwacher - bevölkerungsanteile) werden dabei nicht bedacht. dafür habe ich null verständnis. für das anzünden von häusern allerdings auch nicht.

  • S
    Sebastian

    Ich habe durchaus selbst Sympathien für die Liebig 14. Ich verstehe die Wut der Ex-Bewohner des Hauses, die man mit höchst unfairen Mitteln einfach so vertrieben hat. Ich bin der Meinung, dass die Stadt sich mit ihrer Nichtunterstützung nicht mit Ruhm bekleckert hat.

     

    Meine Sympathie wurde allerdings weniger, als Sympathisanten der L14 bei einem Freund von mir, der gegenüber wohnt, das Haus angezündet haben. Der "Grund": Das Haus besteht aus Eigentumswohnungen. Ironischerweise kauft man sich sowas, um Miete zu sparen. Oft auf Pump.

     

    Grund genug für die Liebig14-Sympathisanten, in dem Haus Rohre und Dachbalken anzusägen, und im Hinterhof Mülltonnen und letztlich sogar das Haus selbst anzuzünden. Ein nächtlicher Brand kann Menschenleben kosten. Ich verstehe nicht, wie man das als Linker in Kauf nehmen kann, und ich verstehe nicht, wieso sich die Szene von sowas nicht eindeutig distanziert.

     

    Klar haben sich die Bewohner des angezündeten Hauses an die Polizei gewandt. Was sollen sie denn machen, etwa freiwillig im Schlaf an einer Rauchvergiftung sterben? Klar überwacht die Polizei nun die Nachbarschaft, unter anderem auch, damit beim nächsten Brand die Feuerwehr da ist, BEVOR jemand stirbt. Ich bin selbst gegen Überwachung und auf den Freiheit-statt-Angst-Demos mitgelaufen etc., aber ich wüsste gerade nicht, wie man die Bewohner des vermutlich bald wiede angezündeten Hauses sonst schützen soll.

     

    Wenn Euer Haus angezündet würde, was würdet ihr sagen, wenn die Polizei dann einfach nichts machen würde? Was sollte die Polizei Eurer Meinung nach in so einer Situation tun? Konstruktive Vorschläge?

  • SJ
    seit jahren

    Budapester Straße 1, auf dem haus der berlinhyp, 4 kameras seit x jahren auf die koreanische botschaft gerichtet

  • P
    pablo

    "...auf den Häusern sind keine Kameras mehr...." dafür jetzt innen;o]

  • J
    jhw

    Das Argument, dass die Polizei die Filmaufnahmen nur wegen der Verbrechenspraevention und der Verbrechensaufklaerung gemacht haette, waere nur dann glaubwuerdig, wenn die Polizei dafuer nicht ausserhalb des Gesetzes operieren wuerde. Tut sie aber. Flaechendeckende Ueberwachung von Buergern? Verbrechensaufklaerung durch Rechtsbruch? Wollen wir Folter legalisieren? "Davon haben wir nichts gewusst!" "Wir haben nur unseren Job getan!" "Machen wir doch nur zum Schutz..." - Diese Heuchelei und gespielte Unwissenheit der oeffentlichen Stellen ist furchtbar. Hat in Deutschland aber eine gewisse Tradition.

  • SS
    stefan seither

    Man kann diesem Staat auch nur mißtrauen.

  • A
    alcibiades

    Die Berliner Polizei, ein Spanner-Paradies.

  • A
    Annelies

    Das ist der Punkt. Ich zitiere: "Hier werden alternative Lebensweisen mal wieder unter Generalverdacht gestellt." - Ich frage mich daher, inwieweit eine freie, unabhängige und soziale Demokratie "alternative Lebensweisen" respektiert, akzeptiert und verkraftet? Haben die Bürgerinnen und Bürger kein mehr Recht darauf, ihre Lebensweise so frei und anders zu gestalten wie sie es möchten und sich dabei wohl fühlen? Das bedeutet keineswegs "gesetzesfreier Raum" und ist es auch nicht, wenn Kosten für Wasser, Strom, Müllabfuhr etc. über einen abgeschlossenen gültigen Mietvertrag mit ausgehandelter Hausordnung bezahlt werden.

