Das Portrait: Parteisoldat 24 bereit zum Dienst
■ Lothar Späth
Heute werden sie gemeinsam kämpfen. Helmut Kohl und Lothar Späth präsentieren sich gemeinsam der Presse, um einen „Beraterkreis für Zukunft und Innovation“ vorzustellen.
Späth soll als Vorsitzender und bisher einziges Mitglied des Kreises „strategische Konzepte entwickeln, die auf die tiefgreifenden Umbrüche in der Weltwirtschaft und eine umfassende Modernisierung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen in unserem Land zielen“. Das alles bis zur Wahl am 27. September: die Antwort auf die Globalisierung in fünf Wochen. Wenn man im Wahlkampf überhaupt überziehen kann, dann kippt hier die Inszenierung und wird zur Farce.
Nicht nur deshalb wird der heutige PR-Termin weder Kohl noch Späth leichtfallen. Helmut Kohl hat nie vergessen, daß Lothar Späth zu den CDUlern gehörte, die ihn 1989 stürzen wollten. Doch wer sonst soll im Jahr 16 der Ära Kohl noch Zukunftsfähigkeit für die Union reklamieren? In einer Zeit, wo in jeder SPD-Pressemitteilung mindestens dreimal das Wort „Innovation“ vorkommt.
Anders als der SPD-Herausforderer Gerhard Schröder, der seine Wirtschaftskompetenz mit dem vorher unbekannten Jost Stollmann inszeniert, greift Kohl allerdings auf einen alten Bekannten zurück.
Seit 1991 ist nicht mehr die Politik, sondern die Wirtschaft das Arbeitsfeld von Lothar Späth. Damals stürzte der langjährige Ministerpräsident von Baden-Württemberg über die „Segeltörn-Affäre“. Späth wurde vorgeworfen, er habe sich Urlaubsreisen von Privatfirmen bezahlen lassen. Er floh nach Thüringen und sanierte Carl Zeiss Jena. Aus dem berühmten Industrieriesen wurde die Jenoptik AG, die in diesem Sommer den Börsengang wagte. Jenoptik ist allerdings nur noch dem Namen nach ostdeutsch. Mit 3,6 Milliarden Mark, die für die Sanierung zur Verfügung standen, kaufte Späth zahlreiche westdeutsche Tochterfirmen.
Daß Lothar Späth sich jetzt doch in den CDU-Wahlkampf ziehen läßt, hat viele überrascht. Noch Ende Juli sagte er: „Ich bin nicht der Kampfsoldat 24 für die CDU.“ Späth soll vor allem die Wähler in Ostdeutschland noch einmal für den Kanzler der Einheit gewinnen. Dessen Leistung hat Späth einmal so beurteilt: „Politisch wurde bei der Wiedervereinigung alles richtig, wirtschaftlich alles falsch gemacht. Robin Alexander
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