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Das schwule Berlin hat sich verändert„Eine andere Wahrnehmung der Welt“

Björn Koll ist Cineast und Chronist. Der Geschäftsführer von „Salzgeber“ über Lüneburg und Berlin, queere Filme, die Aidskrise und Manfred Salzgeber.

Foto: Anja Weber
Jan Feddersen
Interview von Jan Feddersen

taz: Björn Koll, aller Anfang ist ein Praktikum, oder?

Björn Koll: Ganz genau. Der Klassiker sozusagen. Ich kam 1987 zum Studium nach Berlin …

… Westberlin …

… wie man damals noch sagte. Und Studieren hieß, mit 150 Studierenden in einem Seminarraum für 20 Personen einen Western von VHS-Kassette auf einem Röhrenfernseher zu schauen, um dann über die dreiminütige Eingangssequenz und die grandiose Kameraführung zu schwadronieren, die das Pferd und den Reiter schon ganz in der Ferne entdeckte. Das Studium hab ich nie abgeschlossen, denn alles, was ich bei Manfred Salzgeber, den ich über einen Zufall kennengelernt hatte, als Praktikant lernte, war viel spannender und auch ein bisschen fundierter.

Im Interview: Björn Koll

Der Mensch Geboren 1968 in Kiel, aufgewachsen in Lüneburg; erwachsen geworden ist Björn Koll in Westberlin. Er lebt in Berlin und Brandenburg und ist Kopf (und seit 1994 Geschäftsführer) von „Salzgeber“, einem Filmverleih in Berlin mit Sitz in Kreuzberg, spezialisiert besonders auf queere Genres. In dem Unternehmen haben verschiedene schwule Buchverlage Herberge gefunden, etwa „Albino“ und „Männerschwarm“ – sie wären sonst vom Markt verschwunden.

Die Firma „Salzgeber“ ist der Familienname von Manfred Salzgeber, er war bis zu seinem Tod an den Folgen seiner Aidserkrankung am 12. August 1994 der Erfinder, Kopf und Promotor des schwulen Filmverleihs mit besonderem Profil: (Schwule) Filme gegen das gesellschaftliche Schweigen in Sachen Aids. Salzgeber, 1943 in Łódź geboren, ärgerte Anfang der 1980er, dass der berührende US-Film „Buddies“ zum Thema Aids keinen deutschen Verleih fand. So gründete er seine Firma.

Der Welt-Aids-Tag Seit 1988 ist alljährlich am 1. Dezember der Tag, an dem an die an Aids Gestorbenen und Erkrankten erinnert wird. Damals gab es – anders als heute – noch keine Medikamente, um das immun­systemschwächende Virus wenigstens in Schach zu halten. Dass es am Dienstag in Berlin öffentliche Aktionen geben wird, ist möglich, aber aktuell wegen der Coronapandemie unwahrscheinlich. (jaf))

Wie war Berlin – um es vielleicht mal Jüngeren zu erläutern?

Wohnungsnot hatten wir schon Ende der Achtziger. Ich ergatterte dann über irgendeinem Jaguar fahrenden Makler unter Vorspiegelung falscher Tatsachen eine Wohnung in Charlottenburg, immerhin mit Innentoilette, fließend kaltem Wasser und Ofenheizung. Sonst stank die Stadt im Winter unerträglich durch die Braunkohlebriketts, die wir alle verfeuerten. Und es war immer kalt, weil ich das mit dem Kohleofen natürlich nicht organisiert kriegte. Immer wenn ich das Haus verließ, wurde es gerade warm, wenn ich wiederkam, war es eiskalt. Ganz normale Westberlin-Erinnerungen, die Millionen von Menschen in ähnlicher Form haben.

Und das Lebensgefühl?

Man war jung, das war toll, das war supertoll, ganz großartig. Und wir haben uns unsere Freiheiten genommen und für diese Freiheiten – wie jede Generation – gekämpft. Und damit war Berlin natürlich die geilste Stadt der Welt.

Sie kamen aus dem behaglichen Lüneburg?

Und da wollte ich natürlich nie wieder zurück. Das war ausgeschlossen. Berlin war die einzige Stadt in Deutschland, wo ich mir ansatzweise vorstellen konnte zu leben. Wegen der Freiheiten und der vielen Abenteuer.

