Das Portrait: Südafrikanischer Musterrevolutionär
■ Siphiwe Nyanda
Siphiwe Nyanda, neuer Chef der südafrikanischen Streitkräfte Foto: AP
In seinem Haus hängt ein Poster von einem seiner großen Vorbilder: Che Guevara, der die Medizin aufgab, um Freiheitskämpfer zu werden. Siphiwe Nyanda ließ den Journalismus für den Befreiungskampf in Südafrika sausen. Vom Sportreporter über den Guerilla-Kommandeur zum ersten schwarzen Chef der demokratischen Streitkräfte – eine revolutionäre Bilderbuchkarriere. Am 29. April ernannte Präsident Nelson Mandela den 47jährigen nicht allzu überraschend als Nachfolger von General Georg Meiring, der über einen offensichtlich gefälschten Geheimdienstbericht über angebliche Putschpläne von links gegen die Regierung Mandela seinen Hut nehmen mußte.
Nyanda, der seit einem Jahr schon Meirings Stellvertreter war, ist seit heute Herr über 94.000 Soldaten. Knapp die Hälfte davon hat auch schon unter den weißen Herren gedient, der Rest stammt aus den ehemaligen Befreiungsarmeen und den früheren Homelands. Die Integration der Streitkräfte und deren drastische Reduzierung sind die Aufgaben, um die Nyanda niemand beneidet. Daß er das Zeug dazu haben könnte, billigen ihm sogar politische Gegner zu.
Zudem genießt der Mann, der erst noch offiziell zum General erhoben werden mußte, das Vertrauen der ANC-Spitze. Verteidigungsminister Joe Modise und sein Stellvertreter Ronnie Kasrils kennen und schätzen ihn als Untergrundkämpfer, und seinem obersten Vorgesetzten Nelson Mandela ist Nyanda bedingungslos ergeben.
Früher war Nyanda ein gefährlicher Todfeind des Regimes. 1951 im Township Soweto bei Johannesburg geboren, gehört Nyanda zu jener Generation von Schwarzen, die ihre politische Sozialisation in der Black-Consciousness-Bewegung durchliefen. Nach dem gewaltsamen Tod von Steve Biko gab Nyanda seinen Job als Sportreporter auf und ging in den Untergrund. In der ehemaligen DDR erhielt er seine militärische Ausbildung, später befehligte er Aktionen über die Grenze von Swasiland hinweg und rückte in die Führung von Umkhonto we Sizwe auf. Seit dem Machtwechsel 1994 ging es mit Nyandas Karriere weiter steil nach oben. Allerdings bekam er auch schon den Zorn seiner ehemaligen Mitstreiter zu spüren. Die bewerfen aus Frust über niedrigen Sold und schlechte Zukunftsaussichten schon mal sein Auto mit Steinen. Kordula Doerfler
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