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Dänemarks Umgang mit TranssexualitätKeine psychische Krankheit mehr

Als erstes Land weltweit schafft Dänemark die diskriminierende Einordnung ab. An den Hürden vor einer Geschlechtsumwandlung ändert sich aber nichts.

Die WHO kategorisiert Transsexualität noch immer als „Störung der Geschlechtsidentität“ Foto: imago/UIG

Kopenhagen dpa | Transsexuelle werden seit diesem Jahr in Dänemark nicht mehr als psychisch Kranke eingestuft. Zum 1. Januar strich die Gesundheitsbehörde Transsexualität von der Liste psychischer Leiden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Kopenhagen ist Dänemark das erste Land weltweit, das diesen Schritt unternommen hat.

Viele Transsexuelle hatten die Einordnung als diskriminierend empfunden. Im System sei Transsexualität deshalb nun formell einer anderen Kategorie zugeordnet, erklärte das Ministerium. Das ändere aber nichts an den Behandlungsmöglichkeiten für Menschen, die sich falsch in ihrem Körper fühlten und lieber zum anderen Geschlecht gehören wollten. Um sich einer Geschlechtsumwandlung oder einer Hormonbehandlung unterziehen zu können, müssen Transsexuelle lange, psychologische Untersuchungen mitmachen.

Die LGBT-Gemeinschaft in Dänemark feierte die symbolische Entscheidung. „Das entfernt das Stigma, das für Transpersonen im Gesundheitswesen gegolten hat“, sagte der Chef des dänischen LGBT-Landesverbandes Søren Laursen der Nachrichtenagentur Ritzau.

Im internationalen Diagnose-Katalog der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Transsexualismus derzeit noch als „Störung der Geschlechtsidentität“ eingestuft. Daran gibt es seit langem Kritik.

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7 Kommentare

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  • Eine gute Entwicklung aber was ist in dem Artikel alles falsch?

     

    (Der/die) Transsexuelle: Transsexualität ist eine Eigenschaft. Niemand ist seine Eigenschaft, man hat diese Eigenschaft. Insofern heißt es nicht Transsexuelle sondern Menschen mit Transsexualität oder transsexueller Menschen.

     

    Die sich falsch in ihrem Körper fühlen: Der Körper ist gegengeschlechtlich ausgebildet. Es müsste also heißen "die mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen geboren wurden".

     

    Geschlechtsumwandlung: Geschlecht lässt sich nicht umwandeln. Denn es geht um das Wissen um das eigene Geschlecht. Was sich umwandeln lässt sind geschlechtliche Merkmale, sozial, rechtlich oder körperlich.

     

    Möchte zum anderem Geschlecht gehören: Wer wirklich transsexuell ist will in seinem Geschlecht leben, benötigt funktional maximal seinem Geschlecht angepasste Körpermerkmale.

     

    Wenn dies in den Medien schon mal umgesetzt würde, hätten wir ein gutes Stück für die Menschen mit Transsexualität erreicht. Denn über eins sollten wir uns auch im klarem sein, der Prozess der Angleichungsmaßnahmen an das eigene Geschlecht ist zeitlich befristet, das Danach hält den Rest des Lebens an.

     

    Bei Interesse schauen Sie bitte auf unserer Homepage, dort können Sie unser MedienGuide herunter laden. http://www.transsexuellev.de/i...

     

    Mit freundlichen Grüßen und ein zufriedenes neues Jahr,

    Lotty Maria Wergin - Vorstandsvorsitzende VTSM e.V. .

    • Bruno , Moderator
      @Lotty Maria:

      Danke für den Hinweis, wir leiten ihn an die Redaktion weiter.

      Viele Grüße

      Bruno

    • @Lotty Maria:

      "Menschen mit Transsexualität" kommt mie persönlich aber doch sehr holperig daher und klingt m.M. nach viel eher nach einer Krankheit/Behinderung, als dass es eine persönliche Eigenschaft beschreibt. So wie "Mensch mit Husten" etwa, der natürlich auch kein "Huster" ist, oder "Krebserin".

       

      Natürlich stimmt es, dass Transsexualität wie ja auch Intersexualität etwas anderes sind als Homo-, Hetero-, Asexualität etc. auch wenn sie alle mit Sexualität enden.

       

      Vielleicht wären eher andere Begriffe fur Trans- & Intersexualität passend, da sie sich ja eben nicht auf sexuelle Präferenzen beziehen wie die anderen Itäten, sondern, wie ja treffend geschrieben, eine persönlische Eigenschaft beschreiben. (Wären das sonst vielleicht eher -ismen, die die Menschen zu -ist*innen machen würden?)

