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DIE EUROPÄISCHE ZENTRALBANK SOLLTE DIE LEITZINSEN SENKENHoffnung ist immer ein guter Grund

Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen gestern nicht gesenkt, belässt das Leitzinsniveau weiter bei hohen 4,75 Prozent. Dabei würde es allmählich Zeit: Die Argumente für eine Zinssenkung nehmen zu, die Gegenargumente sind immer weniger haltbar.

Einer der Gründe, die scheinbar gegen eine Zinssenkung sprechen: die Inflation. In der Tat sind die Preise im vergangenen Jahr stärker gestiegen, als die EZB es mit zwei Prozent anvisiert hatte. Das aber war vor allem eine Folge des teuren Erdöls. Mittlerweile liegt der Ölpreis wieder auf jenem niedrigen Niveau, das vor der „Benzinkrise“ galt. Das Einzige, was überzeugten Geldwertfetischisten Sorge bereiten könnte, sind die steigenden Lebensmittelpreise aufgrund der BSE-Krise. Doch anders als beim Öl, das via Transportkosten fast alle Güter verteuert, wirken sich gestiegene Nahrungsmittelpreise nur beim Konsumenten aus.

Zweites Argument gegen die Zinssenkung: Die Geldmenge „M3“ – also Bargeld, Spar- und Girokonten der Eurozonen-Bewohner – weite sich zu schnell aus. Und tatsächlich wuchs diese Menge im Dezember noch um 5,2 Prozent. Doch bereits im Januar waren es nur noch 4,7 Prozent – was fast die EZB-Zielgröße von 4,5 Prozent anpeilt.

Für niedrigere Zinsen sprechen hingegen immer mehr Gründe: Die US-Flaute wird auch in Euroland das Wirtschaftswachstum weiter dämpfen. Hinzu kommt die Krise in Japan. Dort wie in den USA wurden die Zinsen in den letzen Wochen gesenkt; in Japan liegen sie nur noch bei symbolischen 0,15 Prozent! Und auch in Europa flacht der Aufschwung ab: Erst gestern revidierten Wirtschaftsinstitute ihre Wachstumsprognosen erneut nach unten.

Und wer weiß, vielleicht würde in Euroland gelingen, was die US-Zentralbank mit ihren Zinssenkungen nicht geschafft hat: dass die Aktienkurse wieder steigen. In den USA ist das zwar noch wichtiger als hier zu Lande, weil dort viel stärker auf Pump an der Börse spekuliert wurde. Doch auch in Europa könnten steigende Aktienkurse die Konsumnachfrage stimulieren. KATHARINA KOUFEN

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