Vermissen Sie manchmal diese gewisse Unaufgeräumtheit von Westberlin?

Westberlin war nicht unbedingt unaufgeräumt, sondern einfach auch spießig, wenn ich so an Steckschlüssel, keifende Blockwarte, die Berliner Witwen oder an ein Pu­blikum in der Deutschen Oper denke.

Erinnern Sie sich an den Tag der Maueröffnung, den 9. November 1989?

Jeder Berliner erinnert sich an diesen Tag. Ich war in einem Schneideraum im Westend, und die Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek, die nebenan Synchron machte, klopfte: Jungs, ihr habt doch ein Radio – sagt mal: Was ist denn da los? So fuhren Benjamin und ich zum Brandenburger Tor und sammelten vorher noch eine Freundin ein. Dann rauf auf die Mauer, die an der Stelle ganz breit war. Ein unglaublich schöner und sehr visueller Moment, wie sich die Postenkette, die mit verschränkten Armen und unbewaffnet direkt vor dem Tor stand, in der Mitte teilte und den Weg frei machte. Fernsehballett sozusagen. Wir haben die Einladung angenommen, sind runtergesprungen und durchs Tor gelaufen.

Durch ein Meer freudiger Ostberliner?

Ach was, kein einziger Mensch war Unter den Linden. War ja auch klar, die Ostberliner hatten ihre eigenen Übergänge. Wir versuchten noch, im Operncafé etwas zu trinken zu bekommen, aber das wurde uns vom zickigen Personal verwehrt, und dann sind wir weiter bis zum Alex und wieder zurückmarschiert.

Abenteuerspielplatz Westberlin …

… na, eher Abenteuerspielplatz Ostberlin. Nach Stationen in der Motzstraße und dem absoluten Tiefpunkt in der Steglitzer Schloßstraße sind wir ja mit dem Büro in die Friedrichstraße am Oranienburger Tor gezogen. Ich hatte mir da schon privat eine Wohnung saniert, und außer dem „Obst und Gemüse“ gab es genau gar nichts. Und irgendeine Berlinale-Party haben wir dann mal im „Eimer“ veranstaltet und alle waren von so viel Trümmern und Underground ganz beseelt.

Wie hat sich das schwule Berlin verändert?

Ich gehöre zu der Generation, für die das SchwuZ an der Hasenheide, das Café Anal, die Turbine und später dann das Ostgut die selbstverständlichen Orte waren. Manfred ist ja auch sehr gerne um die Häuser gezogen, und spätestens so um drei Uhr nachmittags hab ich ihn dann doch mal mit einem Tee aus dem Bett geworfen. Da begann dann sozusagen meine zweite Schicht, und wir zogen irgendwann in die Büros der Berlinale, um dort nach Büroschluss teure Ferngespräche in die USA zu führen oder illegal den Fotokopierer zu quälen. Gestaltung über Computer war damals noch in den Kinderschuhen und Prittstift und Schere bzw. die Fotokopie das Medium, mit dem wir unsere Filme bewarben. Um Mitternacht gingen wir dann wieder getrennte Wege und ich manchmal durchaus von der Kneipe direkt ins Büro. Man war halt jung, alles war easy.

Björn Koll sagt: „Angst vor dem möglichen Scheitern gab es nie“ Foto: Anja Weber

Was hat der Mauerfall, die Öffnung der DDR für euch als Filmverleiher bedeutet?

Die Menschen im Osten waren unglaublich offen, und wir konnten die absurdesten Dinge machen und zum Beispiel im Kinosaal des Wachregiments „Feliks Dzierżyński“ in Adlershof ein schwules Filmfestival veranstalten. Ich war auch mal, so 90 oder 91, in Magdeburg vor einem ganzer Saal voller NVA-Soldaten und hatte ein ultraexperimentelles Kurzfilmprogramm im Gepäck: „Liebe im Zeitalter von Aids“.

Und die Soldaten?