     

    Ich persönlich möchte auch nicht in einem Abrißhaus oder in einem wackligen Wohnwagen wohnen. Wäre mir mit meiner bürgerlichen Gesinnung viel zu unkomfortabel, "unschön", nicht nach meinem Geschmack. Aber wenn Menschen diese "andere" Lebensform nicht schlimm finden, warum denn nicht?

     

    Soviel Freiheit muß gewährleistet sein und ist durch das Grundgesetz auch gewährleistet.

     

    Will die Politik und Wirtschaft etwa zunehmend den "genormten" Menschen? Mit Reihenhaus? Mit akurat gepflegter Gartenanlage? Eventuell mit Schrebergarten? Einem schicken "Loft", einem schicken Appartement oder was? Soll das die "Norm" sein und zukünftig werden?

     

    Okay, liebe Journalistinnen und Journalisten, Sie können sicherlich viel besser ausdrücken, was ich meine mit dem "genormten" Menschen.

  • A
    Annelies

    Das ist der Punkt. Ich zitiere: "Hier werden alternative Lebensweisen mal wieder unter Generalverdacht gestellt." - Ich frage mich daher, inwieweit eine freie, unabhängige und soziale Demokratie "alternative Lebensweisen" respektiert, akzeptiert und verkraftet? Haben die Bürgerinnen und Bürger kein mehr Recht darauf, ihre Lebensweise so frei und anders zu gestalten wie sie es möchten und sich dabei wohl fühlen? Das bedeutet keineswegs "gesetzesfreier Raum" und ist es auch nicht, wenn Kosten für Wasser, Strom, Müllabfuhr etc. über einen abgeschlossenen gültigen Mietvertrag mit ausgehandelter Hausordnung bezahlt werden.

     

    Ich persönlich möchte auch nicht in einem Abrißhaus oder in einem wackligen Wohnwagen wohnen. Wäre mir mit meiner bürgerlichen Gesinnung viel zu unkomfortabel, "unschön", nicht nach meinem Geschmack. Aber wenn Menschen diese "andere" Lebensform nicht schlimm finden, warum denn nicht?

     

    Soviel Freiheit muß gewährleistet sein und ist durch das Grundgesetz auch gewährleistet.

     

    Will die Politik und Wirtschaft etwa zunehmend den "genormten" Menschen? Mit Reihenhaus? Mit akurat gepflegter Gartenanlage? Eventuell mit Schrebergarten? Einem schicken "Loft", einem schicken Appartement oder was? Soll das die "Norm" sein und zukünftig werden?

     

    Okay, liebe Journalistinnen und Journalisten, Sie können sicherlich viel besser ausdrücken, was ich meine mit dem "genormten" Menschen.

  • V
    vantast

    Die behördliche Paranoia ist schon erschreckend. Die maßgebenden Leute gehören auf die Couch eines Therapeuten und nicht in den öffentlichen Dienst, wo sie unschuldige Menschen gefährden können. Wenn man sie anklagte, kämen sie leider mit dem Attest einer seelischen Überlastung durch nächtelange Spannerei davon.

  • V
    Volksverdummung

    .

    Mir scheint, HIER WERDEN FEINDBILDER GEPFLEGT!

    (Nachlassverwaltung des Herrn Lummer...)

     

    Warum sind die "überwachenden Stellen" nicht willens, oder in der Lage, den Anwohnern ("Betroffenen"?) die VIDEOAUFNAHMEN vorzuführen? Es geht um AKZEPTANZ!

    Wenn die Bürger nicht zu überzeugen sind, dann machen die "techniklastigen" Kontrollen keinen Sinn - d.h., sie erzeugen mehr Probleme, als Sie lösen.

    .

    2. Textzitat: "Rein zufällig" habe man....vier Kameras und einen Scheinwerfer in den Dachfenstern der benachbarten Justus-von-Liebig Grundschule entdeckt...

    (Frage: wozu braucht man zum Filmen einen Scheinwerfer?)

    .

    2.a. Moment mal. Es ist doch ein Unterschied, ob man "öffentliche Räume" ins Blaue hinein überwacht, oder aufgrund einer begründeten "Gefährdungslage"! Falls die im Artikel berichteten Anschläge auf das betreffende Haus stimmen, wäre es doch geradezu grob fahrlässig, untätig zu bleiben.

    .

