Daten-Skandal: Postbank nutzte Kontobewegungen

Finanzberater bei der Postbank sollen Einblick in Kontobewegungen ihrer Kunden gehabt haben, deckte das Magazin "Finanztest" auf. Das ist illegal. Die Postbank bemüht sich um Schadensbegrenzung.

Zugriff auf die Kontobewegungen - das ist bei der Postbank passiert. Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN ap | Der Umgang der Postbank mit den Daten ihrer Kunden ist auf die Kritik von Datenschützern gestoßen. Die Bank bestätigte am Montag einen Bericht der Zeitschrift "Finanztest", wonach Finanzberater Einblick in Kontobewegungen haben. "Das ist sicherlich hochproblematisch", sagte die Sprecherin der nordrhein-westfälischen Datenschutzbehörde, Bettina Gayk, am Montag.

Postbank-Sprecher Joachim Strunk räumte ein, dass Finanzberater des Konzerns regional begrenzt auf Kontodaten zugreifen können und dabei nicht nur das Guthaben, sondern auch die einzelnen Abbuchungen und Überweisungen sehen können. "Finanztest" hatte diese Praxis zuvor offengelegt. Der Redaktion seien zahlreiche Kontoauszüge von Prominenten zugespielt worden, berichtete die Zeitschrift, die zur Stiftung Warentest gehört.

Postbank-Sprecher Strunk sagte, wenn Mitarbeiter die Daten weitergegeben hätten, handele es sich um einen Regelverstoß einzelner "schwarzer Schafe", der strafrechtlich verfolgt werden müsse. "Ich will das nicht verniedlichen oder verharmlosen."

Datenschutzbehörde sind mehrere Beschwerden bekannt

Nach Angaben der Datenschutzbehörde ist es unzulässig, wenn Finanzberater ohne ausdrückliche Zustimmung Kontobewegungen von Kunden zu Beratungszwecken einsehen können. Die Behörde habe grundsätzlich die Möglichkeit, gegen eine solche Praxis mit Verboten und Bußgeldern vorzugehen. Wegen mehrerer Kundenbeschwerden gegen die Postbank habe die Behörde für Mitte November einen Termin mit der Bank vereinbart. Dies sei bereits vor dem Magazinbericht geschehen. Derzeit sei keine schnelle Aktion gegen die Bank geplant.

Postbank-Sprecher Rüdiger Grimmert sagte, der Datenschutzbeauftragte der Bank halte es für unbedenklich, wenn Finanzberater Einblick in Kontobewegungen nehmen könnten, solange dies anlassbezogen erfolge. Zu den offensichtlich abweichenden Ansichten zwischen der Behörde und der Bank sagte Grimmert: "Da müssen sich sicher die Datenschützer noch mal auseinandersetzen."

Postbank-Sprecher: Keine Anweisung der Konzernspitze

"Finanztest" berichtete zudem, den Postbank-Finanzberatern werde vorgegeben, die Konto-Informationen zwar zu nutzen, im Kundengespräch ihr Wissen aber geheim zu halten. Postbank-Sprecher Strunk widersprach dieser Darstellung. Es gebe keine Weisung der Konzernspitze, so vorzugehen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass einzelne Mitarbeiter auf regionaler Ebene dies täten.

Bisher habe die Bank "die technischen Vorkehrungen getroffen, die man treffen kann", sagte Bank-Sprecher Grimmert. Strunk fügte hinzu, jede Abfrage von Daten müsse begründet werden. Allerdings sei es technisch möglich, dass Finanzberater ihre Möglichkeiten missbrauchten.

Gayk von der Datenschutzbehörde warnte Bankkunden davor, der Auswertung einzelner Buchungsvorgänge zuzustimmen. "Kontobewegungen im Bankverkehr auszuwerten, ist extrem heikel", sagte sie. Daraus lasse sich ein sehr detailreiches Profil eines Kunden erstellen.

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