Dänische Nationalelf bei der EM: Das freundliche Dynamit
Nach torloser Partie gegen Serbien trifft Dänemark im Achtelfinale auf Deutschland. Unterschätzen sollte die DFB-Elf die entspannten Dänen nicht.
![Ein dänischer Fußball-Nationalspieler in roten Trikot freut sich mit ausgestreckten Armen über sein Tor Ein dänischer Fußball-Nationalspieler in roten Trikot freut sich mit ausgestreckten Armen über sein Tor](https://taz.de/picture/7085127/14/0521-1.jpeg)
Aber dieser Trainer ist wie Dänemark: stets freundlich, zugewandt, eloquent. „Wir freuen uns auf dieses Spiel, wir freuen uns darauf, den dänischen Fußball zu repräsentieren, auch die vielen Freiwilligen in den Klubs.“ Neben ihm auf dem Podium saß wieder einmal Christian Eriksen, der nun schon zum zweiten Mal „Man of the Match“ geworden ist. Er sagte, diese Ehrung freue ihn sehr, nur müsse sein Team vor dem Tor künftig etwas „klinischer“ spielen, also genauer und kompromissloser. Seine Kür war zwangsläufig, denn wer hätte sonst erwählt werden sollen im Reigen der Durchschnittlichen?
Im serbischen Team bot sich nun wahrlich kein Spieler an. Sie schieden sang- und klanglos aus. In der ersten Halbzeit schossen sie kein einziges Mal aufs Tor, obgleich sie doch unter Zugzwang standen. Nur die Fans waren auffällig, warfen immer wieder Becher in den dänischen Strafraum, zündeten Bengalos. Dass der serbische Coach Dragan Stojković nach dieser komplett verunglückten EM-Kampagne allen Ernstes sagte, „wir können stolz auf uns sein“, ist erstaunlich, denn Stojković verfügt, ähnlich Englands Gareth Southgate, derzeit nur über eine hervorstechende Eigenschaft: Er kann ein Team von unbestrittenen Einzelkönnern auf ein niederes Niveau setzen.
Dänemark spielte wie bei diesem Turnier üblich eine blitzsaubere erste Hälfte: Gutes Passspiel; jeder weiß, was er zu tun hat; keiner macht Sperenzchen – und vorn sorgt Christian Eriksen mitunter für besondere Momente. In Halbzeit zwei kollabiert bisweilen das klare dänische Spiel. Ob es an einer physischen Schwäche oder mangelnder Konzentration liegt, ist schwer zu sagen, aber wenn Dänemark einmal zwei Halbzeiten von Qualität aneinanderreihen könnte, dann hätte auch das deutsche Team zu tun. Weil das die dänischen Journalisten bereits in Spiel eins gegen Slowenien beobachtet haben, kritisierten sie Hjulmands späte Einwechslungen, was der Trainer freilich zurückwies.
Überraschungsteam der EM 2021
Im Serbien-Spiel sorgte er rechtzeitig für Ersatz. Die Neuen mussten dann aber hauptsächlich verteidigen, weil sich das serbische Team verblüffenderweise daran erinnert hatte, dass es an diesem Dienstagabend um etwas geht: das Weiterkommen. „Wir haben das gut gemacht hinten“, sagte Hjulmand, sah aber auch Verbesserungsmöglichkeiten für das Spiel gegen den „EM-Mitfavoriten“ (Hjulmand): „Wir müssen die Räume besser nutzen und Situationen kreieren, in denen wir gefährlich werden.“ Dänemarks Expected-Goals-Wert, also das Maß der Gefährlichkeit bei Schüssen aufs Tor, liegt bei etwa 0,7.
Die Deutschen haben in dieser Statistik bessere Werte, doch Trainer Julian Nagelsmann wird seine Spieler mit Sicherheit davor warnen, Dänemark zu unterschätzen. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, die man halt herunterrattert. Und doch: Dänemark war bei der vergangenen Europameisterschaft, die sich im Jahr 2021 im Klammergriff von Corona befand, das Überraschungsteam, kam bis ins Halbfinale. Damals managte Kasper Hjulmand die Umstände von Eriksens lebensbedrohlichem Zusammenbruch bravourös, und auch heute scheint ihn nichts umzuhauen.
Immer wieder spricht er davon, entspannt in Spiele zu gehen, entspannt dies und jenes zu tun. Das Wörtchen gehört zu seinem Standardrepertoire. Bei so viel Entspannung scheint die einzige Gefahr für Dänemark darin zu bestehen, so lasch wie eine dieser Werbefiguren herumzuhängen, deren Gebläse ausgefallen ist. Aber für diesen Fall zünden Zehntausende Fans auf den Rängen ja regelmäßig ihr „Danish Dynamite“.
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