    2.b. Die Sorgen von Anwohnern vor unbefugter Überwachung der Privatsphäre sind allerdings ebenfalls begründet. Wer mit (mindestens) vier Kameras operiert, wird mehr als nur einen Hauseingang überwachen wollen...

    .

    3. Klartext: Die Zerstörung eines Hauses KANN NICHT legitim sein. Warum sträuben sich dann die Anwohner? Das ist doch die KERNFRAGE, die der Artikel NICHT BEANTWORTET oder PROBLEMATISIERT!

    .

    HESSE

    .

  • V
    Volksverdummung

    .

    Mir scheint, HIER WERDEN FEINDBILDER GEPFLEGT!

    (Nachlassverwaltung des Herrn Lummer...)

     

    Warum sind die "überwachenden Stellen" nicht willens, oder in der Lage, den Anwohnern ("Betroffenen"?) die VIDEOAUFNAHMEN vorzuführen? Es geht um AKZEPTANZ!

    Wenn die Bürger nicht zu überzeugen sind, dann machen die "techniklastigen" Kontrollen keinen Sinn - d.h., sie erzeugen mehr Probleme, als Sie lösen.

    .

    2. Textzitat: "Rein zufällig" habe man....vier Kameras und einen Scheinwerfer in den Dachfenstern der benachbarten Justus-von-Liebig Grundschule entdeckt...

    (Frage: wozu braucht man zum Filmen einen Scheinwerfer?)

    .

    2.a. Moment mal. Es ist doch ein Unterschied, ob man "öffentliche Räume" ins Blaue hinein überwacht, oder aufgrund einer begründeten "Gefährdungslage"! Falls die im Artikel berichteten Anschläge auf das betreffende Haus stimmen, wäre es doch geradezu grob fahrlässig, untätig zu bleiben.

    .

    2.b. Die Sorgen von Anwohnern vor unbefugter Überwachung der Privatsphäre sind allerdings ebenfalls begründet. Wer mit (mindestens) vier Kameras operiert, wird mehr als nur einen Hauseingang überwachen wollen...

    .

    3. Klartext: Die Zerstörung eines Hauses KANN NICHT legitim sein. Warum sträuben sich dann die Anwohner? Das ist doch die KERNFRAGE, die der Artikel NICHT BEANTWORTET oder PROBLEMATISIERT!

    .

    HESSE

    .

  • EG
    emm geh

    Zitat: Es sei "inakzeptabel", derart die Privatsphäre zu verletzen. "Hier werden alternative Lebensweisen mal wieder unter Generalverdacht gestellt."

     

    Das kann doch so nicht wirklich gemeint sein. Die Polizei stellt doch nicht alternative Lebensweisen unter Generalverdacht. Es handelt sich vielmehr um den Versuch der Aufklärung und Prävention schwerer oder fortgesetzter Straftaten. Denn fraglich scheint doch, wie die Häuser um die Rigaer 94 ständig neuen Angriffen ausgesetzt sind. Wie kommen die Straftäter auf das Dach? Soweit ich das glaube, ist den Bullen doch wurscht wie die Leute in ihren Wohnungen leben... aber warum sind die Häuser gegenüber ständig Farbbeutel- und Steinwurfangriffen ausgesetzt?

    Warum wird der Dachstuhl der Liebig 14 angebrannt und angesägt? Ist das alternativ?????

  • H
    HJB

    " Auch in der Rigaer 94 sind noch Fragen offen. Bewohner. "Wir wollen wissen, was da wirklich auf Band ist."

     

    Wollen sie das wirklich Wissen, es sind Verbrecher drauf die andere Wohnungen unter Wasser setzen, und Häuser anzünden !

  • G
    Gehtdichnixan!

    Mittels einer in einer Grundschule versteckter Kameras? Wo lernt ihr deutsch?

  • G
    Gehtdichnixan!

    Mittels einer in einer Grundschule versteckter Kameras? Wo lernt ihr deutsch?

  • EA
    Egozentrische Abgeordnete

    Ah ja, wenn's um's Eigene geht, dann wird die Abg. munter.

    Als ich mich in einer Sache, die den Gesundheits- und Sozialdatenschutz VON MIR betraf, hat sich die Abg. zu keiner Zeit bei mir gemeldet.

