Dachbepflanzung in Hamburg: Grüner soll`s bald werden
Rot-Grün verbessert ab August die Förderung für Dachbegrünungen. Pflanzen sollen Starkregen trinken und Photovoltaikanlagen effizienter machen.
Auf dem Hallendach stellte der grüne Umweltsenator Jens Kerstan am Donnerstag das erweiterte Förderprogramm des rot-grünen Senats für die Dachbegrünung vor. Ziel ist es, bis 2020 damit 100 Hektar Dachfläche zu begrünen. Das entspricht dem Fünffachen der Binnenalster. Der Senat will dafür drei Millionen Euro ausgeben.
Mit dem Förderprogramm können sich Privatleute zum Beispiel 40 Prozent der Kosten einer Dachbepflanzung von der Investitions- und Förderbank ersetzen lassen. Es gilt nur für Gebäude, deren Begrünung nicht ohnehin schon durch den Bebauungsplan vorgeschrieben ist. Für ihre eigenen Gebäude hat sich die Stadt eine Selbstverpflichtung auferlegt. „Das hier ist ein ergänzendes Programm“, sagte Kerstan.
Der Senat hofft, mit der Begrünung dem Klimawandel begegnen zu können. „Gründächer sind ein wichtiger Faktor, um die Stadt vor Hitzeereignissen zu schützen“, argumentierte Kerstan. Unter den Dächern bleibt es im Sommer kühl, im Winter warm. Der Kühlungseffekt erhöht die Effizienz von Photovoltaikanlagen auf dem Dach, weshalb es dafür einen Förderzuschlag gibt.
Der Senat erhöht ab dem 1. August die Förderung für das freiwillige Begrünen von Dächern.
Privaten Eigentümern mit einem Dach zwischen 20 und 100 Quadratmetern Fläche werden pauschal 40 Prozent der Kosten erstattet.
Für größere Flächen und gewerbliche Eigentümer wird die Förderung pro Zentimeter und Quadratmeter Bodenschicht von 50 Cent auf einen Euro verdoppelt.
Voraussetzung ist eine Mindestdicke des Bodens.
Näheres unter www.ifbhh.de/gruendachfoerderung
Grüne Dächer binden das klimaschädliche Kohlendioxid (CO2), sie filtern den gesundheitsschädlichen Feinstaub aus der Luft und sie wirken als Puffer bei starken Regenfällen. Ein grünes Dach könne 40 bis 90 Prozent des Niederschlags zurückhalten, indem es das Wasser verzögert ableite oder verdunsten lasse, sagte Hanna Bornholdt, die die Gründach-Strategie der Behörde verantwortet.
Weder die Siele sind auf die in jüngerer Zeit verstärkt vorkommenden Sturzregen vorbereitet noch die Abwassersysteme der Häuser. „Flachdächer müssen eine große Masse an Wasser aufnehmen“, bestätigte Heinrich Stüven vom Grundeigentümerverband der taz. Bewachsene Dächer seien ein Garant dafür, dass die Gebäudedrainage nicht überfordert werde.
„Vom Ansatz her finde ich das ausgesprochen gut“, lobte Stüven die Gründachförderung. Viele Probleme, über die früher im Zusammenhang mit der Dachbegrünung gesprochen worden seien, hätten sich erledigt, etwa die Angst, dass die Wurzeln sich durch die Decke drücken könnten. Das größte Problem aus seiner Sicht ist die Statik, gerade bei Gebäuden, deren Dächer im Nachhinein begrünt werden sollen.
Bei Bestandsbauten müsse auf jeden Fall ein Statiker hinzugezogen werden, räumte auch Bornholdt ein. Oft sei die Sache aber unproblematisch. „Wenn da Kies drauf ist, hält es auch ein Gründach“, versicherte die Architektin. Deutschland sei führend beim Bau von Gründächern. In Ohlstedt gebe es eine Einfamilienhaussiedlung, deren Dächer seit den 30er-Jahren begrünt und die nur einmal saniert worden seien.
„Ein Gründach ist zwar in der Herstellung teurer, hält aber länger“, sagte Umweltsenator Kerstan. Es rechne sich langfristige auch ohne Zuschüsse für Investoren.
Die bewachsenen Dächer gibt es in ganz unterschiedlichen Ausführungen, die umso dickere Bodenschichten nötig machen: Eine extensive Begrünung mit Kräutern, Gräsern, Moosen und Fetthennen erhält sich weitgehend selbst. Sie findet sich oft auf Garagen oder Einfamilienhäusern und eignet sich auch für geneigte Dächer.
Eine intensive Begrünung mit Stauden und Sträuchern muss bei großer Trockenheit bewässert werden. Sie kann bis zu einem Dachgarten mit Rasen und sogar Bäumen ausgebaut werden. Kritiker der CCH-Erweiterung hatten bemängelt, dass nicht genug Erde aufs Dach geschüttet worden sei, um dort Bäume wachsen zu lassen.
In Hamburg gibt es jedenfalls noch reichlich zu tun: Nur ein Prozent von 85 Quadratkilometern Dachfläche seien bewachsen, sagte Bornholdt.
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