Das kommt auch: Plfegekräfte treffen sich
Bei Frau M. aus Zimmer 5 müssen heute schon zum dritten Mal die Windeln gewechselt werden, Herr K. hat sich wieder mal verlaufen im Pflegeheim, die Dame aus Zimmer 8 will nicht essen. Dann sind da noch 20 andere Frauen und Männer auf der Station, die vier Pflegekräfte waschen, füttern, beruhigen, Medikamente geben, anziehen, ausziehen. Zeit für einen Pausenkaffee? Fehlanzeige.
Der normale Alltag in einer Pflegeeinrichtung. Die Pflegekräfte sind physisch und psychisch überlastet, sie bekommen zu wenig Geld und noch weniger Anerkennung. Das ist allgemein bekannt, getan wird dagegen wenig. Pia Zimmermann reicht das jetzt. „Alle reden vom Pflegenotstand“, sagt die pflegepolitische Sprecherin der Linken im Bundestag und Sprecherin der Pflegekampagne ihrer Partei in Niedersachsen: „Um etwas zu ändern, brauchen wir einen Pflegeaufstand.“
Okay, wenn sich an diesem Samstag in Hannover Pflegekräfte, pflegende Angehörige und Gewerkschafter*innen zur „Aktionskonferenz Pflege in Niedersachsen“ treffen, ist das kein echter Aufstand, schon gar keine Revolte. Aber wenigstens eine öffentliche Aktion. Rund 390.00 Menschen sind dem niedersächsischen Sozialministerium zufolge im Land pflegebedürftig. Demograf*innen gehen davon aus, dass es in 40 Jahren doppelt so viele sein werden. Gleichzeitig schrumpft die Zahl junger Menschen, die die Alten pflegen können. Die Betreuung der Alten wird zur Familienaufgabe. Das hat selbst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erkannt, als er kürzlich sagte: „Der größte Pflegedienst der Nation sind die Familien.“
Doch Pflege ist kein Familienthema. Wenn professionelle Pflegekräfte nach spätestens zehn Jahren aus dem Job aussteigen, weil sie körperlich und seelisch am Ende sind, hat die Gesellschaft ein Problem. Wenn Vollzeit arbeitende Pfleger*innen rund 1.200 Euro netto verdienen, ist das nicht nur unsozial, sondern vor allem unanständig. Wenn Pflegekräfte jeden Pups, den Frau M. aus Zimmer 5 lässt, dokumentieren müssen, sind sie frustriert.
Etwa 131.000 Pflegekräfte arbeiten in niedersächsischen Pflegeeinrichtungen. Sie müssen besser bezahlt werden, Zimmermann fordert etwa 3.000 Euro brutto. Und die Pflegekammern gehörten nach Ansicht Zimmermanns auch abgeschafft. Dort müssen jetzt alle examinierten Pflegekräfte Mitglied werden und dafür bezahlen – selbst dann, wenn sie längst aus dem Job ausgestiegen sind.
Simone Schmollack
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