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Das war die Woche in Berlin IWenn die SPD zum Hörer greift

Eigentlich will Michael Müller mit den landeseigenen Wohnungen gegen Gentrifizierung vorgehen. Doch das klappt nicht immer wie gewünscht.

Würde wohl am liebsten selbst ein paar Wohnungen bauen: Michael Müller auf einer Kinderbaustelle Foto: dpa

Einige in der SPD werden gerade nervös. Berlin wächst, die Mieten steigen, und für viele ist die Angst um den Verlust der eigenen Wohnung auch ein Grund, das Kreuz am 18. September bewusst einzusetzen. Das ist eigentlich gut für eine SPD, die sich als Mieterpartei versteht und in den vergangenen Jahren – wenn auch mit der ihr eigenen Schneckenhaftigkeit – zahlreiche Gesetze und Verordnungen gegen den Irrsinn auf dem Wohnungsmarkt verabschiedet hat.

Ausgerechnet in diesem Moment aber zeigt sich, dass die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften – sozusagen das Tafelsilber sozialdemokratischer Wohnungspolitik – weniger an die SPD denken als vielmehr an sich selbst. Am Montag hat die taz bekannt gemacht, dass die Gewobag im Haus Raumerstraße 9 in Prenzlauer Berg eine energetische Sanierung zum Anlass nimmt, die Mieten zu verdoppeln. Und Mitte der Woche wurde bekannt, dass neben der Gewobag auch die Gesobau und die Degewo – beide ebenfalls im Besitz des Landes – zahlreiche Kandidaten für die Wahl zu Mieterräten abgelehnt haben. Linke und Grüne befürchten, dass damit Kritiker mundtot gemacht werden sollen.

Dass am Tag, nachdem sich betroffene Mieter in der taz über eine Modernisierung beschweren, der zuständige Staatssekretär zum Telefonhörer greift und den Vorstand der Gewobag zum Einlenken zwingt, ist ungewöhnlich. Aber es ist eben auch Wahlkampfzeit, und nichts kann sich die SPD derzeit weniger leisten als Schlagzeilen, die nahelegen, dass sie die landeseigenen Gesellschaften nicht im Griff hat. Mit dem Ziel 400.000 landeseigener Wohnungen will Michael Müller am 18. September punkten.

Aber was, wenn sich deren Vermieter kaum anders verhalten als private Eigentümer?

Der Senat hätte die Gelegenheit gehabt, Gewobag und Co stärker an die Leine zu nehmen. Doch mehr als eine Härtefallregelung ist im Wohnraumversorgungsgesetz vom Januar nicht herausgekommen. Mietpreistreibende Modernisierungen sind weiter erlaubt. Gut also, dass Grüne und Linke als potenzielle Koalitionspartner der SPD nun fordern, das Gesetz nachzubessern. Auch wenn das erst nach der Wahl sein wird und der Staatssekretär dann eher keine Lust mehr hat zu telefonieren.

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1 Kommentar

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  • Schön, - aber auch einfach, mit der SPD kritisch ins Gericht zu gehen. Und wir lesen, mit den zukünftigen Partnern wird alles besser:

    „Gut also, dass Grüne und Linke als potenzielle Koalitionspartner der SPD nun fordern, das Gesetz nachzubessern.“

     

    Doch SPD und Linke haben zusammen den Wohnungsbaubestand an Spekulanten verramscht und die Wohnungsbaugesellschaften zum profitorientierten Wirtschaften gezwungen haben.

    Die Grünen ihrerseits waren so glücklich darüber, dass energetische Sanierung endlich gegen die sturen Mieter durchgesetzt werden kann, dass sie zugelassen haben, dass eine Verdopplung der Miete nach der Sanierung überhaupt möglich geworden ist. Fakt ist, dass die Energetische Sanierung inzwischen das Einfallstor für Mieterhöhungen und Verdrängung sind.

     

    Da müssen sich wohl alle zukünftigen Koalitionspartner mit ihren Leichen im Keller befassen. Hoffentlich gibt es dann noch eine linke Opposition im Abgeordnetenhaus wie die Piraten, die sie daran erinnert.