       

      Das wäre vielleicht mal ein Thema für Linguist*innen, wenn sich damit nicht schon einige Köpfe beschäftigt haben.

      • @JustusF:

        Wie sollte man den eine angeborene Abweichung sonst benennen, Wer mit einem Herzklappenfehler geboren wird, wie nennt man dies? s ist eine Krankheit, nur eben keine psychische sondern eine Körperliche.

         

        Wenn wir den Begriff Transsexuell zerlegen in Trans und sexus kommen wir schon dahinter, das es exakt der richtige Begriff ist.

         

        In der Trans-Cis-Isomeri zum Beispiel steht trans für auf entgegengesetzten Seiten der Bezugsebene und cis für auf der gleichen Seite. Sexus steht für Geschlecht im ursprünglichem Sinn Zeugend und gebärend. Also das Geschlecht und die körperlichen Geschlechtsmerkmale stehen auf unterschiedlichen Seiten der Bezugsebene Geschlecht.

         

        Außerdem muss berücksichtigt werden das sich Menschen genau unter diesem Begriff treffend beschrieben fühlen. Wohlgemerkt ich rede von Menschen mit Transsexualität nicht von Menschen die ein Problem mit den geschlechstrollen Spezifika haben also Trans*Menschen, Transgender oder welche Namen sie sich auch immer geben.

  • Bisher zahlt bei anerkannter Transsexualität die Krankenkasse - in Deutschland.

     

    Kosmetische Operationen bei Gesunden hingegen zahlt die Krankenkasse nicht, auch wenn der Betroffene sehr unter seinem Aussehen leidet.

     

    Wenn Transsexualität keine Krankheit mehr ist - warum sollte die Krankenkasse zahlen?

  • Jemand, der körperlich gesund ist, jedoch eine Hormontherapie und/oder eine Operation benötigt, ist also psychisch nicht krank? Nach gesund hört sich's nicht an. Das Stigma, das bestimmten Krankheiten oder Defekten anhaftet, sollte verschwinden, nicht die Fakten geleugnet werden!

    • 3G
      35751 (Profil gelöscht)
      @Huang Rong:

      Zitat: "Jemand, der körperlich gesund ist, jedoch eine Hormontherapie und/oder eine Operation benötigt, ist also psychisch nicht krank?"

       

      Kommt darauf an, wie man Krankheit definiert. Nimmt man Folgende (Google-Suche): "ein Zustand, in dem ein Mensch[...] nicht gesund ist, da die normalen körperlichen oder seelischen Vorgänge gestört sind und man sich unwohl fühlt", dann ist das eigene Wohlbefindens maßgeblich. Transsexuelle, die mit ihrem Wesen nicht hadern und für die Geschlechtsangleichung kein Thema oder mit weniger schwierig zu erreichen ist, wären also nicht krank.

      Nimmt man das mit dem Wohlbefinden (wie z.B. im Duden) raus, wird die Krankheit von außen (z.B. durch die Gesellschaft oder der Wissenschaft) definiert und statistische Ausreißer, untypische Verhaltensweisen und seltene genetische Kombinationen könnten u.U. als Krankheit bezeichnet werden - ganz egal, wie gesund sich Betroffene fühlen.

      Ich denke, es geht Transsexuellen (und auch anderen Betroffenengruppen) nicht als von der "gesunden" Norm abweichend und somit auch nicht als anormal wahrgenommen zu werden.

       

      Zitat: "Nach gesund hört sich's nicht an."

       

      Ist jemand, ohne Arme zur Welt kommt krank oder behindert? Wenn behindert, warum dann keine neue, zutreffendere Definition für Transsexualität?

       

      Zitat: "Das Stigma, das bestimmten Krankheiten oder Defekten anhaftet, sollte verschwinden, nicht die Fakten geleugnet werden!"

       

      Aufs Einfachste runtergebrochen stimmt das natürlich. Die Definition ist dabei aber leider oftmals entscheidend, denn Krankheit kann je nach Gesellschaft und Entwicklung vor Ausgrenzung schützen oder Ausgrenzung schaffen/befördern.

       

      Was definiert eigentlich die Wissenschaft/Medizin Transsexualität? Ich habe mich da als Laie nie so sehr reingelesen, das ich das beantworten könnte. Sie? Die dpa? Jene/r in der taz-Redaktion, der/die Agentur-Meldung ohne Ergänzungen übernommen hat?