■ Das kurze Leben des Marinus van der Lubbe: Der offizielle Reichstagsbrandstifter
Der 24jährige Niederländer war der deutschen Polizei schon lange als Anhänger des Spartakus-Kreises, einer radikalen Unterorganisation der anarcho-syndikalistischen „Gruppe Internationaler Kommunisten“, bekannt. Als Maurerlehrling wurde ihm einmal ein Kalksack über den Kopf gestülpt, was zu seiner weitgehenden Erblindung führte. In Leyden hatte er sich als Agitator bei Streiks und Arbeitslosendemos hervorgetan und war 1931 und 1932 dreimal in Deutschland festgenommen worden.
Nach eigenen Angaben will van der Lubbe am 3. Februar 1933 in Leyden aufgebrochen sein, um in nur 16 Tagen, angeblich weitgehend zu Fuß, die 759 Kilometer lange Strecke nach Berlin zurückzulegen. In der Haft gestand er eine Reihe dilettantischer Brandstiftungen zwei Tage vor dem Reichstagsbrand, so auf das Wohlfahrtsamt und das Rathaus im Bezirk Neukölln sowie auf das Berliner Schloß: Er warf einfach Kohlenanzünder auf das Dach oder in ein Fenster.
Während des Prozesses im Herbst 1933 bot er das Bild eines psychisch und physisch zerstörten Menschen, dem der Rotz aus Mund und Nase lief, und der, gebeugt und teilnahmslos, auf Fragen meist nur einsilbig antwortete. Rasch kamen deshalb Gerüchte auf, daß der Holländer unter Drogen gesetzt worden sei. Nach dem Prozeß hatten die Nazis es eilig, ihn zu beseitigen. Am 24. Januar 1934 wurde enthauptet, eine Autopsie fand nicht statt. Die Leiche wurde seinen Angehörigen vorenthalten.
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