    Geholfen hat mir die Abg., um deren egoistisch gefärbtes Wohl und Wehe es geht, zu keiner Zeit. Soweit zu den Grüns, die eben sich an FDP-SPD-CDU-CSU-Gebahren angepasst haben.

    Auf solche Abgeordnete, wie die Grüne hier in der Veröff. der taz, kann ich gern verzichten. Sollen die lieber richtig arbeiten, in einem schweren Beruf, damit die mal wissen, wie Arbeiten überhaupt geht.

    Ich habe den Eindruck, dass Abgeordnete vom Arbeiten reden, wie der Nichtmediziner vom Operieren. Daher auch die gelebte Nichtahnung von Abgeordneten - für monatlich hohe Bezahlung aus der Kasse der Allgemeinheit.

  • VI
    Verantwortliche im Schulamt!

    Die taz sollte bitte nochmal bei diesen

    "Mitarbeitern des Bezirksschulamts" nachhaken!

     

    Wie kann es sein, dass ein Schulamt und deren rückgratlose Lemming-Mitarbeiter sich bereitwillig der Schnüffelei der Polizei unterwerfen und sich somit bei illegalen Handlungen mitschulig machen.

     

    Diese hirnlosen Undemokraten Im Schulamt, sollten mal einen Grundkurs in Bürgerrechte spendiert bekommen. Wenn das keine personellen Konsequenzen nach sich zieht, sehe ich eine schöne neue Welt auf uns zukommen, bei der demnächst jede Schule und jeder Kindergarten einen Polizeispitzel und Blockwart stellt um Bürger rund um die Uhr zu überwachen.

  • JL
    Julian Leitermann

    Die Überwachung des öffentlichen Raumes mit Videokameras ist durchaus nicht unüblich. Ich erinnere an die Überwachung öffentlicher Straßen, Plätze, Straßen-, S- und U-Bahnen sowie auch von Gebäuden per Kamera. Ziel ist es hier, Straftaten einzuschränken bzw. deren Aufklärung zu erleichtern.

    Eine Observation privater Wohnräume per Kamera von außen ist jedoch per Gesetz verboten. Sollte die Polizei dies in der Liebigstraße getan haben, so wäre das tatsächlich ein Skandal. Des Weiteren ist zu prüfen, ob das Bezirksschulamt verpflichtet gewesen wäre, die Bezirksschulstadträtin über diese Maßnahme zu informieren. Ich denke, das hätte geschehen müssen, schließlich ist diese für alle im Bezirk befindlichen Schulgebäude verantwortlich. Auch wenn man der Hausbesetzerszene kritisch gegenübersteht - so wie ich -, so kann doch nicht hingenommen werden, dass hier eventuell durch die Polizei ein Verstoß gegen geltendes Recht erfolgt ist. Aufklärung ist dringend nötig.

  • C
    cmpl

    Kann doch garnicht angehen! Deutschland wird zum totalen Überwachungsstatt...

  • C
    cmpl

    Kann doch garnicht angehen! Deutschland wird zum totalen Überwachungsstatt...

  • NU
    Na und?

    Sos, die pööse polizei "späht aus". Echt böse, grundlos und nicht im Sinne der Gesetze. Sie sollte lieber Liebig 14, den Weltkommunismus und natürlich Häuserbesetzung der linksextremen Szene unterstützen. Ich habe mit einigen Leuten des ehemaligen Liebig14 gesprochen. Selten so viel hirnlosen Humbuk gehört. Selbstgerechtigkeit zum Abwinken und allerlei Ausreden um nicht arbeiten sonmdern sich lieber aushalten lassen. Das nenne ich Ausbeutung und es hat rein gar nichts mit alternativem Lebensstil zu tun. Wenn dann Brandstiftungen hinzukommen, dann soll die Exekutive einer Demokratie tätig werden. Hätten wir mehr Demokratie, dann wäre es leicht solchen Typen zu zeigen was sie sich nicht herausnehmen dürfen. Wer sich danebenbenimmt und die Miete nicht zahlt fliegt aus jeder WG raus. Das ist den Liebigern auch passiert und das ist auch gut so. Warum die Taz immer noch die bööööösen Bullen sieht führe ich auf langsame Vergreisung zurück. Der Nachwuchs scheint da genau im Sinne der Altherren/damenruige zu schreiben.