Das Staralbum zur Berlinale (2): Tilda Swintons Filmpartner
Aidan Gould spielt neben Tilda Swinton in "Julia". Mittlerweile ist er schon fast elf Jahre alt - und ein richtiger Medienprofi.
Tilda Swinton gehört zu den Schauspielerinnen, die von vielen Feuilleton-Stirnrunzlern schon allein dafür verehrt werden, dass man sie nicht mit so vielen dahergelaufenen Kinogängern teilen muss wie beispielsweise Julia Roberts. Von Tilda Swinton, im Wettbewerb der Berlinale mit Erick Zonkas "Julia" vertreten, zu schwärmen, ist also ein Distinktionsmerkmal.
Weil die im Fall von Swinton sogar berechtigten Kritikerhymnen über kurz oder lang dafür sorgen werden, dass die Feuilleton-Stirnrunzler Tilda Swinton mit Leuten teilen müssen, die nicht stundenlang über das lateinamerikanische Kino oder die bedeutsamen Fünfzigerjahre palavern können, wird es allmählich Zeit, sich nach dem nächsten Schauspieler umzugucken, den man hochschreiben kann und den hundertprozentig noch kein Mensch kennt. Und - hurra! - wir haben ihn gefunden.
Praktischerweise muss man noch nicht mal lange suchen, denn es ist Swintons Filmpartner in "Julia": Aidan Gould. Die Präzision, mit der er sich in die Ohnmacht eines Entführten einfühlt, die Wucht, mit der die Wut auf seine Entführerin aus ihm herausbricht und nicht zuletzt wie er seine Figur aus der Opferfalle befreit und es schafft, ihr unsympathische Facetten abzugewinnen, ohne sie zu denunzieren - das alles gehört zum Besten, was man seit langem gesehen hat. Von einem Neunjährigen.
Mittlerweile ist Aidan fast elf und schon ein richtiger Medienprofi. In der Berlinale-Pressekonferenz zu "Julia" hat der naseweise Lockenkopf aus der blöden Journalistenfrage, ob er bei den Dreharbeiten manchmal Angst hatte, mit Leichtigkeit einen Lacher gemacht. "Schauspieler können manchmal ganz schön furchteinflößend sein", sagte er. "Tilda ist da keine Ausnahme." Als das Gelächter abgeebbt war, schob er nach, nein, Angst habe er nicht gehabt, "denn: Es ist ein Film." Swintons Kommentar: "Thank you and good night!" Damit war eigentlich alles gesagt.
Weil die Journalisten allerdings noch unzählige Male nachfragen mussten, wie sich die Schauspielerin Swinton denn auf die Rolle einer durchgedrehten Alkoholikerin vorbereitet habe - "Ich habe mein Leben lang mit Alkoholikern rumgehangen" - blieben Swinton, Zonca, Aidan und die als Statisten mit aufs Podium gesetzten Produzenten, die Koautorin und die Darstellerin von Aidans Filmmutter eben noch ein bisschen länger.
Das gab einem die Gelegenheit, Aidan noch kurz nach seinen Zukunftsplänen zu befragen. "Ich werde wohl erst mal Schauspieler bleiben", antwortete er lässig - zumindest bis er das Geld für ein Collegestudium zusammenhabe.
Wenn er sich diese Einstellung bewahrt, muss man keine Angst haben, dass aus Aidan mal so ein bemitleidenswerter ehemaliger Kinderstar wird wie Macaulay Culkin.
Fotohinweis:
Tilda Swinton, 47, präsentiert auf der Berlinale den Film "Julia". Darin spielt die Schottin in der Hauptrolle eine Trinkerin und Gelegenheits-prostituierte FOTO: AP
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