Die haben das ertragen, dass da der Schnösel Björn denen was erzählte. Es war auch ein stummer Kurzfilm dabei, in dem nur unscharfe Bilder von einer New Yorker Homo-Demo aus den Siebzigern gezeigt wurden – an den würde sich heute das Forum Expanded der Berlinale kaum rantrauen, aber das haben wir damals den Menschen einfach um die Ohren gehauen. Aber wer weiß, wer da aus einer solchen Veranstaltung was wie mitgenommen hat. Das ist ja das Großartige an Filmen und Kunst, dass die Wirkung manchmal erst später oder ganz anders als erwartet eintritt. In den ersten Jahren nach der Maueröffnung gab es eine Vielzahl von Kino- und Filminitiativen selbst zum Beispiel in Städten wie Brandenburg. Mit den Jahren wurde das dann alles eingestampft oder vom Mainstream übernommen.

War es nicht völlig wahnsinnig von Manfred Salzgeber, aus dem Underground heraus einen inzwischen hochetablierten queeren Filmverleih wie „Salzgeber“ zu begründen – und Sie mittendrin? Hätte ja auch schiefgehen können, oder?

Die Frage wurde nicht diskutiert. Da gab es Filme, mit denen kein etablierter Verleih arbeiten wollte, da mussten also wir ran. Und da gab es natürlich Themen wie Aids, schwul, lesbisch – und davon wollte der sogenannte Markt auch nichts wissen. Und Angst vor dem möglichen Scheitern gab es nie, denn für alles gab es ja immer irgendeine Lösung. Und sei es, dass man zum Monatsende ­Bargeld mit der Kreditkarte abhob, um das Konto wieder zu füllen, damit die Miete abgebucht werden konnte. Anfang der Neunziger waren wir einfach so was von arm, dass nicht nur Manfreds Berlinale-­Gehalt im Laden verschwand, sondern auch ich ­­„fremdarbeiten“ ging und Eventma­nagement für ­amerikanische Konzerne machte.

Nach über drei Jahrzehnten in Berlin – sind Sie noch hin und wieder in Lüneburg?

Alle paar Jahre mal. 30-jähriges Abitreffen oder solche Scheußlichkeiten. In Lüneburg gehen ja auch ganz gespenstische Dinge vor sich: Die Stadt schrumpft, und jedes Mal,wenn ich wieder zurückkomme, ist eine andere Straße enger geworden, man kommt mit dem Auto kaum noch durch die Gassen. Alles ist irgendwie schrumpfig geworden. Thema für einen Horrorfilm.

Froh über jede Rückkehr nach Berlin?

Ja, obwohl ich mittlerweile halb in Brandenburg und halb in Berlin lebe. Also nicht Uckermark, sondern Barnim. Aber Berlin ist schon die Heimat und ich freue mich immer wieder zurückzukommen.

Manfred Salzgeber hat wütend gegen Aids und gegen die Stigmatisierung von HIV-Infizierten gekämpft. Der 1. Dezember ist der ikonische Gedenktag, der Welt-Aids-Tag. Ist dieser Tag noch wichtig für Ihr Unternehmen?

Sie haben recht: Manfred war wirklich richtig wütend auf die Krankheit und genauso wütend auf all die Festangestellten in den Aids-Hilfen, die sich in seiner Wahrnehmung eher für ein buntes Kochbuch engagierten, als für die Arbeit mit Filmen zum Thema. Und um uns herum starben die Freunde. Häufig unter sehr prekären Umständen. Und bis 1994 hatten wir zum 1. Dezember alle Kopien von den Aidsfilmen draußen in den Kinos, und Filmkopien waren damals ja noch knapp und teuer. 1994 war nicht nur Manfreds Todesjahr, sondern auch das Jahr von Derek Jarmans „Blue“, für mich der letzte richtige Aidsfilm, wenn man denn von diesem Genre überhaupt sprechen will. Danach gab es natürlich immer wieder Filme, in denen Aids vorkam, aber halt nicht mehr mit dem drohenden Ende, dass der Held zum Schluss sterben muss. Das haben sich dann erst wieder die Franzosen, 2017 mit „120 BPM“ von Robin Campillo und ein Jahr später mit „Sorry Angel“ von Christophe Honoré getraut. Gerade „120 BPM“ war ein sensationeller Erfolg in Frankreich und bei uns in Deutschland ein Riesenflop.

Warum gibt es diese kämpferische Resonanz auf Aids in Deutschland nicht?

Ach, ich glaube, wenn man zum Beispiel für die Primetime oder Netflix das Leben von Jürgen Baldiga so richtig fett mit viel Musik und viel Sex, cool und stylisch erzählen würde, dann würde diese irre und emotionale Geschichte auch „Pose“ in den Schatten stellen. Macht aber niemand und traut sich auch keiner, aber eigentlich wäre das eine gute Mischung: die Achtziger in Berlin, die Trümmertuntenszene, künstlerische Emanzipationen, Rebellion und dann natürlich das So-jung-sterben-Müssen.

Sind Sie wie die „Queer Media Society“ für die queere Quotierung von Rollen?

Ach, ich weiß nicht. Mich interessiert der Quotenhomo im deutschen Vorabendprogramm, beim „Tatort“ oder bei Rosamunde Pilcher herzlich wenig. Für mich ist das gesamte Programm derart unattraktiv, dass ich schon seit Jahren kein Fernsehgerät mehr ­besitze. Und wenn da jetzt ein queerer Mensch durchs Bild hopst, wird auch nichts besser. Und prinzipiell glaube ich daran, dass Veränderungen immer bei einem selbst beginnen müssen. Und es ist ja nicht so, dass queere Menschen nicht überall im System tätig wären, aber meine Allianzen funktionieren häufig eher mit heterosexuellen Entscheidern, so zum Beispiel auch bei „RBB QUEER“ …

… einer queeren Filmreihe im Sommer, wenn CSD-Saison ist, im RBB.

Das muss man sich mal vorstellen: Erstmals in der deutschen Fernsehgeschichte räumt ein Sender regelmäßig eine ganze Spielfilmschiene frei und zeigt echt gewagte Dinge wie einen kenianischen Lesbenfilm in Suaheli. Und alle mussten wieder meckern. Über die Anfangszeiten, die Untertitel oder was auch immer.

Hat die Misere des queeren Kinos und Fernsehens in Deutschland die gleichen Gründe wie die des Fernsehens überhaupt – eine Ästhetik aus „Roten Rosen“?

Das deutsche queere Kino hatte ja mit „Futur Drei“, „Kokon“ und „Neubau“ oder auch den Dokumentarfilmen „Im Stillen laut“ und „Rettet das Feuer“ ein sehr gutes Jahr. Bedenklich ist natürlich, dass die beiden Dokumentarfilme im Prinzip außerhalb des Systems und auch ohne Förderung entstehen mussten und dass auch „Futur Drei“ mit 120.000 Euro aus Niedersachsen und dann noch mal 20.000 aus Hamburg höchst prekär finanziert wurde. Geld gibt es in Deutschland in der Regel halt nur für Blödsinn. Und wenn da ein studentisches Kollektiv kommt und sagt, sie erzählen vom queeren Heranwachsen eines Einwanderersohns, winken alle ab. Aber wir sollten „Kiss Me Kosher“, „Berlin Alexanderplatz“ oder „Enfant Terrible“ als deutsche und auch irgendwie queere Filme nicht vergessen, aber insgesamt ist das immer noch verdammt wenig.

Warum könnte ein Film wie der britische „God’s Own Country“ nicht in Deutschland gemacht worden sein?

Na, die Frage hab ich doch eigentlich schon beantwortet. Da wirst Du zwischen irgendwelchen Redaktionen und diversen Förderinstitutionen einfach zermahlen.

Wofür steht „Salzgeber“ heute?

Es geht bei unserer Arbeit nicht um unser Ego, sondern immer um den einzelnen Film und wie wir ihn am besten seinem Publikum vermitteln

Salzgeber vermittelt zwischen Publikum und Künstler*innen mit ihren Filmen und vermeidet dabei möglichst jeden Marketingbullshit. Wir setzen auf ehrliche Informa­tionen und ein aufgeschlossenes und intelligentes Publikum, das bereit ist, auch Filmen, die ein bisschen mehr als Tralala und Unterhaltung wollen, eine Chance zu geben. Wir blicken dabei auf eine mehr als 35-jährige Tradition zurück und sind sehr stolz darauf, dass wir mit einigen Filmemacher*innen schon seit Jahrzehnten erfolgreich zusammenarbeiten. Wir glauben daran, dass Filme ein einzelnes Leben, aber auch die Gesellschaft selbst verändern können. Und Filme schaut man am besten im Kino und idealerweise mit anderen Menschen zusammen. Und darüber hinaus ist uns noch wichtig, dass nicht jeder Film für ein Massenpublikum gemacht sein muss. Eine diverse Gesellschaft sollte ein buntes und vielfältiges Publikum akzeptieren. Gerade bei queeren Themen sind wir nicht nur mit unseren Filmstarts, sondern natürlich auch mit der sissy, unserem Onlinemagazin für den nichtheterosexuellen Film, der bundesweiten „queerfilmnacht“ und dem „queerfilmfest“ in elf Städten oder auch mit „rbb QUEER“ besonders präsent und bieten eine Alternative zur herkömmlichen Verleiharbeit. Aber Salzgeber arbeitet auch mit nichtqueeren Filmen. Vor allem jüdische, zeitgeschichtliche, ökologische oder kulturelle Themen finden bei uns immer wieder ihren Platz. Und dass das alles irgendwie zusammenhängt, könnte ich jetzt wortreich erklären, aber irgendwie versteht es sich – glaube ich – auch ein bisschen von selbst. Es geht halt um eine andere Wahrnehmung der Welt.

Hat Ihr Unternehmen unter Corona gelitten?

Natürlich hat Salzgeber unter den Einschränkungen gelitten, denn bei geschlossenen Kinos können wir keine Filme veröffentlichen. „Wagenknecht“, „Futur Drei“ oder „Schlaf“ wurden mitten in der Auswertung abgewürgt, und seit März fahren wir hier auf Sicht. Irgendeine direkte Unterstützung gab und gibt es nicht, und auch aus so vollmundig angekündigten Programmen wie „Neustart Kultur“ durch die Staatsministerin für Kultur und Medien werden wir keinen Cent sehen. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass die Politik die Krise nutzen will, um einen loszuwerden. Aber „Salzgeber“ gibt es nun seit Langem und ist, was die Finanzen angeht, ein megakonservatives Unternehmen: keine Fremdfinanzierung, keine Schulden, keine Gehaltsexesse, keine Gewinnentnahmen, und die Polster reichen noch ein bisschen. Außerdem sind unsere Coronamaßnahmen wie zum Beispiel der „Salzgeber Club“ als das Streamingangebot für unsere Filme sehr gut angenommen worden. Wir haben einfach ein sehr cooles Publikum, das den Unterschied versteht, denn wenn man bei uns auf den Knopf drückt, kommt das Geld direkter und schneller bei den Filmemacher*innen an.

Wäre es nicht mal Zeit für einen Manfred-Salzgeber-Award – für mitreißendes queeres Kino?

Den gab es ja schon mal bei der Berlinale, nahm dann aber unter Dieter Kosslick …

... dem langjährigen Berlinale-Chef, dessen kuratorisches Wirken nicht gerade für Diversität berühmt war …

… immer merkwürdigere Züge an, sodass ich mal die zickige Witwe gegeben und die Zusammenarbeit aufgekündigt habe. Und wenn man drüber nachdenkt, dann gibt es eigentliche Preise wie Sand am Meer, und zu Salzgeber als Unternehmen und auch zu unserer Geschichte passt ein eher stilles Wirken im Hintergrund besser. Es geht ja bei unserer Arbeit nicht um unser Ego, sondern immer um den einzelnen Film und wie wir ihn am besten seinem Publikum vermitteln. Wir haben übrigens ein paar Jahre verschiedene Filmvermittler, darunter Kinobetreiber, Filmverrückte oder Kuratoren, mit einem Manfred-Salzgeber-Preis ausgezeichnet, um einfach mal an den Stellen danke zu sagen, wo sonst niemand hinschaut. Der Preis bestand dann aus einer Kaffeetasse, einem Kochlöffel oder sonst irgendetwas aus Manfreds Nachlass, und es gab ihn auf unserer Berlinale-Party, bei der ja über tausend Menschen durch unser Haus springen. Und diese Preistradition sollten wir wirklich mal wieder aufleben lassen.

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